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"Asteras Tripolis macht seit Jahren eine gute Arbeit"

Olympiakos, Panathinaikos, AEK Athen, PAOK, Aris Saloniki, Panionios – allesamt Vereine, die Jahre und Jahrzehnte als griechische Aushängeschilder galten.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Während Olympiakos weiterhin das Maß aller Dinge ist, hat sich PAOK als Nummer zwei etabliert, dahinter kommt schon Asteras Tripolis.

Für viele ist der Newcomer aus der 30.000-Einwohner-Stadt auf dem Peloponnes noch ein unbeschriebenes Blatt – sowohl national als auch international.

Doch die Entwicklung des 2007 erstmals in die Super League aufgestiegenen Senkrechtstarters spricht mit Platz drei in der Liga und als Cupfinalist für sich.

Griechischer Nobody mit Österreich-Connections

Wenn Rapid am Donnerstag in der Europa-League-Quali auswärts auf Asteras trifft, wird sich erstmals ein österreichischer Klub ein Bild vom griechischen Nobody machen.

Zwei Ex-Rapidler wären hingegen fast beim Drittrunden-Gegner der Hütteldorfer gelandet und teilen mit LAOLA1 ihre Erfahrungen: Helge Payer und Stefan Kulovits.

Den ehemaligen Teamtorhüter verschlug es beinahe vor einem Jahr nach Tripoli, ein Jahr später wäre auf Vermittlung Payers fast sein Kumpel Kulovits dort gelandet.

„Natürlich hätte es mich interessiert, aber vom Leben her war es auf der Insel Lesbos sicher schöner. Am Peloponnes, wo Tripoli liegt, sind es ca. 40 Minuten zum Meer, ich hatte nur 40 Sekunden “, scherzt Payer, nachdem sich Asteras gegen ihn und für Marton Fülop entschied.

„Spieler wollen zu Olympiakos oder Asteras“

Der Welser wechselte daraufhin zu AEL Kalloni, hatte sich aber zu diesem Zeitpunkt bereits Infos über seinen damals möglichen neuen Arbeitgeber eingeholt.

„Asteras Tripolis ist zur Zeit hinter Olympiakos die zweite Top-Mannschaft. Aus dem einfachen Grund, dass dort einer das Sagen hat, der sehr viel Geld hat. Sie machen seit Jahren eine gute Arbeit, deswegen ist es eine Top-Mannschaft.“

Obwohl der Verein noch nicht lange Erstliga-Luft schnuppert, hat man sich schon ein gutes Standing aufgebaut, wie Payers Kontakte in Griechenland bestätigten.

„Der Verein ist noch nicht lange dabei, aber in den letzten drei, vier Jahren sind sie immer besser geworden. In Griechenland wollen die Spieler zu Olympiakos, dann kommt zur Zeit schon Asteras.“

Sportlich interessant, aber Risiko zu groß

Auch Kulovits hätte die Aufgabe gereizt, allerdings haben ihn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor einem Wechsel ins Land des Europameisters von 2004 abgehalten.

„Sportlich wäre es eine sehr interessante Aufgabe mit der Euro League gewesen, die griechische Liga ist auch eine sehr gute. Allerdings war mir das Risiko zu groß. Sicherheit heißt für mich auch Geld und nicht, dass man ihm drei, vier Monate nachrennen muss.“

Die Euro-Krise trägt ihren Teil dazu bei, dass Griechenland längst nicht mehr als Ziel Nummer eins gilt, auch wenn sich von der fußballerischen Qualität nur wenig geändert hat.

„Man hört, dass es ein seriös geführter Verein ist. Die Quellen sind halt Griechen, die sagen, dass man sich keine Sorgen machen muss. Aber man hat auch bei Andi Ivanschitz gemerkt, wie schnell es in die andere Richtung geht“, spielt Kulovits auf dessen Panathainaikos-Gastspiel an.

„Der kann auch eine gute Rolle in Europa spielen“

Das kann Payer, der sich über die letzten ein, zwei Jahre, auch aufgrund seines Griechenland-Engagements, gute Kontakte im Ausland aufgebaut hat, nur bestätigen.

„AEK, Panionios oder Panathinaikos haben natürlich eine Tradition, aber sie sind zurzeit bei griechischen Spielern nicht so gern gesehen, weil man weiß, dass man dort das Geld nicht kriegt und es nicht passt.“

Asteras Tripolis soll sowohl sportlich als auch wirtschaftlich eine Ausnahme darstellen und sich auch aufgrunddessen in der griechischen Rangliste nach vorne gearbeitet haben.

„Der Klub hat es heuer zum zweiten Mal geschafft, sich für Europa zu qualifizieren. Wer in der griechischen Meisterschaft Dritter wird und im Cup-Finale steht, kann auch eine gute Rolle in Europa spielen“, warnt der nun bei Sandhausen untergekommene Ex-Rapidler Kulovits.

In der Meisterschaft verspielte die mit Spaniern und Argentiniern gespickte Truppe nur knapp die Teilnahme an der Champions League, im Cup-Finale war nur Meister Olympiakos eine Nummer zu groß.

„In Rapids Phase ist absolut niemand zu unterschätzen“

Davor, die Griechen zu unterschätzen, warnen beide Ex-Rapidler, denn die Statistik gegen österreichische Vereine spricht knapp aber doch für die Hellenen.

6:7 lautet die Bilanz in K.o.-Duellen, in insgesamt 35 Spielen gab es 13 Siege, 7 Remis und 15 Niederlagen für die rot-weiß-roten Vertreter bei einem Torverhältnis von 42:38.

„Warum sollte man sie auch unterschätzen? In den letzten Jahren sind die griechischen Vereine immer weiter gekommen. Ich glaube schon, dass Asteras Favorit ist“, meint Payer.

Sein treuer Freund aus gemeinsamen Zeiten in St. Hanappi pflichtet ihm in dieser Hinsicht bei. „Jeder der sich im Fußball auskennt und Champions- und Europa-League verfolgt, sieht griechische Vertreter wie Olympiakos jährlich in der Champions League. PAOK war voriges Jahr sehr heimstark. Da haben wir im Rückspiel einen guten Tag erwischt, aber man hat schon auch die Qualität von PAOK gesehen.“

Das alles spricht für die Favoritenrolle von Asteras Tripolis. Obendrein schließt Kulovits mit den Worten: „Überhaupt in der Phase, in der sich Rapid gerade befindet, ist absolut niemand zu unterschätzen.“


Alexander Karper