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Fehler-Analyse der EL-Fighter zeigt Parellelen

Fehler-Analyse der EL-Fighter zeigt Parellelen

Drei Spiele, drei Niederlagen, eine Meinung: Dem österreichischen Fußball wurden seine natürlichen Grenzen aufgezeigt.

Egal ob am Schauplatz Graz-Liebenau, am Schauplatz Wien-Favoriten oder am Schauplatz Pariser Prinzenparkstadion: Die Ereignisse glichen einander.

Ambitioniert begonnen, durch individuelle Fehler in Rückstand geraten und schließlich nicht mehr in der Lage, der überlegenen Qualität des Kontrahenten Entscheidendes entgegenzusetzen.

Somit zog Meister Sturm gegen Lokomotiv Moskau ebenso mit 1:2 den Kürzeren wie die Wiener Austria gegen Metalist Charkiv. Red Bull Salzburg musste sich bei Paris Saint-Germain 1:3 geschlagen geben. Macht unter dem Strich null Punkte für Rot-Weiß-Rot.

In der Analyse dieser drei Pleiten gibt es einige Parallelen. LAOLA1 zeigt diese auf:

QUALITÄT:

Für alle drei Gegner der ÖFB-Vertreter gilt: Vom Spielermaterial her sind sie besser. So viel Realismus ist nicht nur erlaubt, sondern gefordert. Für einen Sieg müsste, wie es so schön heißt, „alles passen“. Potenzielle Erfolgserlebnisse von vornherein auszuschließen, wäre jedoch der falsche Zugang. Sturm-Coach Franco Foda klingt bereits wie ein Teamchef, wenn er meint: „Dass der Gegner mehr Qualität hat, wussten wir. Aber ich kann nur immer wieder betonen: Durch eine gute taktische Grundordnung, Laufbereitschaft, Aggressivität und zielstrebiges, schnelles Spiel nach vorne kann man an einem Tag gegen jede Mannschaft der Welt bestehen.“ In der Anfangsphase  lieferten die Grazer durchaus den Beweis für diese Einschätzung, aber leider auch nur da. Foda: „Diesen Tempo-Fußball muss man über 90 Minuten bringen, 30 Minuten sind einfach zu wenig.“ Vor allem die Passqualität („fehlende Schärfe der Pässe“) war dem Deutschen ein Dorn im Auge. Ähnlich erging es der Austria, in Österreich eines der spielstärksten Teams, in dieser Partie in punkto Ballbehandlung aber weit vom Können des Gegners entfernt. In Halbzeit zwei wurde die Pausenführung vergeigt. „Charkiv war uns im technischen Bereich und in der Schnelligkeit überlegen. Die Ukrainer waren eine Klasse stärker als die Austria“, gab Trainer Karl Daxbacher zu.

FINANZIELLE MÖGLICHKEITEN:

Geld schießt eben doch Tore. Die jeweiligen Gegner des ÖFB-Trios bewegen sich keineswegs in der europäischen Topklasse, sind von der finanziellen Potenz her dennoch Lichtjahre entfernt. Salzburg ist in der Bundesliga der allseits beneidete Krösus. Das Budget beträgt kolportierte 40 Millionen Euro – PSG ließ sich allein Mittelfeld-Star Javier Pastore deren 42 kosten. 60 Millionen gegen 15 Millionen lautete die Ausgangslage beim Duell Charkiv gegen Austria. Im ukrainischen Fußball spielt Geld genauso wenig eine Rolle wie der Einbau von heimischen Talenten. Shachtjor Donezk hat es vorgemacht, Charkiv nachgemacht. Austrias Kontrahent lief quasi mit einer Südamerika-Auswahl auf. Gleich acht Spieler aus Argentinien und Brasilien tummelten sich in der Startelf. Abwehrchef Papa Gueye aus Senegal komplettierte den „Legionärs-Wahnsinn“. Dementsprechend auch die Spielgestaltung. Flüssige Kombinationen, kaum Ballverluste und frühes Pressing. „Diese Spieler haben vielleicht keine großen Namen, aber eine unglaubliche Qualität. Das hat man heute gesehen“, musste Linz die Überlegenheit der Gäste anerkennen.

INDIVIDUELLE FEHLER:

Gegen qualitativ hochwertigere Gegner ist die Minimierung von Fehlern das oberste Gebot. Gerade Salzburg machte es PSG phasenweise zu leicht. Stefan Maierhofer wusste nach dem Spiel, dass er mit einer sinnlosen, weil überhasteten Aktion den verkrampften Franzosen neues Leben einhauchte. „Das 0:1 nehme ich auf meine Kappe, da darf ich den Einwurf nicht so machen“, zeigte sich der Sturmtank selbstkritisch. Auch die beiden weiteren Gegentore waren von haarsträubenden Eigenfehlern geprägt, wie etwa den Fehlpass von Jakob Jantscher, der das 0:3 einleitete. In Wien und Graz teilte man sich indessen den Frust, dass man jeweils durch Standards besiegt wurde. „Es ist sehr ärgerlich, dass wir gegen eine so spielstarke Mannschaft die Tore aus Standards bekommen“, gab Daxbacher zu Protokoll. Sturm ließ sich gar zwei Mal binnen zwei Minuten überrumpeln. „Wir üben solche Situationen 100 Mal im Training, da entstehen fast nie Tore. So einfache Tore darf man einfach nicht bekommen.“

FEHLENDE CLEVERNESS:

Auf internationalem Niveau ist naturgemäß noch mehr Abgebrühtheit als in heimischen Gefilden gefragt. Diese vermisste Salzburg-Coach Ricardo Moniz bei seinen Schützlingen: „Durch Mangel an Disziplin und Cleverness haben wir uns selbst oft in Bedrängnis gebracht. Wir schießen ohne Druck zu viele Bälle weg, dabei darfst du den Ball gerade gegen solche Spitzenteams nicht so leicht hergeben.“ Die „Bullen“ begingen den bei Underdogs nicht seltenen Fehler, ein wenig zu ungestüm zu agieren, wie Fränky Schiemer feststellte: „Wir waren oft zu übermotiviert, sind blind nach vorne gegangen und haben auf die Verteidigung vergessen. Nach unseren Ballverlusten ist immer die Post abgegangen.“ Bei Sturm machte sich speziell das Fehlen von international routinierteren Kräften wie Jürgen Säumel oder Roman Kienast bemerkbar, die sich beide in die lange Verletztenliste einreihen. „Uns fehlt ein Leadertyp, der die Mannschaft dann auch führt“, gestand Foda.

FEHLENDES LIGA-NIVEAU:

Der „Teufelskreis“ schließt sich auf rot-weiß-rotem Boden. Richtige Ausnahmekönner finden selten den Weg in die österreichische Liga – selbst Red Bull vermag nicht die großen Kracher an Land zu ziehen. Ergo stagniert auch das Niveau der Liga. Vor allem international merkt man immer wieder, dass Mannschaften wie Salzburg in den heimischen Gefilden zu wenig gefordert sind. Schiemer spricht die Problematik offen an. „Gegen Kapfenberg fallen Fehler, wie wir sie in Paris gemacht haben, kaum auf.“ Bei den internationalen Auftritten werden die Defizite dagegen nicht nur klar aufgezeigt, sondern auch eiskalt ausgenützt. Dass der Weg der finanziellen Vernunft, den große Teile der Liga sinnvollerweise eingeschlagen haben, auf Kosten der internationalen Konkurrenzfähigkeit gehen kann, liegt auf der Hand. Man wird wohl vor allem auf die Lerneffekte aus Partien wie diesen setzen müssen. Dann könnte die Kluft zur europäischen Spitze für Österreichs Vertreter wieder etwas kleiner werden.

Kurt Vierthaler/Peter Altmann/Martin Wechtl