Die Klub-Spitze nahm den Einschnitt zum Anlass, um die Entwicklung des Vereins auf die nächste Stufe zu heben. Bevor nach einem Gross-Nachfolger gefahndet wurde, wurde die Ausrichtung des Vereins grundsätzlich hinterfragt. „Welches sind unsere Werte und wie übertragen wir sie auf die Mannschaft, also die 30 wichtigsten Angestellten des Klubs? Welche Show wollen wir unten auf dem Rasen bieten?“, lässt Heusler die Fragen, die sich der FCB damals gestellt hat, Revue passieren.

Das Schlagwort „Demut“ trifft die damaligen Erkenntnisse wohl am besten. Die Idee – in Basel spricht man nicht so gerne von Konzepten, will beweglich bleiben – ist ein in der Region verwurzelter Klub, der seinen Fans verpflichtet ist, viel Wert auf die Nachwuchsarbeit legt und finanziell stets auf der sicheren Seite stehen will.

„Der FCB hat ein Selbstverständnis entwickelt, in dem für einen Trainer klar sein muss, dass es ein paar Regeln gibt und Sachen, die nicht verhandelbar sind“, legt Knäbel diesen Paradigmenwechsel auf die sportliche Leitung um. Heusler ergänzt: „Der Trainer kann sich viel besser auf seine Aufgabe konzentrieren, weil er nicht ständig in der Zwickmühle zwischen kurzfristigem Erfolg und langfristiger Planung steckt. Letzteres ist eindeutig die Aufgabe der Klub-Verantwortlichen.“

Die Drittel-Philosophie

Die langfristige Planung steht auf drei Säulen. Ein Drittel Einkäufe gestandener Spieler, ein Drittel Eigenbaukicker, ein Drittel gescoutete Top-Talente. Wer sich die Basel-Kader der letzten Jahre ansieht, stellt fest, dass die Umsetzung dieser Philosophie perfekt funktioniert.

So wurde der Verein nicht nur unabhängig von Oeris Millionen, sondern erwirtschaftet dank Transfer-Einnahmen und regelmäßigen Teilnahmen am Europacup Jahr für Jahr sogar ein Plus. Die Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2012 sprechen eine deutliche Sprache – über 65 Millionen Euro Umsatz, fast 15 Millionen Euro Gewinn. Die Sicherheiten der „FC-Basel-Gruppe“, bestehend aus der FC Basel AG, der FC Basel Holding und der Berchtold Catering AG, belaufen sich auf etwas mehr als 26 Millionen Euro.

Die Parade-Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit für die überaus erfolgreiche Transferpolitik: Mohamed Salah wurde 2012 für 2,5 Millionen Euro von den Arab Contractors geholt und diesen Winter für 13,2 Millionen an Chelsea verkauft. Aleksandar Dragovic kam im Winter 2010/11 für rund eine Million von der Austria und wurde im Sommer für neun Millionen an Dynamo Kiew veräußert. Die Eigenbauspieler Xherdan Shaqiri (11,8 Mio. zu Bayern) und Granit Xhaka (8,5 Mio. zu Gladbach) spülten über 20 Millionen in die Kassen. Der jüngste Coup gelang dieser Tage mit dem Transfer von Goalie Yann Sommer nach Gladbach, rund neun Millionen sollen die Deutschen bezahlen.

Auf der ständigen Suche nach Verbesserung

Das System funktioniert und es wird ständig an ein paar Schrauben gedreht, um es weiter zu verbessern. So übernahm der Verein vor rund einem Jahr das Stadionmarketing von der Genossenschaft, der der St.-Jakob-Park gehört, wodurch die Einnahmen weiter gesteigert werden sollen.

Die Evolution des FC Basel ist also noch lange nicht abgeschlossen. Aber sie hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Schweizer Konkurrenz die Jungs aus dem Joggeli nur noch aus der Ferne sieht.

Damit konnte vor 20 Jahren niemand rechnen, als Roy Hodgson mit seinem Schweizer WM-Kader in die USA aufbrach. Nicht einmal Adrian Knup, der als Stürmer mitdurfte. Er ist heute übrigens Vizepräsident des FC Basel.


Harald Prantl