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Beichler: "Heute gibt es einfach keine Ausrede"

Beichler:

Kollektive Fassungslosigkeit in Graz-Liebenau.

Als fünf Minuten vor Spielende selbst die hartgesottene Nordkurve den Support für ihr Team aufgab und Sturm vor knapp 8.000 Zusehern ein um den anderen Angriffsversuch in den Sand setzte, war die Blamage gegen UBK Breidablik schon besiegelt.

Auch wenn die Bälle von links und rechts in Richtung Strafraum der Isländer gedroschen wurden, wussten die Anhänger der Blackies irgendwann, dass an diesem Abend nicht einmal ein Wunder helfen würde.

Nach Schlusspfiff fehlten den Grazern - nach Ideen und Taten am Feld - auch die Worte. „Es ist schwer irgendetwas zu sagen, aber es ist einfach deprimierend“, versucht Daniel Beichler als erster seine Gedanken zu ordnen.

"Kann die Fans verstehen"

Der Rückkehrer, der in der zweiten Halbzeit das Ruder noch einmal herumreißen sollte, sah schon vor der Pause eine erschreckend schwache Heimelf. „Ich sage nicht gern etwas, wenn ich nicht spiele, aber es war in der ersten Halbzeit zu wenig für unsere Ansprüche. Nach der Pause haben wir alles probiert, aber uns haben einfach die Mittel gefehlt.“

Noch bevor die Saison so richtig Fahrt aufnimmt, droht die entfachte Euphorie nach dem ohnehin schon katastrophalen Frühjahr schon wieder zu erlischen. „Es ist vor allem deshalb so bitter, weil wir die Fans vor dem ersten Heimspiel in der Bundesliga gegen uns aufgebracht haben. Ich verstehe sie vollkommen. Es kann einfach nicht sein, dass wir gegen diese Mannschaft ausscheiden“, schüttelt Beichler den Kopf.

Dass es nicht ein einziges Mal klappte, gegen Breidablik in 180 Minuten ein Tor zu machen, kann er sich selbst nicht erklären. „Darüber müssen wir uns in den nächsten Tagen wirklich Gedanken machen. Das kann einfach nicht unser Anspruch sein. Nicht nur als Sturm Graz sondern auch als österreichischer Vertreter.“

Lob für bissige Isländer

Auch wer gedacht hätte, dass den Gästen, die derzeit in ihrer Heimat nur um die 15 Grad gewöhnt sind, bei der großen Hitze irgendwann die Luft ausgeht, lag weit daneben. „Wenn die Temperaturen jemand gewöhnt war, dann wir. Es gibt heute einfach keine Ausrede“, sagt Beichler und zollt dem Gegner Lob und Anerkennung. „Sie haben es uns wirklich vorgemacht, wie man mit fußballerisch weniger Mitteln beißt.“

Schon im Frühjahr der letzten Saison musste das Liebenauer Publikum mit seiner Mannschaft geduldig sein. Neben groben Schnitzern in der Defensive waren Torchancen Mangelware. „Das können wir mit dem Frühjahr nicht vergleichen, weil wir doch eine neue Mannschaft sind“, lässt Torhüter Christian Gratzei den Vergleich nicht zu.

Auch wenn die Fehler die gleichen geblieben sind. „Wir müssen uns einfach besser verkaufen, torgefährlicher sein und hinten weniger Fehler machen. Aber so kurz nach der Partie bin ich auch ein bisschen ratlos“, muss der Routinier zugeben.

Gratzei: Kein Düdelingen-Vergleich

Der mancherorts angestellten Vergleich mit dem Aus von Red Bull Salzburg gegen Düdelingen im vergangenen Jahr ist für den zehnfachen ÖFB-Teamgoalie fehl am Platz.

„Natürlich haben wir den Anspruch, dass wir gegen sie gewinnen, aber es ist doch ein Unterschied zwischen einem Budget von 11 Millionen und einem von 50 Millionen. Das ist ein bisschen weit hergeholt würde ich sagen. Sinngemäß hätten wir gegen Paris auch nicht gewinnen dürfen, auch wenn es ein Testspiel war. Fakt ist, dass es ein Scheiß ist, wenn du hier gegen Isländer ausscheidest“, sitzt der Frust hörbar tief.

Nichts desto trotz bleiben Sturm nach der Blamage nur zwei Tage, bis mit den als „Village-People“ auf einem Match-Plakat etwas verunglimpften Grödigern, der nächste Gegner in Graz gastiert.

"Da gilt es wieder auf Null zu stellen. So weh es heute auch tut, aber wir müssen wieder bereit sein. Leicht wird es da aber auch nicht", weiß Gratzei.

 

Andreas Terler