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"Alleine auf der Liste zu stehen, ist schon toll"

Jonatan Soriano ist auch in Schottland ein gefragter Mann.

Bei der Ankunft von Red Bull Salzburg in Glasgow war der einzige schottische Fotograf nur auf der Suche nach dem Kapitän des Europa-League-Gegners von Celtic am Donnerstag (21:05 Uhr).

Das Boulevard-Blatt "Daily Record" berichtete groß (und reißerisch, siehe Bild) über den Salzburger Star. 

Kein Wunder, ist der 29-Jährige dieser Tage wieder in prächtiger Torlaune – und auch ein Kandidat für das UEFA Team des Jahres 2014. Der spanische Goalgetter steht, wie am Dienstag bekannt wurde, auf der 40 Spieler umfassenden Shortlist.

„Das ist ein Wahnsinn“, freut er sich bei LAOLA1.

Eigentlich ist es gar nicht so ein Wahnsinn, schließlich hat „El capitan catalan“ im Kalenderjahr 2014 sogar mehr Tore (53) als Cristiano Ronaldo (50) erzielt, obwohl der Superstar in dieser Spielzeit alleine schon in La Liga in elf Partien 20 Mal genetzt hat.

Soriano hält 2014/15 bei aktuell 28 Treffern in insgesamt 26 Partien und trifft genauso wie vergangene Saison alle 75 Minuten, als er in 43 Partien 48 Mal netzte.

„Die Zahlen sprechen einfach für sich“, sagen Sportchef Ralf Rangnick und Trainer Adi Hütter unisono.

Zahlen sprechen für sich

Der Coach ergänzt: „Wie viele Tore er in so kurzer Zeit erzielt hat – er hat bewiesen, dass er ein Knipser ist. Und er ist ein toller Kapitän, der Zeichen durch seine Qualitäten und Leistungen am Platz setzt.“

Im Interview spricht der Führende der BL- und EL-Torschützenliste über die große UEFA-Ehre, seinen Lieblings-Stürmer und die Zukunft, die gut möglich in Salzburg liegt.

LAOLA1: Du bist unter jenen 40 Spielern, die für das UEFA Team des Jahres 2014 in Frage kommen. Was bedeutet dir diese riesige Ehre?

Jonatan Soriano: Es ist super und einfach unglaublich für mich, auf dieser Liste zu sein. Ich bin einfach nur sehr glücklich darüber. Das sind natürlich alles sehr klingende Namen und sehr gute Spieler. Dass ich da dabei bin, das klingt schon ein wenig komisch.

LAOLA1: Warst du folglich überrascht?

Soriano: Im ersten Moment war es schwierig für mich, weil ich die Liste gar nicht kannte. Dann sehe ich mich als einer dieser zwölf sehr guten Spitzen. Das ist Wahnsinn.

Das Boulevard-Blatt "Daily Record" zeigt sich reißerisch

LAOLA1: Wie siehst du deine Chancen, ins Team des Jahres zu kommen?

Soriano: Ich glaube nicht, dass ich das schaffen werde. Alleine auf der Liste zu stehen, ist schon toll für mich. Es haben mich zwar viele Leute angerufen und mir gesagt, sie werden für mich voten, aber es ist schwierig, wenn man weiß, dass Spieler wie Messi, Ronaldo, Neymar dabei sind. Für mich ist das so schon super.

LAOLA1: Wer ist vom Spieler-Typ dein Lieblings-Stürmer in der Auswahl?

Soriano: Karim Benzema. Cristiano Ronaldo und Lionel Messi sind natürlich super Spieler, aber sie sind keine Nummer 9. Sie sind überall in der Offensive. Als Nummer 9 ist es Benzema für mich. Ich schaue mir auch etwas ab, sehe mir seine Bewegungen an, auch wenn wir unterschiedlich sind.

LAOLA1: Du triffst wie vergangene Saison alle 75 Minuten. Ist das Toreschießen einfach geworden?

Soriano: Nein! Es ist dank der Mannschaft so. Es ist klar, dass ich so weiterspielen muss, aber es braucht dafür auch gute Spieler rundherum. Mit so einer Mannschaft ist es dann einfach. Ich alleine kann das nicht. Ich habe auch nicht das erklärte Ziel, so viele Tore zu schießen wie vergangene Saison. Ich will natürlich Tore schießen, aber mein Ziel sind nicht wieder 48 Tore. Ja, vielleicht werden es mehr oder weniger, aber ich will einfach nur Tore erzielen und das Spiel gewinnen.

LAOLA1: Was auffällt, die Freistöße sind diese Saison noch mehr zu deiner Waffe geworden Was hat sich verbessert? Man hört, im Training hast du schon immer viele versenkt.

Soriano: Ja, aber im Training hast du keinen Druck. Da habe ich die Tore gemacht. Aber im Spiel ist der Druck anders, die Mauer anders. Ich habe einfach viel trainiert, auch was den Kopf betrifft. Du musst dir im Spiel andere Optionen überlegen. Gemeinsam mit den Trainern haben wir besprochen, was in den verschiedenen Situationen besser ist. Welche Seite ist besser? Ist hier mehr Effet angebracht? Braucht es da weniger Power? Wir schauen uns das an und besprechen, wir trainieren das jede Woche sehr gut. Es ist dieses Jahr besser geworden, aber es ist noch nicht super.

LAOLA1: Sadio Mane ist weg, Kevin Kampl am Sprung. Wie sieht es bei dir mit der Zukunft aus?

Soriano: Es ist in jedem Fall klar, dass ich nach dieser Saison noch zwei Jahre Vertrag in Salzburg habe. Im Fußball ist alles möglich und du kannst einfach nichts vorhersagen. Aktuell habe ich kein Angebot eines anderen Vereines. Wenn ich ein gutes habe, dann spreche ich mit Ralf Rangnick und Christoph Freund und wir schauen, was am besten ist. Es ist auch klar: Ich bin sehr glücklich in Salzburg und ich möchte auch hier bleiben. Aber wie gesagt, im Fußball ist alles möglich.

LAOLA1: Welcher Klub könnte dich locken? Auch ein prominenter Mittelständler?

Soriano: Ich möchte bei einem Klub wie Red Bull Salzburg spielen. Der nach vorne spielt und erfolgreich ist. Ich will Titel gewinnen. Das ist aber ohnehin schwierig. Und mir geht es auch nicht um das Geld. Vielleicht kann ich bei einem anderen Klub mehr Geld bekommen, aber das interessiert mich nicht. Ich spiele, um zu gewinnen. Egal in welchem Bewerb, egal in welchem Spiel. Ich möchte in einer großen Mannschaft spielen.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler