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Rapid-Fans beschimpften in Trondheim eigene Spieler

Rapid-Fans beschimpften in Trondheim eigene Spieler

"Eigentlich dürften wir so ein Spiel nicht verlieren."

Deni Alars Statement im Gespräch mit LAOLA1 nach der 2:3-Niederlage bei Rosenborg Trondheim verursacht bei dem einen oder anderen wohl ein Deja-vu-Erlebnis.

Gut gespielt, viele Chancen erarbeitet, dem Gegner Paroli geboten - das hörte man zumindest schon nach drei der vier bisherigen Europa-League-Begegnungen.

Immer wieder die alte Leier, denn im fünften Spiel setzte es die fünfte Niederlage. Was unschöne Aktionen der Fans gegen einzelne Spieler allerdings beileibe nicht rechtfertigt.

Fans beschimpfen eigene Spieler

Denn zusätzlich zu den bereits bekannten Sprechchören und Transparenten gegen die Vereinsführung griffen die mitgereisten Anhänger erstmals eigene Spieler an.

Linksverteidiger Thomas Schrammel, dem mit seinem ersten Pflichtspieltor im grün-weißen Dress der zwischenzeitliche Ausgleich zum 1:1 gelang, konnte ein Lied davon singen.

Der 25-Jährige wurde besonders in Beschuss genommen und verweigerte daraufhin nach dem Schlusspfiff, sich von den eigenen Supportern zu verabschieden.

"Ich persönlich bin reingegangen, weil ich in der ersten Halbzeit sehr beschimpft worden bin. Da sind Wörter wie "Hurenkind" gefallen", war Schrammel aufgelöst.

Reaktion von außen sinnbildlich für Situation

Die vergangenen Wochen haben Spuren hinterlassen, auch beim Anhang. Derartige Gehässigkeiten haben aber auf einem Fußballplatz nichts zu suchen.

"Ich weiß nicht, warum sie das tun. Ich habe ihnen nichts getan", rang der Defensivspieler nach Worten. Seine Kollegen wurden beim Versuch sich zu bedanken, ebenfalls mit Pfiffen und Schimpfwörtern bedacht und drehten nach wenigen Metern wieder um.

Die Situation spitzt sich zu. Wohin die Proteste noch führen sollen, ist derart nicht abzusehen.

"Das passt zu der schwierigen Situation", war auch Schöttel konstaniert. "Die Fans reagieren auf ihre Art und Weise. Wie sie es machen, ist aber nicht gut", führt Schöttel die Verunsicherung der Mannschaft auch auf das ungeduldige Umfeld zurück.

Null Punkte gegen Rosenborg? "Unerklärlich"

Doch auch abseits der Fan-Problematik hatte der Chefbetreuer allen Grund zum Ärger.

"Wenn man die zwei Spiele gegen Rosenborg betrachtet und da mit null Punkten rausgeht - das finde ich unerklärlich", konnte Trainer Peter Schöttel den Spielverlauf nicht fassen.

Rapid startete beherzt in die Partie und fand gute Möglichkeiten vor, um das Spiel in die richtigen Bahnen zu lenken. Doch einmal mehr machte die mangelhafte Chancenverwertung den Hütteldorfern einen Strich durch die Rechnung.

"Bei meiner Chance müssen wir in Führung gehen", merkte Alar, der freistehend vor dem Keeper den Ball am langen Eck vorbeisetzte, an.

"Jeder hat geglaubt, dass heute unser Tag ist"

Rosenborg ging mit der ersten nennenswerten Chance in Führung, als Chibuike vier (!) Rapidler austanzte und einschob. Erst nach dem Seitenwechsel konnte sich Rapid vom Schock erholen und wieder Akzente setzen.

"In der Halbzeit ist angesprochen worden, dass wir uns vor dieser Mannschaft nicht verstecken dürfen und nicht schlechter sind. Das hat sich dann gezeigt", so Alar weiter.

Denn Rapid drückte und münzte die Überlegenheit durch Treffer von Schrammel und Boyd in Zählbares um.

In dieser Phase war spürbar, dass Rapid mit aller Kraft die ersten Punkte einfahren wollte. "Jeder hat geglaubt, dass heute unser Tag ist. Leider war er es nicht", musste Markus Heikkinen zugeben.

Ein weiteres Mal mit leeren Händen

Denn mit der 2:1-Führung ging im Lerkendal-Stadion die Ordnung verloren. Ein Doppelschlag von Elyounoussi und Prica sorgten für die Entscheidung.

"Das zweite und das dritte Tor waren sehr billig und unglücklich", meinte Alar. Heikkinen ergänzte: "Ich weiß nicht, wie wir das aus der Hand geben konnten."

Die Defensive präsentierte sich einmal mehr vogelwild, während der Ball vorne kein weiteres Mal mehr ins Tor wollte.

So blieb Schöttel nichts anderes übrig, als das zu wiederholen, was er in den vergangenen Wochen schon so oft musste.

"Schlussendlich bleibt wieder eine Niederlage. Die Frage, dass wir immer noch die einzige Mannschaft mit null Punkten sind, wird es somit in zwei Wochen gegen Kharkiv noch einmal geben."


Aus Trondheim berichtet Alexander Karper