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"Brauchen dementsprechenden Kader"

Den historischen Abend von Glasgow werden die Salzburger nicht so schnell vergessen.

Der erste Erfolg eines ÖFB-Klubs in Schottland im 14. Anlauf wird noch länger im Kopf bleiben, ebenso wie die Atmosphäre im legendären Celtic Park, auf die man nicht jede Woche trifft.

Nach dem vierten Sieg im fünften Spiel und dem abermaligen Gruppensieg steigt freilich bei vielen schon die Vorfreude auf das Europa-League-Sechzehntelfinale, das im Februar über die Bühne geht.

Ein Sieg, der Hoffnung macht

Auch wenn man sich das Leben selbst schwer machte und Celtic schon bessere Zeiten in seiner glorreichen Geschichte hatte, die Leistung beim 3:1 in Schottland – vor allem in der ersten halben Stunde – macht einige Hoffnung für das Frühjahr. Zudem ließ man kaum Top-Chancen zu.

„Ich hatte heute nicht so viel zu tun. Bei Celtic auswärts nur zwei Torchancen zuzulassen, das ist nicht schlecht. Wir haben sehr gut verteidigt“, freute sich Goalie Peter Gulacsi über die Leistung.

Nach dem abschließenden Gruppenspiel gegen Astra Giurgiu folgt die Auslosung und dann wird Salzburg wissen, gegen wen es am 19. Februar 2015 zuerst auswärts rangeht.

„Kracher bekommen und wegputzen“

Ein schwereres Los wie vergangene Saison Ajax Amsterdam macht den wieder selbstbewussten Salzburgern nichts, wie etwa Martin Hinteregger zum Besten gibt.

„Wenn wir stärkere Gegner vor die Nase bekommen, wachsen wir auch über uns hinaus. Das hat man gegen Zagreb und Celtic gesehen. Wir sind überglücklich, dass wir Erster sind und jetzt hoffen wir, dass wir den einen oder anderen Kracher bekommen und die auch wegputzen.“

Salzburg nähert sich phasenweise wieder seiner Form von vergangener Saison, wenngleich das System nun ein anderes ist und die Umsetzung des Gegenpressings weiter hinten stattfindet.

Nach dem Drama von Malmö haben sich die „Bullen“ aber insofern erfangen, als dass sie souverän den Gruppensieg fixierten, im Cup überwintern und in der Liga als Erster den Vorsprung ausbauten.

Hütter hat das Ruder erfolgreich herumgerissen

Trainer Adi Hütter hat das Ruder erfolgreich herumgerissen.

„Wir haben nach dem Abgang von Sadio Mane umstellen müssen, weil Flügelspieler Mangelware waren. Das haben wir gut trainiert und das hat er gut gemeistert“, lobt Hinteregger seinen Coach.

Der hat das ganz große verpasste Saisonziel im Hinterkopf, sieht aber die Truppe auf gutem Wege.

Etwa was das Umgehen mit größeren Kulissen in der Fremde angeht.

„In Malmö haben wir uns einfach nicht gut angestellt, da war die Kulisse extrem, auch wenn es zehntausend weniger waren. Ich bin mir sicher, dass wir daraus etwas gelernt haben. Es war wichtig, dass wir in dieser Gruppe ins Sechzehntelfinale kommen. Dass wir nach fünf Runden mit 13 Punkten da stehen, ist schon beachtlich. Ich denke, die Mannschaft lernt von Jahr zu Jahr dazu und hat sich im Duell mit einer sehr guten Mannschaft in Europa durchgesetzt. Deswegen hat sie, was solche Situationen betreffen, in der Weiterentwicklung einen Schritt nach vorne gemacht hat.“

So sieht das auch Kevin Kampl: „Vergangene Saison sind wir viel zu früh ausgeschieden, da hat es nicht sollen sein. Ich hoffe, wir gehen gestärkt aus Niederlagen wie Malmö oder Basel heraus.“

Fragezeichen hinter dem Kader

Der 24-Jährige könnte allerdings wie Andre Ramalho bereits im Winter weg sein, hinter dem Kader für das Frühjahr stehen bekanntlich Fragezeichen. Das wissen auch die Spieler.

„Jetzt schauen wir mal, was mit der Mannschaft passiert. Ob es Zu- und Verkäufe gibt, das sehen wir dann ohnehin“, sagt Hinteregger, der bleibt: „Ich bin nach dem Winter sicher noch hier.“

Der Innenverteidiger hatte ein Gespräch mit der sportlichen Leitung gesucht und es auch geführt.

„Das eine oder andere wurde versichert, dass ich zuversichtlich in die Frühjahrssaison oder in die nächste Saison gehen kann“, hält sich der Kärntner bedeckt. Hinteregger sollte als überzeugter Red-Bull-Athlet („Red Bull fließt in mir“) aber über kurz oder lang bei RB Leipzig landen.

Hütter: „Brauchen dementsprechenden Kader“

Der Großteil wird auch nach dem Frühjahr in Salzburg spielen. Ansonsten deponierte auch Trainer Adi Hütter in Glasgow seinen Wunsch nach einem dementsprechenden Kader für 2015.

„Ich bin schon der Überzeugung, dass wir uns in naher Zukunft zusammensetzen werden, zusammen mit Ralf (Rangnick, Anm.) natürlich, und für das Frühjahr, wo wir im Sechzehntelfinale stehen und richtig gute Teams dabei sind, eine Mannschaft zusammenstellen können, so dass wir nicht nur in der Meisterschaft und im Cup den Titel verteidigen können, sondern natürlich auch in der Europa League versuchen, wirklich weit zu kommen. Deswegen brauchen wir auch einen dementsprechenden Kader. Wir haben schon so einen, aber leider mit verletzten Spielern, die den Weg nicht zurückgeschafft haben. In der Breite müssen wir den Kader so auffüllen, dass wir das Training zumindest mit 20, 22 Spielern absolvieren können.“

Das war im Herbst wahrlich nicht immer der Fall. Und um Rangnicks bereits in Zagreb ausgegebenes Ziel namens Viertelfinale zu erreichen, braucht es auch Trainings-Qualität.

Mit der Wintervorbereitungszeit hat Salzburg zudem wieder die Möglichkeit, ordentlich an Kraft zuzulegen, um die Ziele zu erreichen. „In der Vorbereitungszeit werden wir unsere Substanz richtig ausbauen, um dann eine richtig geile Frühjahrssaison spielen zu können“, verspricht Hinteregger.

Zudem kann in dieser Zeit auch taktisch gearbeitet werden, um die Mannschaft wieder auf ein ähnliches Niveau wie vergangene Saison zu bringen. „Seit einigen Monaten spielen wir ein neues System und das wird besser und besser. Wir haben noch vier Spiele bis zur Winterpause, dann haben wir eine super Vorbereitung und alle Chancen, dieses Niveau zu erreichen. Mit anderem System, gleicher Philosophie ist alles möglich“, ist Gulacsi in dieser Hinsicht guter Dinge.

Ein historischer Sieg im Celtic Park ist diesbezüglich schon einmal mehr als ein Anfang.

 

Aus Glasgow berichtet Bernhard Kastler