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"Richtiger Schritt in die richtige Richtung"

Zuerst die schlechte Nachricht: Der FC Red Bull Salzburg wird in dieser Spielzeit die Gruppenphase der Europa League nicht – wie schon zwei Mal – mit sechs Siegen beenden können.

Die gute Nachricht: Das ist in der aktuellen Situation nicht wesentlich. Denn nach drei Niederlagen en suite machte das 2:2 zum Europa-League-Auftakt gegen Celtic wieder mehr Mut für die nahe Zukunft.

Weniger vom Ergebnis als vom gebotenen Fußball her.

Der Double-Sieger bekämpfte die Krise teilweise erfolgreich. Zumindest wurde es nicht die vierte Pleite in Folge, die ein Novum in der Ära Red Bull dargestellt hätte.

Sie stand aber vor 17.886 Fans in der Red-Bull-Arena im Raum, denn Salzburg musste gleich zwei Mal einen Rückstand aufholen. Kapitän Jonatan Soriano erzielte zwölf Minuten vor Schluss per Traum-Freistoß (sein 98. RBS-Treffer) das 2:2.

Salzburg bewies Moral

„Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein, wenn man zwei Mal zurückliegt und zwei Mal zurückkommt. Von der Leistung her wäre mehr als ein 2:2 drinnen gewesen“, sagte Stefan Ilsanker.

„Ich denke, es war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung“, zeigte sich auch Kevin Kampl nicht unzufrieden. „Wir sind zwei Mal nach Rückstand zurückgekommen, das ist gegen so eine Mannschaft nicht einfach. Vor allem in unserer Situation, in der es ohnehin nicht so rund läuft.“

Und auch Trainer Adi Hütter lobte: „Die Leistung war für mich absolut in Ordnung. Wenn man die drei Niederlagen bedenkt, hat man gesehen, dass die Mannschaft das Spiel mit Emotionen und Leidenschaft bestritten hat und das gegen einen zweikampfstarken, kompakten Gegner. Deswegen müssen wir mit dem Punkt in dieser Situation zufrieden sein.“

Hohen Ansprüche angepasst

Die an sich hohen Ansprüche sind aktuell der Gegenwart angepasst. In der Startelf standen zehn der elf Stammspieler der Vorsaison, mit der unter anderem Ajax Amsterdam auswärts 3:0 abgefertigt wurde. Sadio Mane ist bekanntlich nicht mehr da, was freilich einen unbestrittenen Qualitätsverlust darstellt.

Dazu kommen Dinge, die in einer Krise normal sind: Nicht in Bestform zu sein und mangelndes Selbstbewusstsein. Beides war einigen Salzburgern gegen Celtic, das nicht mit jenem Team zu vergleichen ist, das vergangene Saison Champions League gespielt hat, sichtlich anzumerken.

Alans Abschluss war unhaltbar abgefälscht. Dem Brasilianer war es freilich völlig egal, denn vor allem der Stürmer brauchte nach den bitteren Wochen dringend dieses Erfolgserlebnis.

„Es war für mich und mein Selbstvertrauen sehr wichtig. Jetzt ist der Kopf wieder oben“, sagte der 25-Jährige nach der Partie und meinte auf die jüngere Vergangenheit angesprochen: „Ein großer Traum ist geplatzt. Es war eine schwierige Zeit, aber das Leben geht weiter. Wir haben gemeinsam tolle Erfolge gefeiert und jetzt läuft es gemeinsam nicht so gut. Wenn du nicht gewinnst, wird vieles kritisiert. Wir müssen schauen, was gut ist und was nicht. Dann wird es wieder besser." 

Jammern mag ich nicht“

Hütter, der die vereinzelten „Raus“-Rufe hinsichtlich seiner Person nach eigenen Angaben nicht hörte, blickt optimistisch in die Zukunft, die Spiele gegen die Austria, Sportklub und Rapid bringt.

„Die Mannschaft hat speziell in der ersten Hälfte viele Dinge richtig gemacht, ist emotional in diese Partie gegangen, hat den Kampf angenommen und viele Balleroberungen gehabt. Leider haben wir den Fans, die uns toll unterstützt haben, nicht den Sieg schenken können.“

Als ehemaliger Kicker weiß der 44-Jährige nur zu gut: „Wer Fußball gespielt hat, weiß, dass es solche Phasen einfach gibt.“ Nur eines will der Coach nicht, wie er später anmerkte: „Wir dürfen nicht jammern, das mag ich überhaupt nicht.“

Das 2:2 gegen Celtic zum Auftakt der Europa League war in dieser Situation sicher mehr als einen Punkt wert. Vorausgesetzt es wird daran angeknüpft.

  

Bernhard Kastler

„Man sieht es in manchen Situationen, dass das Selbstvertrauen nicht da ist. Wenn du viel davon hast, klappen Dinge, die sonst nie klappen. Wir hatten über sehr lange Zeit viel Selbstvertrauen und jetzt ist es aktuell weniger. Das müssen wir über Training und Spiele wieder zurückbekommen", schilderte Kampl.

Wie der 23-Jährige, eine der positiven Erscheinungen in dieser schwierigen Zeit, sieht auch Hütter in erster Linie darin den Grund, warum es noch nicht zum gewünschten Befreiungsschlag gereicht hat. 

„Es wäre einer gewesen, wenn wir gewonnen hätten. Wir wollten dieses Spiel auch gewinnen. Nach drei Niederlagen ist das Selbstvertrauen einfach nicht so groß. Man muss realistisch bleiben und kann nicht in so einer Situation sagen, dass wir Celtic an die Wand spielen und hoch gewinnen. Wir haben zwei Rückstande aufgeholt. Ich spreche der Mannschaft ein Kompliment für die Moral aus.“

Eine Ergebniskrise“

Das Wort Krise lässt sich damit (noch) nicht auslöschen, das weiß auch der Vorarlberger. „Man kann auf alle Fälle von einer Ergebniskrise sprechen, wenn man vier Mal in Folge nicht gewonnen hat. Das ist nicht das, was wir uns vorstellen“, gibt Hütter, der auch offenbar mangels aktuell vernünftiger Optionen nur einmal wechselte, zu und zeigte sich mit dem Spiel zufrieden.

Denn wie in Schottland ob des (mittlerweile negativ ausgefallenen) Referendums zur Unabhängigkeit von Großbritannien ein „Wind of Change“ zu spüren war, so war dieser auch im Salzburger Spiel zu vernehmen.

Neben Willen und Moral zeigte Salzburg, das defensiv sicherlich Probleme hatte, bei Pressing und Offensivspiel wieder einen Teil des wahren Gesichts.

„Wir waren die bessere und aktivere Mannschaft. Phasenweise haben wir wieder unseren Power-Fußball gezeigt“, merkte etwa Stefan Ilsanker an und zollte dabei dem Gegner Respekt: „Es ist eine sehr gute Mannschaft, das war heute nicht so leicht, wie manche vermutet haben.“

Auch wieder bessere Chancen

Salzburg kam auch wieder zu mehreren und besseren Chancen als in Malmö oder Klagenfurt. Teilweise wurden sie zu leichtfertig vergeben, teilweise fehlte Glück und Keeper Craig Gordon (Hütter: „Er hat Celtic den Punkt gerettet“) erwischte einen guten Tag. Beim 1:1 war der Schotte allerdings machtlos.