LAOLA1: Kann man somit von einer goldenen Generation sprechen, die in Zukunft noch sehr viel – vor allem für Belgien selbst - bewirken kann?

Lawaree: Genau. Sie nimmt das ganze Land mit, das ist der Wahnsinn. Nach den Länderspielen sieht man Frauen mit Kindern auf der Straße oder mit dem Auto unterwegs mit den Nationalfarben. So etwas ist nicht mehr passiert seit der WM in Mexiko 1986.

LAOLA1: Was ist Belgien bei der WM und in den kommenden Jahren zuzutrauen?

Lawaree: Wenn du ein bisschen Glück hast, kannst du mit solchen Spielern normal die letzten Vier erreichen. Für mich ist die Möglichkeit vorhanden. Es sind alle noch jung und haben die Möglichkeit zu verbessern. Aus meiner Sicht haben sie mit Thibaut Courtois einen überragenden Torhüter, einen der besten. Das ist schon wichtig. Zudem haben sie zwei, drei Stürmer, die die Tore schießen können und in unfassbarer körperlicher Verfassung sind. Im Mittelfeld macht es richtig Spaß, da kämpfen zehn Stammspieler bei Top-Vereinen um vier Plätze. In der Abwehr haben wir Kompany von Man City und van Buyten, der noch immer Erfahrung bei Bayern München sammelt. Ob er jede Woche spielt oder nicht – aber wenn er spielt, spielt er immer gut. Trainer Marc Wilmots bringt seinen Willen ein, seine große Stärke in seiner Karriere. Mit den Fans dahinter hat Belgien Riesen-Potenzial.

LAOLA1: Sticht für dich jemand heraus oder ist dieses starke Kollektiv entscheidend?

Lawaree: Beides. Belgien kann so viel erreichen, weil es eine Mannschaft ist. Damals gab es individuell gute Spieler, aber es ist darauf angekommen, ob der Trainer mehr die Flamen oder die Wallonen wollte. Das war immer ein Problem. Heute kämpfen alle zusammen, um dabei zu sein. Wenn einer, der bei Man City Stammspieler ist, auf der Bank sitzen muss, ist er schon zufrieden, weil er dabei ist. Natürlich will er spielen, aber das macht schon einen großen Unterschied, wenn alle kämpfen müssen, um in den 25-Mann-Kader zu kommen, weil sehr viele Spieler warten. Kein Spieler hat einen Fix-Platz. Wenn ein anderer kommt, ist der so gut wie der Stammspieler. Das ist schon eine große Herausforderung.

LAOLA1: Kommen wir zum Klubfußball. Auf was für ein Team muss sich Rapid in der Europa League bei KRC Genk einstellen?

Lawaree: Genk hat seit drei, vier Jahren auch sehr gut mit der Jugend gearbeitet und gilt als eine der besten Nachwuchs-Schulen. Es kommt fast jedes Jahr ein Junger heraus. Sie haben die letzten acht, neun Jahre schon auch Spieler verkaufen können. Finanziell haben sie richtig viele Möglichkeiten. Sie haben jedes Jahr Spieler gekauft und eine Mannschaft aufgebaut, die richtig interessant ist. Der Druck ist beim Verein nicht so groß, auch nicht von den Fans her. Es ist ein Verein, der zu den Top 4 in Belgien gehört und guten Fußball spielen kann. Seit drei Jahren kommen sie in Europa sehr weit, das ist eine richtig gute Mannschaft.

LAOLA1: Christian Benteke hat es von Genk zu Aston Villa, Kevin De Bryune zu Chelsea geschafft. Das spricht durchaus für die Entwicklung von Talenten im Verein.

Lawaree: Genau. Zu Benteke und De Bruyne kommt auch noch Thibaut Courtois (Anm. d. Red.: von Chelsea an Atletico Madrid verliehen) dazu. Von der Ausbildung her sind sie einer der Top-Vereine in Belgien.

LAOLA1: Genk ist 2011 Meister, 2013 Cup-Sieger geworden, international lassen ganz große Erfolge noch auf sich warten. Wie stark ist Rapids Gegner aktuell einzuschätzen?

Lawaree: Sie haben ein bisschen Erfahrung in der Champions League gemacht, aber da haben ihnen die Top-Spieler gefehlt. Sie haben eine gute, aber keine Top-Mannschaft. Sie können aber schon mit dem Druck spielen und richtig gute Leistungen bringen. Wenn sie verlieren, spielt das keine Rolle - das ist kein Problem. Es wird nicht gleich irgendwas im Verein oder mit dem Trainer passieren. Das heißt, sie arbeiten kontinuierlich.