news

"Wenn man so ausscheidet, ist das total bitter"

1464 Tage ist es her, seit der SK Sturm eine internationale KO-Begegnung für sich entschieden hat.

In der Champions-League-Qualifikation stieg man am 3. August 2011 im strömenden Regen mit 1:0 gegen Zestafoni aus Georgien ins Playoff auf.

Seither erweisen sich die Schwarz-Weißen, sobald es über die Grenzen Österreichs hinausging, als laues Lüftchen.

Vor zwei Jahren blamierte man sich in der zweiten EL-Quali-Runde gegen Breidablik aus Island, diesmal folgte das Aus eine Runde später gegen Rubin Kazan. In beiden Fällen stand man bestimmt keinem übermächtigen Gegner gegenüber.

Foda ist nicht unzufrieden

Doch wie schon in den ersten beiden Bundesliga-Begegnungen gegen die Admira und Grödig schlichen die Schwarz-Weißen nach einem 1:1 enttäuscht vom Feld.

Sturm scheiterte in Russland an sich selbst - und in diesem Fall auch am 2:3-Rucksack, den man sich im Hinspiel umhing.

"Die Mannschaft hat im Prinzip sowohl offensiv als auch defensiv einen sehr gutes Spiel gemacht", sprach Sturm-Trainer Franco Foda nach dem Spiel seinem Team ein "großes Kompliment" aus.

Im Prinzip hatte Sturm auch viel Ballbesitz, machte aber in beiden Hälften zu wenig daraus.

Thorsten Schick, der an Rubin-Keeper Sergei Ryzhikov scheiterte, und Daniel Offenbacher, der die Außenstange traf, hatten die besten Chancen im ersten Durchgang. Gleichzeitig ließen auf der Gegenseite Oldie Gökdeniz Karadeniz und Magomed Ozdoev gute Gelegenheiten liegen.

Bilyletdinov: "Spiel war meist Richtung Remis unterwegs"

Nach der Pause taten sich die Blackies noch schwerer, erst das Tor von Josip Tadic (68.) nach einer Ecke ließ Hoffnung aufkommen. "Wir sind zu einem guten Zeitpunkt in Führung gegangen, haben dann noch 25 Minuten Zeit gehabt und alles riskiert. Mit der Einwechslung von Roman Kienast haben wir alles oder nichts gespielt. Leider wurden wir danach bestraft", so Foda.

Die offenen Räume in der Defensive habe man in Kauf nehmen müssen, hätte doch nur ein Zwei-Tore-Vorsprung zum Aufstieg gereicht.

Rubin-Coach Rinat Bilyaletdinov kann am Ende zufrieden sein. Trotz des Rückstands konnte er seinem Team ebenfalls nicht viel vorwerfen.

"Ich denke, dass wir relativ gut gespielt haben. Wir haben uns durch Geschenke an den Gegner selbst in Bedrängnis gebracht. Aber es zeugt auch von Klasse, dass man solch eine Situation positiv meistert", bilanzierte der 57-Jährige positiv.

Nach der Führung der Grazer hätte das Spiel kippen können, "aber richtig gefährlich wurde es nur zwei Mal. Insgesamt war das Spiel über die meiste Zeit auf Kurs Richtung Unentschieden."

Besseres Defensivverhalten, aber nächste Verletzung

Wenn Sturm dieser Begegnung etwas Positives abgewinnen will, dann die Tatsache, dass die Defensivprobleme minimiert wurden.

"Wir sind heute gut gestanden, haben bis auf ein paar wenige Chancen nicht viel zugelassen. Auch das Umschalten von Offensive auf Defensive haben wir, denke ich, nicht schlecht gemacht", meinte Lukas Spendlhofer, der gemeinsam mit Michael Madl langsam wieder zu alter Stärke zu finden scheint.

Umso bitterer, dass man auf der Außenverteidiger-Position erneut einen Verletzten zu beklagen hat. Neuzugang Charalampos Lykogiannis lieferte in Kazan 45 Minuten lang eine ansprechende Vorstellung ab und schaltete sich immer wieder gut in die Offensive ein.

Unmittelbar vor der Pause war sein Abend aber gelaufen. Der 21-Jährige zog sich eine Muskelverletzung auf der Innenseite des Oberschenkels zu. Wie lange er ausfallen wird, steht erst nach einer genaueren Untersuchung in Graz fest. Fakt ist: Nach Christian Klem ist auch der zweite etatmäßige Linksverteidiger verletzt.

Totenstille in der Kabine

Mental angeschlagen sind nach dem frühen Aus im internationalen Geschäft alle Sturm-Kicker.

"In der Kabine herrschte Totenstille. Wir haben gewusst, dass es ein Duell auf Augenhöhe wird, aber jetzt ist die Europacup-Saison leider schon vorbei", konstatierte Kapitän Michael Madl, der von einer "überragenden Moral" seiner Mannschaft sprach.

Dass man nicht unmittelbar nach dem Führungstreffer alles nach vorne geworfen hat, sei durchaus beabsichtigt gewesen. "Wir wollten nach dem 1:0 kontrolliert weiter spielen und später riskieren. Doch dann fiel der Ausgleich."

Besonders schmerzhaft ist im Nachhinein das 2:3 im Hinspiel. "Leider haben wir in Graz nicht unseren besten Tag erwischt. Aber wir können von beiden Spielen viel mitnehmen, haben uns verbessert, jeder hat Erfahrung gewonnen und ist reifer geworden", versuchte Madl positiv zu bleiben.

Doch auch der 27-Jährige hielt mit seiner Enttäuschung nicht hinter dem Berg: "Es tut sehr weh, immerhin war es ein Saisonziel und auch ein persönliches Ziel, international weiterzukommen."

Foda sieht sich nun als Mental-Coach gefordert: "Ich muss die Mannschaft jetzt aufbauen, wenn man so ausscheidet, ist das nie leicht und total bitter. Das Spiel hat viel Kraft und Substanz gekostet."

Am kommenden Sonntag müssen die Akkus wieder voll sein, wenn es in Altach (16:30 Uhr) darum geht, einen kompletten Fehlstart in der Bundesliga abzuwenden.