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"Wir haben die besseren Fußballer als Chisinau"

Auch das ist Europacup.

Keine 2000 Zuschauer nahmen Donnerstag beim 1:2 des SV Grödig gegen Zimbru Chisinau am Hinspiel der 3. Qualifikations-Runde in der Europa League teil.

In der 30.000 Zuschauer fassenden Red-Bull-Arena wirkten diese freilich verloren. Die berühmte Europacup-Atmosphäre, sie suchte man vergeblich.

"Es war wie ein Freundschaftsspiel", musste Stefan Nutz nachher festhalten. 

Sogar die übliche Pressekonferenz nach Spielende wurde mangels Teilnehmer nicht abgehalten. "Es ist keiner dort", kehrte Trainer Michael Baur schnell wieder in die Kabine zurück.

"1900 tun ein wenig weh"

Auch der Tiroler, der früher Europacup-Kämpfe vor elektrisierender Kulisse gewohnt war, hätte sich natürlich mehr Zuschauer als Unterstützer gewünscht.

„Es tut ein wenig weh, wenn wir hier vor 1900 Zuschauern spielen und wir wissen, dass im Rückspiel 10000 sein werden. Das kann schon helfen", so der 45-Jährige.

„Es wäre sicher hilfreich, wenn das Publikum einen in die Partie zurückbringt, aber das ist nicht so und damit müssen wir leben. Es ist sicher kein Grund für die Niederlage", nützt es nichts für Nutz, sich damit weiter auseinandersetzen.

So hörte man ob der über weite Strecken mageren Vorstellung der Gastgeber vor allem die rund 30 Gäste-Fans in der an diesem Abend gespenstischen Arena.

Diese zeigten sich an einem kalten 31. Juli oben ohne tapfer. Ihre Mannschaft hatte sich indes eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel verschafft.

Nicht der Tag des Simon Handle

Die Moldawier, defensiv kompakt und mit vielen großen Spielern ausgestattet, profitierten dabei von zwei schweren Fehlern Simon Handles. Dem Rechtsverteidiger sprang beim 0:1 der Ball weg, das 0:2 war sein Eigentor.

"Das macht er sicher nicht gerne, vielleicht war er ein wenig unkonzentriert, aber jeder macht Fehler", richtete ihn Philipp Huspek nach der Partie wieder auf.

"Wir gewinnen als Mannschaft und verlieren als Mannschaft", appellierte auch Neuzugang Timo Brauer an den Grödiger Teamgeist.

Mit Lehrgeld als Europacup-Neuling hatte das indes nichts zu tun. "Solche Fehler werden bis in die Regionalliga hinunter bestraft", analysierte Nutz.

Der späte Treffer von Tomi (89.) sorgte aber für Hoffnung bei den Salzburgern. "Es war ein wichtiges Tor, wir haben noch alle Chancen", befand der Spanier.

Vom Aufstieg sind die Grödiger gegen die biederen Moldawier, die zwar weitere Chancen ausließen aber dabei oftmals von Fehlern der Gastgeber profitierten, nach wie vor alle überzeugt.

"Es war bitter, aber das Tor von Tomi war ganz wichtig und wenn man die 90 Minuten gesehen hat, dann war Chisinau nicht besser als wir und wir fahren dorthin, dass wir das noch einmal drehen. Davon bin ich überzeugt und das habe ich der Mannschaft auch kurz danach gesagt", erklärte Christian Haas.

Der Macher, der unüblicherweise nach Spielende in die Kabine ging, machte in diesem Fall nicht auf Zweckoptimist, sondern kehrte die spielerische Seite hervor.

"Wir sind besser"

„Wenn man sich die Qualitäten beider Mannschaften ansieht, bin ich davon überzeugt, dass wir dort mit zwei Toren Unterschied gewinnen können. Wir haben die besseren Fußballer", so Haas, der auf ein gutes Omen hofft.

In der zweiten Runde verlor Grödig ebenso sein Heimspiel gegen Cuckaricki Belgrad 1:2, gewann dafür auswärts 4:0. "Das würde ich nehmen", grinste Haas, dessen Truppe auswärts auch bei der Austria (1:1) zu überzeugen wusste.

Baur, bis am Ende energisch an der Linie, ist ebenso optimistisch: "Die Tore sind durch Eigenfehler entstanden, die werden wir abstellen und unsere Mannschaft kann auswärts das 1:2 drehen. Wir sind fußballerisch besser und werden alles auf eine Karte setzen."

Nächstes Mal nicht verschlafen

Dafür muss sich der Drittplatzierte der vergangenen Saison aber steigern, nicht nur die vielen Fehler in der Defensive müssen abgestellt werden.

„Wir haben die erste Hälfte wie gegen Sturm wieder verschlafen", nannte Huspek einen weiteren Kritikpunkt. Gegen die Grazer hatte Grödig in der Liga spät ein 0:1 gedreht und den ersten Heimsieg in der Saison erzielt.

„Am Ende haben wir noch einmal zulegen können und dann hat es geklappt, dort muss es früher gelingen. Sie stehen defensiv kompakt, wir müssen da flach und schnell spielen, dann kommen wir auch zu unseren Chancen", forderte Brauer.

"Die Mannschaft wird wieder aufstehen, das ist das Wichtigste", ist sich Haas sicher.  Sollte der Aufstieg tatsächlich noch gelingen, könnte mit Inter oder Tottenham ein Top-Team für das Playoff gezogen werden.

Dann könnte es für Grödig auch im Europacup noch einen Heimvorteil geben. Verdient hätte es sich der Sensation-Aufsteiger der vergangen Saison zweifellos.

 

Bernhard Kastler