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"Das Viertelfinale ist jetzt das erklärte Ziel"

Am Anfang der Woche ging es mehr um Leipzig, am Ende ganz um Salzburg.

Das 5:1 bei Dinamo Zagreb am Donnerstagabend war der höchste internationale Auswärtssieg in der Geschichte von Red Bull und hievte die Österreicher wieder in die K.o.-Phase der Europa League.

Zum vierten Mal in fünf Jahren. Zum zweiten Mal en suite nach bereits vier Spieltagen. Wieder in der Fremde. Wieder durch Traumtore. Eines davon durch Jonatan Soriano, der wieder im Europa-Herbst einen Triplepack schnürte und wieder die Torschützenliste anführt. Geschichte wiederholt sich eben.

„Ich denke, wir haben heute eine Antwort gegeben“, sagte Goalie Peter Gulacsi nach dem Spiel. Eine Antwort auf die Schlagzeilen der vergangenen Tage, die prominente Abgänge beinhalteten.

„Das ist ganz normal im Fußball“

Andre Ramalho und Kevin Kampl verlassen bekanntlich den Meister spätestens mit Saisonende und sollen – wenn es nach den Verantwortlichen geht – bei RB Leipzig landen. In diesem Kontext fielen auch die Namen Gulacsi oder Martin Hinteregger. Eine Ankündigung zum falschen Zeitpunkt?

Nicht für die Spieler, die sich schon einen Tag nach jener durch Sportchef Ralf Rangnick demonstrativ geschlossen beim Training zeigten. Für die Protagonisten hatte sich dadurch nichts verändert.

„Eine Mannschaft kann nicht zehn Jahre zusammenbleiben. Es ist klar, dass welche gehen und Neue dazukommen. Derzeit sind wir ein Team und eine Einheit, jeder kämpft für jeden“, so Stefan Ilsanker, der vollstes Verständnis zeigt: „Kevin Kampl ist jetzt das dritte Jahr in Salzburg, hat super Saisonen gespielt und wenn er jetzt nicht den nächsten Schritt macht, würden das die wenigsten verstehen.“

Auch für Trainer Adi Hütter war es kein Wunder: „Ich sehe das bei weitem nicht so schlimm wie es nach außen dargestellt wurde. Das ist ganz normal im Fußballgeschäft, wenn man sehr gute Spieler hat, dass andere Vereine mit anderen Möglichkeiten aus anderen Ligen sich bei unseren Spielern bedienen. Wir haben kurz darüber geredet und uns dann auf die Aufgabe in Zagreb konzentriert.“

„Da kannst du ein Ausrufezeichen setzen“

Das 5:1, wenn auch gegen einen angeschlagenen und deswegen durchschnittlichen Gegner, zeigte eindrucksvoll, dass diverse Befürchtungen für das Spiel ob dieser Diskussionen nicht nötig waren.

Vielmehr war es ein Signal getreu dem Motto: Hallo, wir sind auch noch da! „Wir waren immer schon da“, grinste Ilsanker und verwies auf die neun Siege in den letzten zehn Spielen „Wir sind besser geworden, sind ganz vorne in der Meisterschaft, sind im Cup weiter und nun auch international.“

„Das ist wichtig für den Klub und uns Spieler, das ist eine tolle Motivation“, macht Gulacsi keinen Hehl daraus, dass Liga und Cup alleine nicht so viel Spaß machen wie dazu internationales Business.

Dazu erhöht es die Chancen, dass Ramalho und Kampl wirklich bis zum Saisonende dableiben, auch wenn hier das Motto „Alles ist möglich“ gilt. Doch Rangnick deutete dies auch am Donnerstag an.

„Das hängt immer noch von anderen Faktoren ab, aber ich gehe schon davon aus, dass beide in der Europa League auch spielen wollen. Aber noch einmal: Es gibt nicht nur uns, es gibt auch andere Vereine. Am Ende müssen wir das gemeinsam mit den Spielern und ihren Beratern entscheiden.“

Rangnicks Message an die Fans

Dem 56-Jährigen scheint das Echo auf seine Aussagen ebenfalls nicht entgangen zu sein, auch wenn der Deutsche stets davon sprach, dass sich die Salzburger Ziele durch nichts ändern würden.

„Wir wollen auch in der Rückrunde mit einer ganz starken Mannschaft in der Europa League weiterkommen. Es war auch immer unser Ziel noch weiter zu kommen als vergangene Saison, dazu müssten wir mindestens ins Viertelfinale kommen. Das ist sicherlich jetzt das erklärte Ziel.“

Zuvor gilt es noch den Gruppensieg einzufahren und der Rahmen dafür könnte würdiger nicht sein. In drei Wochen kann Salzburg zu Thanksgiving bei Celtic Glasgow mit einem Sieg „Danke“ sagen.

„Ich freue mich ja selber auch schon sehr drauf. Ich werde zum ersten Mal in meiner ganzen Laufbahn dort sein, alles, was ich bisher darüber gehört habe, klingt schon einzigartig. Da können sich die Jungs darauf freuen“, blickt Rangnick dem Erntedankfest in Schottland schon entgegen.

Red Bull sagt schon jetzt Danke bei den Salzburger Kickern für die neuerliche, internationale Werbung. Die haben aber ohnehin Durst auf mehr, wie Martin Hinteregger betont: „Unser Ziel muss einfach der Gruppensieg sein, dann hätten wir uns wieder einen ganz guten Namen gemacht in Europa und Salzburg Red Bull gut vertreten. Das würde uns freuen.“

 

Bernhard Kastler

Das durch offensive Effektivität und Attraktivität. Hinteregger: „Wir haben vor allem offensiv eine überragende Partie gespielt.“ Rangnick:  „Wie wir nach vorne gespielt haben, war schon großartig.“

Und Kampl zum Drüberstreuen: „Wenn du in zwei Spielen neun Tore gegen Zagreb machst, dann heißt das was. Da kannst du dahinter schon einmal ein Ausrufezeichen setzen.“

Ein stolzer Coach Hütter („Fantastischer Sieg“) jubelte mit: „Das ist nicht normal. Dinamo ist mit ihren Einzelspielern schon eine Mannschaft, die absolut Qualität hat. Wir sind geschlossener aufgetreten und haben im Team Stärke gezeigt. Dass man gegen so einen Gegner neun Tore geschossen hat, ist schon etwas Besonderes, wobei wir im Hinspiel und heute noch Chancen vergeben haben.“

„Das ist eine tolle Motivation“

Das Fehlen von Alan oder die Verletzung von Marcel Sabitzer, der einen Schlag abbekommen hat, in der ersten Hälfte wirkten sich ganz und gar nicht aus. Soriano zeigte einmal mehr seine absolute Qualität – etwa seine Schusskraft beim 1:0 oder seine technische Versiertheit und Ruhe beim 3:1.

„Der Lupfer hat mir schon sehr gut gefallen“, ließ Salzburgs „Capitan Catalan“ wissen, ohne sich wie immer in Bescheidenheit zu üben: „Das ist der Lohn der gesamten Mannschaft.“

Der Ball kam natürlich wie immer bei drei Toren des Spaniers in einem Spiel mit nach Hause. Zurecht, wie Rangnick befand: „Wie er die Dinger dann auch macht, das ist schon großartig.“

Nach Hause fliegen die „Bullen“ mit dem dritten Sieg im vierten Spiel dieser Gruppenphase und der nicht unbedeutenden Gewissheit, auch im kommenden Frühjahr international vertreten zu sein.