LAOLA1: Wird die ukrainische Liga in Europa noch immer ein bisschen unterschätzt?

Berger: Ich weiß es nicht. Pep Guardiola hat zum Beispiel vor dem Spiel gegen ZSKA Moskau über ukrainische und russische Mannschaften gesprochen, da ist in Europa ein gewisser Respekt vorhanden. Shakhtar Donezk und Dynamo Kiew waren in der Champions League dabei und in der Europa League ist die Ukraine auch immer sehr gut vertreten und macht ihre Punkte. Da hat man schon in Europa einen gewissen Stellenwert dazugewonnen. Das Bild hat sich in den letzten Jahren auf alle Fälle geändert, einfach auch aufgrund der guten Ergebnisse, welche die ukrainischen Mannschaften in der Champions- und Europa League erzielt haben.

LAOLA1: Bei deinem Wechsel von Portugal in die Ukraine wird es sicherlich aber auch Unverständnis von einigen Seiten gegeben haben.

Berger: Das hat es auf alle Fälle gegeben, auch die Frage, warum ich in die Ukraine gehe, ist immer wieder gekommen. Aber man hat dann auch gleich gesehen, dass ein portugiesischer Nationalspieler zu Dynamo Kiew gewechselt ist, da ist das gleich ein bisschen umgeschwenkt. Gerade in den letzten Jahren sind irrsinnig viele Stars und gute Spieler in die Ukraine gekommen. Da haben die anderen Vereine schon irrsinnigen Respekt vor diesen Mannschaften.

LAOLA1: Shakthar und Dynamo sind internationale Stammgäste, in der Europa League ist u.a. auch Odessa dabei. Sind diesen Teams auch international Triumphe zuzutrauen?

Berger: Auf alle Fälle. Metalist Kharkiv ist jetzt aufgrund des Skandals nicht dabei, die wären sonst wahrscheinlich auch in die Champions League eingezogen. Die haben auch diese Saison eine irrsinnig gute Mannschaft. Ich glaube, dass die großer Favorit auf den Meistertitel sind. Man darf auch nicht Dnipropetrovsk vergessen, gegen die wir jetzt 0:2 verloren haben. Die sind auch in der Europa League dabei und da kann ich schon sagen, dass die eine große Rolle spielen werden. Die sind von ihren Einzelspielern in der Offensive eine sehr starke Mannschaft.

LAOLA1: Wird eure EL-Quali als Sensation gewertet oder wurde das bereits vorausgesetzt?

Berger: Die Ausgabe vom Klub war ganz klar, dass wir uns für die Europa League qualifizieren müssen. Deshalb haben wir auch die ganze Qualifikation vorher so gespielt. Aber wir waren in der Qualifikation eigentlich gegen alle Gegner besser und haben uns dann verdient für die Gruppenphase qualifiziert.

LAOLA1: Kann der Auftaktsieg gegen Dinamo Zagreb als Gradmesser bezeichnet werden?

Berger: Genau. Wir waren auch gespannt, wie es gegen eine international angesehene Mannschaft, die noch vor zwei Jahren in der Champions League zb. gegen Real Madrid gespielt hat, ist. Das war für uns natürlich ein super Test. Wenn man auswärts die erste Partie gewinnt, hat man schon einen richtigen Gradmesser.

LAOLA1: Was ist Odessa in dieser Europa-League-Saison noch zuzutrauen?

Berger: Wir haben jetzt die ersten drei Punkte gemacht, das ist natürlich ein super Start. Ganz klarer Favorit in unserer Gruppe ist natürlich PSV Eindhoven, gegen die wir am Donnerstag spielen. Nach dem Spiel kann man auf alle Fälle mehr sagen, ob wir in die nächste Phase einziehen können oder nicht. Das wird ein ganz wichtiges Spiel für uns.

LAOLA1: Schon letztes Jahr habt ihr das Cup- und Supercupfinale erreicht, heuer seid ihr international dabei. Kann man sagen, dass Odessa am richtigen Weg ist?

Berger: Es ist Schritt für Schritt gegangen. Als ich den Schritt hierhergemacht habe, war das klare Ziel von der Vereinsführung, dass sie international spielen und Spieler holen wollen, um sich zu verbessern. Sie sind ja erst vor zwei Jahren von der zweiten in die erste Liga aufgestiegen. Sie haben dann auch ein super Stadion mit 30.000 Zuschauern bekommen, ein richtiges Fußballstadion, in dem eine super Stimmung herrscht. Deshalb gab es die klare Aussage, dass sie sich international qualifizieren wollen. Deshalb habe ich damals den Schritt gewagt, weil ich gesehen habe, dass die Leute es ernst nehmen und etwas im Entstehen ist.

LAOLA1: Du spielst regelmäßig. War es die richtige Entscheidung, fühlst du dich wohl?

Berger: Ich fühle mich wohl. Es ist natürlich gut, dass ich mich international zeigen kann und dass wir die Europa League geschafft haben. Mal schauen, wie weit wir da jetzt kommen. Mein Vertrag läuft jetzt noch bis Winter 2014.


Das Gespräch führte Alexander Karper