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"Es ist enorm wichtig, sich mit den Besten zu messen"

Lang, lang ist es her – genauer gesagt knapp zwölf Jahre.

Am 1. November 2001 verabschiedete sich Zoran Barisic als Aktiver von der internationalen Bühne, als er im UEFA-Cup-Spiel zwischen dem FC Tirol und dem AC Florenz letztmals eingesetzt, aber frühzeitig ausgewechselt werden musste.

Seine Spielweise war ebenso unverkennbar wie das Flinserl, das sein linkes Ohr zierte. Im Jahr 2013 kehrt „Zoki“ - mit Ausnahmen als Co-Trainer unter Peter Pacult - in den Europacup zurück.

Der 43-jährige Wiener ist gereift, hat von seinen bisherigen Stationen viel mitgenommen, hat sich einen Namen gemacht und sich die Chance als hauptverantwortlicher Trainer des SK Rapid erarbeitet.

Nun steht er in der 3. Quali-Runde der Europa League auswärts gegen Asteras Tripolis erstmals in einem Europacup-Spiel nicht auf sondern neben dem Platz. Statt mit dem Ball zu agieren, heißt es seine elf Spieler zu dirigieren.

"Die Anspannung ist sowieso da, aber natürlich ist die Freude sehr groß. Für mich als Trainer ist es auch wichtig zu sehen, wo wir auf internationaler Ebene stehen", brodelt es bereits in Barisic.

Im Gespräch mit LAOLA1 gibt der Rapid-Trainer Eindrücke über den Gegner preis und verrät, wie sich die Einstellung zum Europacup vom Spieler zum Coach gewandelt hat.

LAOLA1: Mit welchem Gefühl haben Sie die Reise zu Asteras Tripolis angetreten?

Zoran Barisic: Mit einem guten Gefühl. Die Mannschaft hat sich das letztes Jahr erarbeitet, dass sie dieses Spiel spielen darf. Wir haben natürlich ein Ziel, das ist der Aufstieg. In erster Linie gilt es im ersten Spiel ein gutes Resultat mit nach Hause zu bringen.

LAOLA1: Asteras Tripolis gilt ein wenig als Nobody. Haben Sie den Gegner schon davor auf dem Radar gehabt?

Barisic: Ehrlich gesagt noch nicht, aber wenn man in der griechischen Liga Dritter wird, hat das schon seine Aussage. Es ist sicherlich eine sehr, sehr gute Mannschaft. Dementsprechend hart wird die Begegnung für uns werden. Aber wir wissen, wo der Gegner seine Stärken hat. Trotzdem gehen wir sehr optimistisch in dieses Spiel.

LAOLA1: Was konnte man über den Gegner in Erfahrung bringen und was erwarten Sie sich?

Barisic: Es ist eine Mannschaft, die mit sehr vielen Legionären aus Argentinien und Spanien gespickt ist. Es ist auch eine Mannschaft, die über sehr viel individuelle Klasse und über sehr viele gute, technisch starke Spieler verfügt, vor allem in der Offensive. Es ist auch insgesamt eine schnelle Mannschaft. Es wird nicht leicht für uns.

LAOLA1: Rapids Leistungen haben sich in den letzten Spielen gesteigert. Wie ordnen Sie dieses Spiel ein?

Barisic: Jedes Spiel beginnt bei 0:0. Wir wollen trotzdem unser Spiel durchziehen, initiativ sein und selber etwas für das Spiel machen. Aber wir haben großen Respekt vor Asteras Tripolis.

LAOLA1: Spieler haben betont, dass man Asteras anhand des PAOK-Duells vor einem Jahr besser einordnen kann. Kann man sich dadurch besser darauf einstellen, was auf einen zukommt?

Barisic: Das glaube ich nicht. Was die Mannschaft, den Gegner, betrifft, ja. Was das Umfeld betrifft, nein. Es ist ein unbekannter Name auf dem Fußball-Atlas, aber wir haben großen Respekt vor dem Gegner und es wird eine schwere Arbeit für uns.

LAOLA1: Zuletzt gab es Überraschungen in der Aufstellung. Kommt es ihrer Philosophie nahe, diese Rotation auch weiterhin aufrechtzuerhalten?

Barisic: Das weiß ich nicht, ob mich das als Trainer ausmacht. Ich denke, es macht die Mannschaft aus. Ich werde nicht müde zu betonen, dass ich Vertrauen zu jedem einzelnen Spieler in meinem Kader habe. Jeder Spieler hat die Berechtigung da dabei zu sein. Wenn er spielt, dann muss er Leistung bringen.

LAOLA1: Nimmt man mit so einer jungen Mannschaft in einem Jahr des Umbruchs den Europacup trotzdem als Zuckerl oder auch ein bisschen als Plage auf?

Barisic: Für mich nehme ich es als sportliche Herausforderung und natürlich als Zuckerl auf. Je mehr Spiele auf internationalem Niveau stattfinden, umso besser ist es für die Entwicklung der jungen Burschen. Deshalb wollen wir so weit wie möglich kommen.

LAOLA1: Für Sie ist es eine Premiere in einem Europacup-Spiel als Trainer auf der Bank zu sitzen. Was überwiegt: Freude, Anspannung, Angst?

Barisic: Die Anspannung ist sowieso da, aber natürlich ist die Freude sehr groß. Für mich als Trainer ist es auch wichtig zu sehen, wo wir auf internationaler Ebene stehen. Deshalb bin ich schon sehr neugierig, was uns dort erwarten wird.

LAOLA1: Wenn Sie auf ihre aktive Karriere zurückblicken: War der Europacup für Sie immer schon etwas Spezielles, auf das sie gebrannt haben?

Barisic: Es war natürlich etwas Besonderes. Das erarbeitest du dir in einem ganzen Jahr. Wenn du dann dabei sein darfst, hast du diese internationale Bühne, auf der du dich als Spieler präsentieren kannst. Das ist natürlich immer sehr schön. Da versucht man natürlich ganz besonders sein Potenzial abzurufen.

LAOLA1: Wie hat sich diese Einstellung vom Spieler zum Trainer Barisic geändert oder ist die Sichtweise gleich geblieben?

Barisic: Eigentlich hat sich die Einstellung überhaupt nicht verändert. Je stärker der Gegner ist, desto besser. So ist es auch als Trainer. Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft. Wir wollen so lange wie möglich dabei sein. Jetzt gilt es einmal gegen Tripolis zu spielen. Schauen wir mal, was rauskommt.

LAOLA1: Zusammenfassend können Spieler mit diesen Aufgaben auf der internationalen Bühne also nur wachsen?

Barisic: Definitiv. Jedes Spiel auf internationalem Niveau bringt die Spieler weiter. Für die Entwicklung ist es enorm wichtig, sich mit den Besten zu messen. Deshalb sind solche Spiele für mich als Trainer natürlich sehr wichtig und aussagekräftig.


Das Gespräch führte Alexander Karper