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Was fehlt Deni Alar zum "Mr. Europacup" von damals?

Was fehlt Deni Alar zum

„Mr. Europacup“ wurde er liebevoll genannt.

Noch vor Louis Schaub. Damals, in der Saison 2012/13. Damals, als Deni Alar noch die größte Angriffshoffnung Rapids war und Tore am Fließband schoss.

Fünf Tore in neun Spielen waren es damals in der Quali und der Europa-League-Gruppenphase. 15 Mal war er in der Liga erfolgreich, zwei Mal im ÖFB-Cup.

Seitdem geriet der Höhenflug des mittlerweile 25-jährigen Steirers ins Stocken – durch Verletzungspech, mentale Herausforderungen auf dem Weg zum Comeback und aussichtlose Situationen gegen schier unverdrängbare Konkurrenten.

„Hätte wahrscheinlich nichts anders gemacht“

Das Blatt scheint sich zum Start seines fünften Jahres im grün-weißen Dress zu wenden – 118 Spiele und 41 Tore (!) stehen auf der Haben-Seite. Der Abgang von Robert Beric eröffnet das Duell um einen Startplatz aufs Neue, auch Alar ist nach vielen Rückschlägen wieder auf dem Weg zu alter Form.

„Wahrscheinlich hätte ich nichts anders gemacht. Ich hätte mich nur nicht gerne verletzt“, blickt der Zeltweger mit kroatischen Wurzeln im LAOLA1-Interview zurück.

Ein Achillessehnenriss im Mai 2013 warf den von Fans gewählten „Rapidler der Saison 2012“ aus der Bahn, ein Mittelfußbruch im Herbst des darauffolgenden Jahres machte den Weg noch steiniger.

Alar investierte alles, um zurückzukommen. Besonders für den Kopf war es eine enorme Herausforderung, mit zwei langwierigen Verletzungen binnen kürzester Zeit fertig zu werden.

Das Schlimmste auf dem Weg zurück

Seitdem weiß der 16-fache ÖFB-U21-Teamspieler was es bedeutet, ohne Sorgen und körperliche Einschränkungen seiner großen Leidenschaft nachgehen zu können.

„Das Wichtigste ist einfach Gesundheit, dass man Fußball spielen darf und kann – das habe ich selber mitgekriegt.“ Deshalb lässt sich Alar auch zu keinen Prognosen hinreißen, macht seinen Zukunftsplan vom Hier und Jetzt abhängig.

Denn im Frühjahr lief es für ihn nicht nach Wunsch, obwohl er bereits wieder fit war und sehnsüchtig auf seine wenigen Einsätze wartete. Das Schlimmste daran?

„Dass man einfach nicht spielt. Es ist natürlich nicht einfach für einen Stürmer, wenn man von draußen zuschaut. Ich habe schon ein paar Spiele gespielt, da war ich aber nicht gut und habe meine Leistung nicht gebracht“, gibt der Offensivspieler zu.

„Im Großen und Ganzen bin ich mir treu geblieben“

Eine Situation, in der bereits Gerüchte die Runde machten. Vereine wie etwa Sturm Graz wurden mit dem Rapidler in Verbindung gebracht – auch, weil sein Vertrag vorerst nur bis Sommer 2016 läuft.

„Im Sommer ist überall etwas gestanden. Aber ich wollte mich eigentlich immer hier durchsetzen. Ich wollte nichts Konkretes von anderen Vereinen wissen, ich wollte nicht weg.“

Alars Ziel ist es, wieder so oft wie in der Europa League 2012 zu jubeln

Trotzdem muss Alar zugeben, dass es für ihn schwer war, in dieser Phase die Hoffnung hochzuhalten und trotzdem alles zu geben, um seine Chancen zu bekommen.

„Man fängt natürlich an, nachzudenken. Aber zweifeln? Das tut man nicht. Ich habe versucht, einige Dinge zu ändern. Aber im Großen und Ganzen bin ich mir treu geblieben.“

Durchhänger und Unzufriedenheit

Alar hegt keinen Groll, obwohl er zwischenzeitlich zwischen Platz, Bank und Tribüne pendelte. Über fehlendes Vertrauen wollte er sich nie beschweren, im Gegenteil.

„Es hat auch mit mir zu tun gehabt, dass ich die Leistung nicht gebracht habe. Die Gründe sind schwer zu sagen. Aber man muss immer auf sich selber schauen und nicht die Fehler bei wem anderen suchen. Das ist sehr wichtig.“

Deshalb gibt er auch zu: „Ich habe im Frühjahr vielleicht ein bisschen einen Durchhänger gehabt, da war ich selber unzufrieden mit mir. Aber ich merke, dass ich jetzt wieder besser drauf bin, das versuche ich auch zu zeigen.“

Allerdings lag es nicht nur an der Suche nach der eigenen Stärke, sondern vor allem auch an den herausragenden Leistungen von Sturm-Konkurrent Beric.

„Beric ist jetzt Vergangenheit“

Das sieht Alar ein. Für große Rochaden gab es keinen Grund, auch auf den Positionen hinter der Spitze waren die Plätze heiß umkämpft.

„Robert hat seine Sache letzte Saison sehr gut gemacht. Er hat natürlich sehr viele Tore für uns gemacht. Aber das ist jetzt Vergangenheit, wir müssen nach vorne schauen“, leitet der Angreifer, sowie von der sportlichen Leitung oftmals betont, eine neue Zeitrechnung ein.

Diese sprach den verbliebenen Stürmern nach dem Abschied des Slowenen auch das Vertrauen aus, machte sich durch die Verpflichtung von Matej Jelic aber postwendend ein wenig ungläubwürdig. Dies stieß Alar jedoch nicht sauer auf.

„Das haben wir nicht zu entscheiden. Jeder Spieler ist gut für uns. Jelic hat super Qualitäten vor dem Tor, das sieht man im Training. Er kann uns sicher weiterhelfen. Außerdem ist Konkurrenzkampf immer gut, sonst bleibt man in der Entwicklung stehen.“

Europa League weckt internationale Erinnerungen

Zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase gegen Villarreal scheint aber Alar die besten Karten auf die Startelf zu haben. Die Vorfreude darauf könnte größer nicht sein.

Schließlich verpasste der Steirer seit der Traumsaison 2012/13 viele internationale Rapid-Auftritte aufgrund seiner Zwangspausen, auch in der Champions-League-Quali dieses Jahres kam er kaum zum Zug.

„Mein Ziel ist es immer, mehr Tore als damals zu schießen. Ich weiß, dass ich so viele Tore schießen kann und weiß, dass ich gut bin. Das werde ich auch zeigen“, verspricht er mit neuer Zuversicht.

Trotz zweier Niederlagen in Folge gegen Mattersburg und in Altach traut Alar seinem Team gegen Villarreal Großes zu: „Zu Saisonbeginn hat man gesehen, wie wir Fußball spielen können und wie stark wir sind. Wir haben jetzt zwei schlechtere Spiele gehabt, aber ich bin mir sicher, dass wir am Donnerstag unser normales Gesicht zeigen können.“

System funktioniert auch mit Alar

Dass es zuletzt nicht lief, sollt nicht daran liegen, dass das verinnerlichte, erfolgsversprechende System ohne Beric nicht funktioniert – deshalb soll der Gegenbeweis angetreten werden.

„Sicher funktioniert das. Wir haben es auch ohne Robert gegen Salzburg oder Sturm gezeigt.“ Ob Alar, Prosenik, Jelic oder Tomi soll daran nichts ändern.

„Dass wir nicht die gleichen Stürmertypen sind, ist ganz normal. Man versucht immer, die Stärken eines jeden auszuspielen. Das System ist im Grunde genommen aber immer dasselbe. Jeder weiß, was er zu tun hat.“

Auch Alar - der ruhige Typ, der mit Leistungen auf dem Platz glänzen will, sich mit Familie, Freunden und Freundin ablenkt, wenn es mal nicht so läuft. Der 1,85m-Mann fühlt sich bei Rapid wie zu Hause: „Ich habe mich immer wohl gefühlt und nie das Gefühl gehabt, außen vor zu sein.“

„Wer Mr. Europacup ist, ist zweitrangig“

Nun soll auch sportlich der nächste Step zurück zu altem Glanz folgen. Alar strotzt wieder vor Selbstvertrauen, will am liebsten um den Meistertitel mitspielen und in der Europa League überwintern.

„Den Glauben habe ich natürlich. Ich fühle mich von Tag zu Tag immer besser, Spiele helfen da weiter. Ich bin mir sicher, dass ich wieder zu alter Stärke zurückfinde.“

Zu jener Stärke, die ihm damals den liebevollen Beinamen „Mr. Europacup“ eingebracht hatte. Damals, in der Saison 2012/13.

„Wer jetzt Mr. Europacup ist, ist zweitrangig. Hauptsache, wir sind als Team erfolgreich“, relativiert Alar. Seinen Beitrag will er nach der langen Durstrecke aber unbedingt leisten.


Alexander Karper