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"Ein Abend voll Chaos und Verzweiflung"

Der WM-Dritte Niederlande hat auch das zweite Match unter seinem neuen Trainer Guus Hiddink verloren. Nach einem noch eher verschmerzbaren freundschaftlichen 0:2 am Freitag in Italien ging am Dienstag mit einem 1:2 in Prag gegen Tschechien auch der Start in Gruppe A der EM-Qualifikation daneben. Italien gab sich in Pool H mit einem 2:0 in Norwegen dagegen keine Blöße.

Die Niederlande kassierten den entscheidenden Gegentreffer durch Vaclav Pilar nach einem misslungenen Kopfball-Rückpass von Verteidiger Daryl Janmaat (91.). Die Gäste taten sich gegen das gut organisierte Heimteam schwer. Zwar verzeichnete "Oranje" phasenweise deutlich mehr Ballbesitz, im Abschluss fehlte ohne die verletzten Arjen Robben und Klaas-Jan Huntelaar aber vielfach die Durchschlagskraft.

"Wir müssen daraus lernen"

Die Tschechen - daheim Anfang Juni Österreich 1:2 und zuletzt den USA 0:1 unterlegen - waren durch Dockal in Führung gegangen (22.), De Vrij glich in der 55. Minute aus.

Hiddink hatte sich für eine 5-3-2-Formation statt für ein 4-3-3 entschieden, die Verteidigung bildeten Veltman, De Vrij und Indi. Eine spielerische Überlegenheit war beim Favoriten zwar gegeben, sie wurde aber kaum in Zählbares umgemünzt.

"Die Tschechen haben gut gespielt, wir müssen daraus lernen", sagte Hiddink und schob die Verantwortung für die Niederlage indirekt auf die Spieler ab: "Das Spielsystem spielt keine Rolle, wenn es individuelle Fehler gibt." Damit begegnete er Kritik, dass er am 5-3-2 seines Vorgängers Louis van Gaal stur festgehalten hatte. Für Tschechiens Coach Pavel Vrba war es der erste Erfolg seit seiner Amtsübernahme Ende 2013.

Harsche Kritik der Medien

In den niederländischen Gazetten fand Hiddink keine Gnade. ""Hiddink hat einen Teil seiner Glaubwürdigkeit bereits verloren", schrieb das "Algemeen Dagblad". "Oranje erlebt einen Abend voll Chaos und Verzweiflung." "Blamage von Prag", titelte "De Telegraaf". Von einer der "peinlichsten Darbietungen seit langer Zeit" schrieb "De Volkskrant". "Die Angst, mit der die Niederlande dem Gegner begegneten, war eine Farce."

Italien ließ nach dem Erfolg gegen die Niederländer in Oslo das nächste 2:0 folgen. Sassuolo-Stürmer Simone Zaza in seinem zweiten Länderspiel mit einem leicht abgefälschten Schuss und Verteidiger Leonardo Bonucci mit einem Kopfball (62.) sorgten gegen die Norsker für die Entscheidung. Zaza traf später noch die Latte und vergab zudem eine weitere erstklassige Chance, ehe er ausgewechselt wurde.

Perfektes Spiel von Italien

Der 23-Jährige hatte auch gegen die Niederländer einen guten Eindruck hinterlassen. Der Vierfach-Weltmeister überzeugte auch beim zweiten Auftritt unter dem neuen Trainer Antonio Conte. "Es war ein fast perfektes Spiel von uns, so wie ich es mir erträume", hob der Coach hervor. Sein Team kontrollierte das Spiel im 3-5-2-System und standen einem dritten Tor nahe. Davor hatte Italien nur 1937 auf norwegischem Boden gewonnen.

Eine böse Überraschung erlebte Bosnien-Herzegowina, der WM-Teilnehmer unterlag daheim in Zenica in Gruppe B Zypern 1:2. Damit hatte Manchester Citys Angreifer Edin Dzeko ein misslungenes Debüt als Kapitän. Nach dem frühen Führungstor durch Ibisevic (6.) hatten die Gastgeber weitere gute Chancen, zwei Tore des abgeklärten Christofi (45.,73.) drehten aber die Partie. Bosniens Panjic vergab noch einen Foul-Elfmeter (89.).

Andere Favoriten taten sich auch schwer. In der Italien-Gruppe kam Kroatien in Zagreb gegen zehn Maltesen nur zu einem 2:0-Sieg, Wales verdankte in Gruppe B ein mühevolles 2:1 in Andorra einem Doppelpack von Real Madrids Gareth Bale (22.,81.). Für den Kleinstaat wäre es der erste Punktgewinn seit September 2005 bzw. nach 44 Niederlagen in Folge gewesen. Island gewann daheim gegen die Türkei in Pool A unerwartet hoch 3:0.