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Islands Erfolg ist kein Zufall

Islands Erfolg ist kein Zufall

Island hat sich noch vor Weltmeister Deutschland, Titelverteidiger Spanien oder Italien für die EM qualifiziert.

Es ist mit Abstand das kleinste Land, das jemals bei einer EM- oder WM-Endrunde mitmischen wird. Die Kicker von der Insel lösen damit die Handballer als Nationalhelden ab.

Der Erfolg in der EM-Qualifikation ist aber keine Sensation, sondern das Produkt langfristiger Planung.

Eine historische Nacht

In der historischen Fußball-Nacht von Reykjavik erklärte Islands Ministerpräsident die Insel im Nordatlantik kurzerhand zur Partyzone. Nach der erstmaligen Qualifikation des 330.000-Einwohner-Landes für ein großes Turnier bedauerte es Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson, dass er nicht eigenmächtig die Öffnungszeiten der Bars verlängern könne.

"Aber ich erwarte nicht, dass irgendjemand versuchen wird, die Menschen ins Bett zu bringen", sagte der Spitzenpolitiker und scherzte sogar, diesen denkwürdigen 6. September zum Nationalfeiertag erklären zu wollen.

"Das bedeutet alles"

Aus dem Nationalstadion Laugardalsvöllur schwappte die Feier schnell auf Reykjaviks zentralen Platz, den Ingolfstorgi.

"Das bedeutet alles für den isländischen Fußball, absolut alles", sagte Kapitän Aron Gunnarsson sichtlich berührt. "Es ist unbeschreiblich, ich bin so stolz auf das Team, ich bin so stolz, ein Isländer zu sein."

Lediglich 20.000 Fußball-Spieler sind beim nationalen Verband KSI registriert. Und doch haben die Isländer ihren Endrunden-Einzug früher gesichert als der Weltmeister und so manche andere Fußball-Macht des Kontinents.

Sechs Siege in acht Spielen, nur drei Gegentore, zwei davon bei der einzigen Niederlage in Tschechien - die Bilanz der Nordländer ist beeindruckend.

Konsequente Nachwuchsförderung

Die Erfolge sind jedoch kein Produkt des Zufalls. Und auch nicht die Folge eines einzelnen Superstars, der den Rest des Teams mitzieht.

Das abgelegene Island profitiert auch nicht von einer Einwanderer-Generation wie momentan Österreich. Seit einigen Jahren investiert der Verband aber konsequent und zielorientiert in die Nachwuchsförderung.

"Seitdem wir 16 Jahre alt sind, stehen wir fast immer in derselben Formation auf dem Spielfeld. Jeder kennt seine Rolle", sagte Rurik Gislason vom deutschen Zweitligisten 1. FC Nürnberg.

Ein Land voller Fußball-Hallen

Dazu wurden überall im Land Hallen errichtet, damit das ganze Jahr über auf großen Fußballfeldern trainiert werden kann. Die Jugendtrainer sind, ähnlich wie beim Handball, bestens ausgebildet - jeder von ihnen muss eine A-Lizenz besitzen, um im Nachwuchsbereich zu arbeiten.

Bei der U21-EM 2011 war Island erstmals bei einer Finalrunde dabei. In Dänemark schied man dann zwar in der Vorrunde aus, doch diese Gruppe bildet nun das Gerüst der erfolgreichen A-Nationalmannschaft.

2011 übernahm Lars Lagerbäck das Amt des Nationaltrainers, dass er sich mit Heimir Hallgrimsson teilt.

Der positive Realist als Teamchef

Der Schwede sorgte für eine klare Organisation der Mannschaft. Er beschreibt sich selbst als "positiven Realisten", der um die limitierten fußballerischen Mittel seines Teams weiß und daher gar nicht erst versucht, dominanten Ballbesitz-Fußball spielen zu lassen.

Unter Lagerbäck stieg Island in der FIFA-Weltrangliste von Platz 112 auf 23 auf. Bereits vor der WM 2014 scheiterte man nur knapp in den Play-offs an Kroatien.

Und die nächste Generation vielversprechender Talente steht bereits ante portas. In der aktuellen U21-Kampagne liegt man nach zwei Qualifikationsspielen mit sechs Punkten wieder an der Spitze.

An die Nationalmannschaft mit dem simplen Übernamen "Strakarnir okkar" (unsere Jungs) wird man sich in Europa wohl gewöhnen müssen.