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Damals wie heute im ÖFB-Nationalteam gesetzt

Damals wie heute im ÖFB-Nationalteam gesetzt

Drei Stammkräfte, drei zwischenzeitlich Aussortierte und drei, die dem erweiterten Kader angehören – das ist sportlich gesehen alles, was vom 23-Mann-ÖFB-Kader der EURO 2008 übrig geblieben ist.

Bei einem Blick auf den damaligen Kader kommt Österreichs EURO-2008-Teamchef Josef Hickersberger ins Schwärmen: „Man muss besonders die Entwicklung von Martin Harnik und Christian Fuchs hervorheben."

Die Hoffnungen wurden schon damals besonders auf junge Spieler wie Sebastian Prödl, Martin Harnik, Christian Fuchs oder Erwin Hoffer gelegt. Routiniers wie Andreas Ivanschitz oder Emanuel Pogatetz halten sich bis heute im ÖFB-Team.

LAOLA1 nimmt die Entwicklung der seit der EURO 2008 zum erlesenen Kreis zählenden Spieler unter die Lupe:

STAMMPERSONAL:

SEBASTIAN PRÖDL (33 Länderspiele/3 Tore/2 EURO-08-EINSÄTZE)

Der Bremen-Legionär ist seit der EURO 2008, die er im zarten Alter von 20 Jahren bestritt, aus dem ÖFB-Nationalteam nicht mehr wegzudenken. Auch wenn ihn Verletzungen kurzfristig zu Pausen zwangen, war er stets als Stammpersonal anzusehen. „Prödl hatte leider Verletzungspech. Das war brutal und hat Spuren hinterlassen“, weiß Ex-Teamchef Josef Hickersberger, der meint, dass die EURO für den einen oder anderen Spieler ein oder zwei Jahre zu früh kam. Mit 24 Jahren hat der Steirer aber schon 33 Länderspiele auf dem Buckel und stellt eine der großen Hoffnungen für die kommende WM-Quali dar. Detail am Rande: Mit der EURO 2008 begann übrigens Prödls Auslandskarriere, Werder hält er seither die Treue.

CHRISTIAN FUCHS (47 Länderspiele/1 Tor/1 EURO-08-EINSATZ)

Die linke Flanke ist das Territorium von Christian Fuchs – egal ob im Mittelfeld oder in der Viererkette. Nachdem es bei der EURO vorerst nur zu einem Einsatz reichte, festigte der Burgenländer Schritt für Schritt seinen Platz im Team. Stationen bei Bochum, Mainz und aktuell Schalke 04 trugen ihren Teil dazu bei, dass der 26-Jährige auch im ÖFB-Team nicht mehr wegzudenken ist. „Wenn man sieht, wie er in der letzten Saison bei Schalke gespielt hat, muss man den Hut ziehen. Er war einer der besten, wenn nicht der beste linke Außenverteidiger der deutschen Bundesliga. Er hat ebenfalls eine Riesen-Entwicklung gemacht“, lobt Hickersberger. In Abwesenheit von Marc Janko trug er sogar für einige Spiele die Kapitänsbinde.

MARTIN HARNIK (29 Länderspiele/7 Tore/3 EURO-08-EINSÄTZE)

So überrascht Fußball-Österreich noch über die Nominierung von Martin Harnik anstelle eines Marc Janko und Stefan Maierhofer war, so sehr strafte der Youngster seine Kritiker lügen. Der Offensivspieler bestritt alle drei EURO-Spiele und mauserte sich bei Bremen, Düsseldorf und aktuell Stuttgart zu einem absoluten Leistungsträger. „Harnik war vor vier Jahren ein Spieler, der in der zweiten Mannschaft von Werder Bremen zum Einsatz kam. Er hatte damals bei Weitem nicht die Spielstärke von heute. Martin hat sich sensationell weiterentwickelt, hat hart an sich gearbeitet“, meint „Hicke“. Auch unter Marcel Koller spielt der Sohn einer Deutschen und eines Österreichers eine gewichtige Rolle. Mit seiner Technik und seinem Offensivdrang ist er seit vier Jahren eine gern gesehene Waffe.

DIE ZWISCHENZEITLICH AUSSORTIERTEN:

ANDREAS IVANSCHITZ (55 Länderspiele/9 Tore/3 EURO-08-EINSÄTZE)

Vom Hoffnungsträger, der in jungen Jahren bereits zu Kapitäns-Ehren kam, zum Buhmann – Ivanschitz und der ÖFB harmonierte in den vergangenen Jahren nicht ganz nach Belieben. Bei der EURO stand der Mittelfeldspieler noch in allen drei Gruppenspielen auf dem grünen Rasen, auch unter Karel Brückner war er gesetzt. Unter Dietmar Constantini, der dafür viel Kritik erntete, wurde der aktuelle Mainz-Legionär aber nicht mehr berücksichtigt. So musste der 28-Jährige bis auf das Ende der Ära „Dico“ warten, ehe er nach über zweieinhalb Jahren unter Interims-Teamchef Willi Ruttensteiner sein Comeback feiern durfte. Seitdem ist er wieder ein gern gesehener Gast und Stammkraft im ÖFB-Team. Ivanschitz trug zwischenzeitlich sogar schon wieder die Kapitänsschleife.

GYÖRGY GARICS (26 Länderspiele/1 Tor/2 EURO-08-EINSÄTZE)

Seit Jahren verdient der Außenverteidiger seine Brötchen in Italien und lieferte bei SSC Napoli, Atalanta Bergamo und dem FC Bologna herausragende Leistungen ab. Bis zur Ära Constantini war auch er im Nationalteam eine wichtige Stütze, doch der Teamchef sortierte ihn aus. Garics ließ sich dies nicht gefallen und kritisierte den Tiroler. Constantini habe „kein Rückgrat“, „keine Eier“ hieß es damals. Eine zweijährige Nachdenkpause war die Folge, ehe der Ex-Rapidler unter Marcel Koller eine Rückkehr feierte. Auf der rechten Verteidigerposition hat er mit Florian Klein und Co. zwar Konkurrenz, allerdings wird er wohl bis auf weiteres dem Stamm angehören.

EMANUEL POGATETZ (47 Länderspiele/2 Tore/3 EURO-08-EINSÄTZE)

Der Defensivspieler hätte sich beinahe selbst um die Heim-EURO gebracht, als er im September 2006 heftige Kritik an Teamchef Josef Hickersberger und Mitspielern, allen voran Kapitän Andreas Ivanschitz, äußerte. Nach rund einem Jahr wurden die Meinungsverschiedenheiten jedoch beseitigt und der „Mad Dog“ wieder langsam an das ÖFB-Team herangeführt. Bei der EURO bestritt er dann gleich alle drei Spiele. Der Deutschland-Legionär hat aus seinem Verhalten gelernt und ist seitdem eine verlässliche Personalie, die auch heute noch in der Innenverteidigung gefragt ist. Zudem erarbeitete er sich in Diensten von Hannover 96 einen guten Ruf. „Pogatetz war während der EURO zwar schon in England, er hat heuer bei Hannover aber konstant stark gespielt“, analysiert Hickersberger Pogatetz‘ Entwicklung.

IM ERWEITERTEN KREIS:

ERWIN HOFFER (28 Länderspiele/4 Tore/1 EURO-08-EINSATZ)

Bei Rapid top, im Ausland nie richtig angekommen. So oder so ähnlich sieht die Vita von „Jimmy“ Hoffer seit der EURO 2008 aus. Der Badener trumpfte bei der U20-WM auf und kletterte auf der Karriereleiter weit nach oben. Beim SSC Napoli sah er jedoch kein Licht am Ende des Tunnels, auch beim 1. FC Kaiserslautern hatte er einen schweren Stand. Eine mittelmäßige Saison spulte der Stürmer zuletzt bei Eintracht Frankfurt ab, die Zeichen stehen aber auf Abschied. Als Stammkraft kann man den quirligen Offensivspieler zwar nicht bezeichnen, meistens ist Hoffer aufgrund fehlender Alternativen jedoch dabei. Auch ohne viel Spielpraxis.

CHRISTOPH LEITGEB (27 Länderspiele/0 Tore/2 EURO-08-EINSÄTZE)

Die Verletzungsanfälligkeit hat dem Mittelfeld-Regisseur schon öfters einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei der EURO 2008 stand er zwei Mal auf dem Platz, insgesamt weist er aber nur 27 Länderspiel-Einsätze auf. Einmal dabei, einmal nicht oder auf Abruf – so lautete bisher die Devise. Teamchef Constantini sprach ihm den Killerinstinkt ab, woraufhin er zwei Jahre nicht mehr berücksichtigt wurde. Seinen letzten Einsatz für Rot-Weiß-Rot absolvierte er im Mai 2010. Marcel Koller wollte ihn für die Innsbruck-Länderspiele zurückholen, doch Leitgeb sagte verletzt ab. Mit seinen starken Leistungen im Trikot von RB Salzburg machte er sich für das ÖFB-Team interessant und zählt weiterhin zum erweiterten Kandidatenkreis.

JÜRGEN SÄUMEL (20 Länderspiele/0 Tore/3 EURO-08-EINSÄTZE)

Wie Leitgeb hatte auch Jürgen Säumel immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Bei der EURO 2008 kam er in allen drei Partien zum Einsatz, in Italien sammelte er Erfahrungen beim FC Torino und Brescia, auch wenn er nicht immer zum Einsatz kam. In Duisburg wurde er nicht glücklich, woraufhin er seit Sommer 2011 wieder für Stammverein Sturm Graz aufläuft. Bisher stehen 20 Länderspiele zu Buche. Für das Länderspiel-Doppel in Innsbruck musste der Mittelfeld-Stratege aber erneut wegen fehlender Fitness absagen. Mit seinen Leistungen bei den „Blackies“ darf man ihn auch künftig nicht aus den Augen lassen.

 

Der 23-Mann Kader 2008 im Überblick:

Alexander Manninger (AC Siena), Jürgen Macho (AEK Athen), Ramazan Özcan (TSG Hoffenheim); Martin Stranzl (Spartak Moskau), Emanuel Pogatetz (FC Middlesbrough), Markus Katzer (SK Rapid), György Garics (SSC Napoli), Sebastian Prödl (SK Sturm), Ronald Gercaliu (FK Austria), Martin Hiden (SK Austria Kärnten), Jürgen Patocka (SK Rapid), Rene Aufhauser (Red Bull Salzburg), Christian Fuchs (SV Mattersburg), Martin Harnik (SV Werder Bremen), Andreas Ivanschitz (Panathinaikos Athen), Ümit Korkmaz (SK Rapid), Christoph Leitgeb (Red Bull Salzburg), Jürgen Säumel (SK Sturm), Joachim Standfest (FK Austria), Ivica Vastic (LASK), Erwin Hoffer (SK Rapid), Roman Kienast (Ham-Kam), Roland Linz (SC Braga)

 

Alexander Karper/Martin Wechtl