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Sidorczuk: "Polen profitiert von der EM"

Sidorczuk:

Polen fiebert der am Freitag beginnenden Fußball-EM schon richtig entgegen. Das berichtet Kazimierz Sidorczuk nach seiner elftägigen Polen-Reise.

Der diese Woche zurückgekehrte Tormanntrainer von Sturm Graz machte sich eine Woche lang in Posen und vier Tage in Warschau selbst ein Bild von den EM-Vorbereitungen.

"Viele Leute fahren mit polnischen Fahnen in ihren Autos. Vor allem in den Orten, wo EM-Stadien stehen, wird die Begeisterung sehr groß sein", sagte der 45-jährige gebürtige Pole.

30.000 gegen Andorra

Dass das EM-Fieber groß ist, wurde auch beim Testspiel gegen Andorra am Samstag deutlich. 30.000 Zuschauer hatten für eine fast ausverkaufte Pepsi-Arena in Warschau gesorgt.

"Andorra ist alles andere als eine große Mannschaft und es kommen 30.000 Fans. Das zeigt, welche Auswirkungen so ein großes Turnier hat", meinte Sidorczuk, der beim ungefährdeten 4:0-Sieg der EM-Gastgeber unter den Zuschauern war.

Der ehemalige Teamtormann Polens schaute sich aber nicht nur das Match an, sondern verfolgte auch Trainings der Nationalmannschaft.

Linksverteidiger als Schwachstelle

"Unsere Stärken sind die drei Dortmund-Spieler Lukasz Piszczek, Jakub Blaszczykowski und Robert Lewandowski sowie allgemein die sehr gute Offensive. Normalerweise bekommen wir Probleme nach hinten", charakterisierte der Sturm-Tormanntrainer Polens Team.

Vor allem links in der Viererkette seien die Polen anfällig. "Sebastian Boenisch hat wenig gespielt", erinnerte Sidorczuk. Tatsächlich brachte es der 25-jährige Defensivspieler in der abgelaufenen Saison im Dress von Werder Bremen nur auf vier Meisterschaftseinsätze.

Die Polen hoffen ebenso wie die Ukrainer, dass ihnen das Schicksal der vergangenen EM-Gastgeber Österreich und Schweiz erspart bleibt, für die das Heimturnier bereits nach der Gruppenphase zu Ende war.

Seit mittlerweile über 15 Jahren lebt Sidorczuk in Österreich

"Fühle mich in Graz wohl"

"Er hat gute Ideen", sagte der Tormanntrainer über seinen neuen Chefcoach Peter Hyballa. Sidorczuk ist den Grazern als Einziger vom ehemaligen Trainerteam erhalten geblieben, sein Vertrag läuft bis 2014.

Auch ein Verbleib in Österreich über 2014 hinaus ist alles andere als unwahrscheinlich. "Ich fühle mich sehr gut in Österreich und vor allem in Graz, es ist schön da zu leben", sagte der seit mittlerweile fünfzehneinhalb Jahren in Österreich tätige polnisch-österreichische Doppelstaatsbürger.

Sidorczuk, der ein bis zweimal pro Jahr nach Polen reist, ist verheiratet und hat eine 18-jährige Tochter sowie einen zwölfjährigen Sohn, der im Sturm-Nachwuchs spielt.

"Polen profitiert von der EM"

Die gesamte Infrastruktur mit Schnellstraßen und Autobahnen wurde für den Turnierstart nicht rechtzeitig fertiggestellt. "Die Autobahn ist noch nicht fertig, aber ohne der EM wäre so ein Projekt nicht durchführbar gewesen", erinnerte Sidorczuk. "Polen profitiert daher viel von der EM."

Sidorczuk wird die EM nur vor dem Fernseher miterleben, startete er doch bereits am Mittwoch mit seinem neuen Trainerteam in die Bundesliga-Vorbereitung mit Sturm Graz.

Polen mit zweitjüngstem Team

"Das Minimalziel und auch die Vorgabe vom Verbandspräsidenten ist, die Gruppenphase zu überstehen. Und man merkt auch, dass die Mannschaft das Ziel unbedingt erreichen will", sagte Sidorczuk.

Teamchef Franciszek Smuda ist für Sturms Tormanntrainer kein Unbekannter, auch mit ihm hat er sich unterhalten. "Er ist sicher sehr nervös. Die Mannschaft hat jetzt zwei Jahre ohne Druck gespielt und jetzt ist der Druck sehr groß", meinte Sidorczuk.

Das könnte auch zu einem Problem werden. "Polen stellt nach Deutschland die zweitjüngste Mannschaft des Turniers. Man wird sehen, wie sie sich am Freitag präsentiert", hatte der Pole durchaus auch Bedenken.

"Gibt keine schwachen Mannschaften"

Im Eröffnungsspiel geht es in Warschau gegen Griechenland. "Ganz wichtig wäre es, mit einem Sieg in einem der schönsten Stadien von Europa zu starten. Dann wäre vieles leichter", hoffte Sidorczuk.

Am 12. Juni wartet ebenfalls in Warschau Russland, am 16. Juni zum Abschluss der Gruppe A in Wroclaw Tschechien. "Es hätte schon auch schlimmer kommen können, bei einer EM gibt es aber keine schwachen Mannschaften", betonte Sidorczuk.

Bezüglich der Favoritenrolle wollte sich der Ex-Goalie nicht wirklich festlegen. "In einem Turnier ist vieles möglich."