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Titelhamster, Rekordjäger, Spanier

Titelhamster, Rekordjäger, Spanier

Spanien bleibt Europameister.

Mit einem 4:0 im Endspiel gegen Italien verteidigen die Iberer den Titel von 2008 und liefern einen eindrucksvollen Beweis ab, warum sie die Nummer eins der FIFA-Weltrangliste sind.

Nach der Gala im Finale fällt es schwer, nicht gleich in Lobeshymnen auf die Mannschaft auszubrechen.

Fest steht, dieses Team hat Geschichte geschrieben, wie die folgenden fünf Beispiele verdeutlichen sollen.

  • Erste Titelverteidigung

Nach 13 misslungenen Versuchen gelang es dem Titelträger erstmals, ein zweites Mal in Folge im Kräftemessen der besten europäischen Nationen zu triumphieren. Die Titelverteidigung Spaniens bringt ein weiteres Novum mit sich, wobei es genauer betrachtet zwölf Nova sind: Mit Iker Casillas, Pepe Reina, Sergio Ramos, Alvaro Arbeloa, Raul Albiol, Xavi, Andrés Iniesta, Cesc Fàbregas, Xabi Alonso, Santi Cazorla, David Silva und Fernando Torres dürfen sich nämlich erstmals Spieler Doppel-Europameister nennen. Rainer Bonhof, der von gewissen Medien und der UEFA als zweifacher Champion geführt wird, revidierte selbst. Der Europameister von 1972 sei beim zweiten Erfolg Deutschlands 1980 zwar offiziell im Kader gestanden, aufgrund einer Verletzung aber gar nicht erst nach Italien mitgefahren.

  • Höchster Finalsieg

Das Finale in Kiew war spätestens mit dem Ausfall von Thiago Motta und der einhergehenden numerischen Überlegenheit der Spanier entschieden. Da „La Roja“ nach den Toren von Silva (14.) und Alba (41.) durch die eingewechselten Torres (84.) und Mata (88.) kurz vor Ende der Spielzeit noch zwei weitere Treffer drauflegte, geht die Partie als trefferreichstes Endspiel in die Geschichte ein. Bislang führte Deutschland durch das 3:0 im Endspiel der EM von 1972 diese Statistik an.

  • Weiße Weste

Da nach einer Tor-Gala dieses Ausmaßes die Offensive im Mittelpunkt steht, drohen die Leistungen der spanischen Hintermannschaft glatt unterzugehen. Dabei bedeutet das 4:0 über Italien zugleich den fünften Zu-Null-Sieg in Folge und eine Torsperre von 510 Minuten. In K.o.-Duellen wurde Keeper Casillas aus dem Spiel heraus überdies gar 1041 Minuten nicht mehr bezwungen. Nur ein Gegentor bei einer EM – pikanterweise ausgerechnet von Finalgegner Italien erzielt – stellt ebenso einen neuen Bestwert dar.

  • Jubiläumssieg für die Nummer eins

Gegen Portugal hat es noch nicht sein sollen, nun ist die runde Zahl erreicht. Kapitän Casillas darf in seinem 137. Länderspiel den 100. Sieg bejubeln. Damit baut der Welttorhüter seinen Rekord, den er nach Erfolg Nummer 95 anstelle von Frankreichs Lilian Thuram und Ahmed Hassan aus Ägypten hält, weiter aus. Als „tolle Persönlichkeit, stiller Anführer und Weltklasse-Mann, der kein Theater zu veranstalten braucht, um im Mittelpunkt zu stehen“ habe sich der Real-Keeper diesen Rekord verdient, offenbarte Thuram der „Marca“.

  • Titel-Triple für Trainer

Vicente del Bosque kann allen Kritikern, die ihn wegen des Festhaltens an der stürmerlosen Aufstellungsvariante tadelten, fortan mit einer einzigartigen Erfolgsbilanz gegenübertreten. Der 61-Jährige ist der erste Übungsleiter, der Champions League (2000 und 2002 mit Real Madrid), Weltmeisterschaft (2010) und Europameisterschaft (2012) gewinnt.

Spanien brennt seinen Namen in die Annalen des Fußballsports.

Wer sich veranschaulicht, dass von allen im Finale eingesetzten Akteuren lediglich Xavi, Xabi Alonso und Casillas die 30 überschritten haben, muss kein Hellseher sein, um ein Andauern des Erfolgslaufs zu prognostizieren.

Neue Rekorde werden wohl aufgestellt und die eigenen Bestmarken wieder übertroffen werden.

In diesem Sinn erhält die Aussage Casillas’ im Vorfeld der EURO eine völlig neue Bedeutung:

„Spanien ist selbst sein größter Rivale."

Christian Eberle