news

Die Geburtsstunde von "San Iker"

Die Geburtsstunde von

Spanien gegen Irland ist nicht unbedingt ein Klassiker bei Großereignissen.

Das letzte Mal gab es das Duell bei der WM 2002.

Zehn Jahre sind seit diesem Achtelfinale vergangen. Vieles hat sich beim amtierenden Welt- und Europameister verändert, nur eine Konstante ist auszumachen – Iker Casillas.

Der heutige Kapitän hütete schon in Japan und Südkorea das Tor, als auf dem Feld unter anderem noch Fernando Hierro, Ruben Baraja oder Fernando Morientes dem Ball hinterherliefen.

Gegenüber standen ihm bei den Iren mit Damien Duff, Robbie Keane und Torhüter-Kollege Shay Given drei Spieler, die auch in Danzig (20:45 LIVE im LAOLA1-Ticker) in der Startelf zu erwarten sind.

Die Drei werden sich wohl noch gut an die Ereignisse im Suwon World Cup Stadium erinnern.

Elfer-Killer mit 21

Spanien ging bereits nach acht Minuten in Führung – Morientes verwertete eine Puyol-Flanke per Kopf zum 1:0.

Danach griffen die Kicker von der "Grünen Insel" an und wurden in der 63. Minute mit einem Elfmeterpfiff belohnt. Ian Harte, damals bei Leeds United unter Vertrag, versagten aber die Nerven. Casillas konnte parieren.

Die Brust des Keepers wuchs an und wurde mit jeder Parade während des Sturmlaufs der Iren in der Schlussphase größer und größer. Bis die 90. Minute kam und die Iberer doch noch den Ausgleich hinnehmen mussten. Robbie Keane traf vom Elferpunkt.

Nach einer torlosen Verlängerung musste das Elfmeterschießen entscheiden und die Legende vom jungen Torwart, der zum Helden wird, nahm ihren Lauf. Der Schlussmann, der damals wie heute in Diensten von Real Madrid stand, hielt die Schüsse von Kevin Kilbane und David Connolly.

„Solche Augenblicke machen dich stärker, sie verändern dich“, sollte der zu diesem Zeitpunkt 21-Jährige später sagen. Und er behielt Recht; aus dem Jungen aus Mostoles, einem Madrider Vorort, wurde „San Iker“.

Casillas während des Trainingslagers in Schruns

Das 1:1 zum Auftakt gegen Italien hat dies bereits eindrucksvoll gezeigt. Die „Squadra azzurra“ war hervorragend auf ihren ersten Kontrahenten bei dieser Europameisterschaft eingestellt.

Für den Kapitän ist die Punkteteilung damit wohlwollend zu betrachten: „Ich glaube, wir müssen mit dem Remis zufrieden sein. Italien hat eine sehr disziplinierte Leistung geboten und selbst gut nach vorne gespielt.“

„Selbst der größte Gegner“

Der Routinier äußerte sich schon vor der Endrunde in Polen und der Ukraine über mögliche Favoriten und offenbarte, „dass es viele Teams gibt, die großen Willen haben, zu gewinnen.“

Namen nennt er keine, denn der größte Rivale Spaniens sei Spanien selbst: „Mich beunruhigt die sportliche Qualität überhaupt nicht, denn davon haben wir mehr als genug, sondern die mentale. Es kommt auf unsere Lust, die Leidenschaft und den Einsatz an, den wir bereit sind zu geben.“

Casillas selbst geht als leuchtendes Beispiel voran. Er ist bei jedem Training der Erste, der auf dem Platz steht, und einer der Letzten, der selbigen wieder verlässt.

Während des Spiels ist der 31-Jährige dann in seinem Element: Kommandos geben, dirigieren, den Ballkünstlern auf dem Feld den Rücken stärken und hin und wieder schier unhaltbare Bälle parieren.

Das Alltagsleben eines „Heiligen“ eben.


Christian Eberle

Stete Wiederauferstehung

Die Freude über den Aufstieg währte beim jungen Keeper ebenso kurz wie bei seinen Kollegen. Schon im Viertelfinale war für „La Roja“ mal wieder Schluss.

Es sollte noch dauern, bis Casillas auch im Nationalteam die großen Erfolge feiern konnte, an die er bei Real schon gewohnt war und es bedurfte weiteren „Wundertaten“.

2008 zog der viermalige Welttorhüter den italienischen Schützen im Viertelfinale im Elfmeterschießen den Nerv, 2010 litten Paraguay und im Endspiel schließlich die Niederlande unter den in ihrer Heimat als „unmenschlich“ betitelten Leistungen der spanischen Nummer 1.

Langer Weg zum Status Quo

Zehn Jahre und ein Europameister- sowie ein Weltmeistertitel später hat sich die Lage bedeutend verändert. Spanien ist der große Gejagte, wenn auch nicht der alleinige Favorit.

„Es wird nicht leicht, den Titel zu verteidigen. Alle Mannschaften wissen, wie wir spielen, sie studieren uns genauer, weil wir das Team sind, das es zu schlagen gilt“, erklärt der Rekord-Nationalspieler.