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"Werde noch viele schlaflose Nächte haben"

Souverän sieht letztlich anders aus.

Titelverteidiger und Weltmeister Spanien hat sich mit einem 1:0-Sieg gegen Kroatien durch ein Tor im Finish den Sieg in der Gruppe C gesichert, Italien folgte durch ein 2:0 gegen Irland.

Am Sonntag mussten die Deutschen kurz zittern, bei einem Tor von Dänemark wären sie aus dem Turnier gewesen. Der große Titelfavorit musste einen Tag später spürbar länger zittern.

Italien führte gegen Irland, damit hätte ein Treffer den Kroaten zum Aufstieg gereicht. Ivan Rakitic hatte die beste Chance auf dem Kopf, in Minute 58 vergab er aber alleinstehend vor Goalie Casillas.

„Spanien hätte es dann schwer gehabt“

„Ich werde noch viele schlaflose Nächte haben“, war sich der Mittelfeldspieler bewusst. Schließlich war es die beste Chance des Spiels. Und gegen Spanien sollten solche genutzt werden.

„Um zu gewinnen, muss man solche Möglichkeiten machen. Denn dann hätte es Spanien schwer gehabt. Aber sie sind eine Maschine. Sie sind die besten“, hielt der Sevilla-Legionär fest.

Das sah Spanien-Coach Vicente del Bosque an diesem Abend anders.

Der Weltmeister-Trainer, der mit Cesc Fabregas (Pass auf Assistgeber Iniesta) und Jesus Navas (Torschütze) richtig einwechselte, war hörbar erleichtert.

„Schwachen Tag muss man überstehen“

„Das Wichtige in so einem Turnier ist, einen schwachen Tag zu überstehen. Wir sind als Erster weiter, das sollte uns motivieren, demnächst wieder mehr wir selbst zu sein, als wir es heute waren.“

Letztlich war die Grundlage für den Sieg auch eine Frage der Mentalität. Denn Spanien kann und will einfach nicht auf Unentschieden spielen. Da wird alles versucht, um ein Bollwerk aufzubrechen.

„Wir müssen immer auf Sieg spielen, denn das ist, woran wir glauben“, gab Goldtorschütze Jesus Navas die wenig überraschende Erkenntnis zu. Sein Trainer erkannte einen psychologischen Faktor.

„Wir sind als Gewinner vom Platz gegangen, weil uns das Unentschieden mehr wie eine Last als ein Vorteil erschien“, so der 61-Jährige, der seinen Vertrag kürzlich bis 2014 verlängerte.

Die Spanier zeigten sich als „gute Gewinner“ und lobten die hartnäckigen Kroaten für ihr Spiel.

„Sie haben sehr gut gespielt, es für uns bis zum Schluss schwierig. Das ist letztlich die Wahrheit“, wusste Navas. Del Bosque war nicht überrascht: „Sie haben sich zurückgezogen und haben gut gekämpft, das hatten wir auch erwartet.“

Stolze Kroaten

Kroatien-Trainer Slaven Bilic konnte bei seinem letzten Spiel nach sechs Jahren auf der Bank über die Leistung seiner Mannschaft stolz sein.

„Wir fahren erhobenen Hauptes nach Hause, Kroatien kann stolz auf diese Spieler sein“, meinte der 43-Jährige, der nun Lok Moskau übernehmen wird.

Bilic zappelte bei seinem letzten Spiel an der Linie, spürte, dass an diesem Tag etwas möglich sei und hoffte wohl auch, dass das Pech von 2008 sich in Glück umwandeln würde.

Bilic bleibt Happy End verwehrt

Damals scheiterten die Kroaten im Viertelfinale in Wien an der Türkei im Elfmeterschießen, nachdem sie in der letzten Minute der Verlängerung den Ausgleich kassierten – obwohl sie erst eine Minute zuvor den vermeintlichen Siegtreffer erzielt hatten. Ein Höllenritt für Bilic und Co. damals.

Vier Jahre später war es in Danzig nicht ganz so schlimm, aber ärgern musste sich der scheidende Teamchef dennoch. Die Aktion von Sergio Ramos gegen Mario Mandzukic – der Spanier ging innerhalb der Strafraumgrenze mit dem gestreckten Bein kompromisslos zur Sache – ärgerte den Trainer.

„Ein Weltmeister bekommt eben Hilfe durch die Schiedsrichter“, machte Bilic seinem Frust Luft.

Letztlich standen aber seine Spieler im Vordergrund, die Bilic in den vergangenen sechs Jahren mit zwei EM-Teilnahmen mehr als nur konkurrenzfähig machte.

„Sie haben ein heroisches Match abgeliefert“, wusste Bilic. Und beendete das Turnier und seine Tätigkeit als kroatischer Teamchef.