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Irland verabschiedet sich als Fan-Europameister

Irland verabschiedet sich als Fan-Europameister

Der erste Titel der EURO dürfte seit Donnerstag vergeben sein - und zwar an Irland für die leidenschaftlichsten Fans des Turniers.

Während ihre Mannschaft den spanischen Ballkünstlern hilflos hinterherlief, sangen sich über 20.000 Anhänger der "Boys in Green" in der Arena von Danzig (Gdansk) die Seele aus dem Leib und sorgten damit für echte Gänsehaut-Atmosphäre.

In der Schlussphase, als die 0:4-Niederlage der Iren und das vorzeitiges Ausscheiden in der Gruppenphase längst besiegelt war, trösteten sich die Anhänger mit einer inbrünstigen Version der irischen Folk-Ballade "The Fields of Athenry". Nicht nur die spanischen und polnischen Stadionbesucher, auch der ARD-Kommentator verstummte minutenlang in Ehrfurcht.

Alle Beteiligten beeindruckt

Die Choräle hinterließen selbst bei Spaniens Teamchef-Routinier Vicente del Bosque großen Eindruck.

"Die irischen Fans waren großartig. Das, was sie heute gezeigt haben, ist ein Beispiel dafür, worum es im Fußball geht", sagte der Weltmeister-Coach und frühere Trainer von Real Madrid.

Irlands Teamchef Giovanni Trapattoni entschuldigte sich, dass die Leistungen seiner Mannschaft mit jenen der Fans nicht Schritt halten konnten. "Wir sind mit viel Selbstvertrauen und Enthusiasmus zur EM gekommen, und sie haben uns immer angefeuert, auch wenn wir in Rückstand waren. Das dürfen die Spieler nie vergessen."

Keane nicht zufrieden

Nur Roy Keane wollte nicht in den Lobgesang über die irische Anhängerschaft einstimmen. "Wir müssen unsere Einstellung ändern. Sicher sind wir ein kleines Land mit kleinen Ressourcen, aber wir sollten nicht zu einem Turnier fahren, nur um schöne Lieder zu singen", sagte der als TV-Experte arbeitende frühere Star von Manchester United.

Irlands wohl bester Spieler der Geschichte ärgerte sich über die seiner Meinung nach billigen Gegentore, die "Eire" gegen Spanien und schon davor beim 1:3 gegen Kroatien kassierte.

Im Spiel schlechter als im Training

Auch Trapattoni lagen die folgenschweren Patzer im Magen. "Ich verstehe nicht, wie das passieren kann. Im Training sehe ich keine Angst und keinen Druck, aber dann machen wir solche Fehler, die wir in der Qualifikation oder in Freundschaftsspielen nie gemacht haben."

Laut dem Italiener liegt das Problem im psychologischen Bereich. "Ich muss die Spieler fragen, warum das geschehen ist. Im Training passieren diese Fehler nicht."

Die erste Unachtsamkeit wurde bereits in der 4. Minute von Fernando Torres bestraft, und damit war die Partie für die Iren auch schon gelaufen.

Frühes Tor entscheidet Spiel

"Bei so einem schnellen Gegentor fliegt jeder Taktikplan durchs Fenster." Enttäuscht sei er aber nicht, betonte der 73-jährige Star-Trainer. "Ich hatte immer viel Vertrauen in die Qualität der Mannschaft, nicht was die Technik, aber was die Leidenschaft betrifft. Die Spieler haben alles getan, was in ihrer Macht stand."

Für die Iren steigt am Montag in Posen (Poznan) gegen Italien der letzte EURO-Auftritt, am 7. September starten sie mit dem Auswärtsspiel gegen Kasachstan in die WM-Qualifikation.

Das ÖFB-Team gastiert am 26. März 2013 in Dublin, am 10. September 2013 erklingt "The Fields of Athenry" in Österreich.