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"Das ist das Italien, dass wir lieben!"

Antonio Cassano, Mario Balotelli und ein ausgebliebener "Biscotto": Italien feiert bei der EM den Aufstieg ins Viertelfinale. Nach dem 2:0 gegen hartnäckige Iren am Montagabend scheinen Fans und Medien von der wiedergewonnenen Stärke der Squadra überzeugt.

Der "Corriere dello Sport" titelte am Dienstag: "Das ist das Italien, das wir lieben!" In der ersten K.o.-Runde spielt Italien am Sonntag in Kiew gegen den Sieger der Gruppe D.

Spannung bis zuletzt

Zittern war bei den Italienern in Posen bis nach Schlusspfiff angesagt. Erst als das entscheidende 1:0 der Spanier im Parallelspiel gegen Kroatien feststand, brandete Jubel auf. "Wir hatten alle ein bisschen Angst", gab Routinier Andrea Pirlo zu.

Vergessen waren alle Verschwörungstheorien über eine Ergebnisabsprache zwischen Spanien und Kroatien. Ein 2:2 in Danzig hätte beiden Kontrahenten zum Aufstieg gereicht. Der "Biscotto" (Keks), wie man eine derartige Verschwörung in Italien nennt, trat nicht ein.

Das Viertelfinale soll es jetzt noch nicht gewesen sein. Italien ist Turnierspezialist. Nach schwachem Beginn wussten sich die Azzurri in der Vergangenheit bei Turnieren immer wieder phänomenal zu steigern.

"Solche Spiele schenken einem immer diese besonderen Emotionen", erzählte Gianluigi Buffon nach dem Sieg über die aufopferungsvoll kämpfenden Iren.

"Das sind typisch wir"

Der Erfolg war zwar hochverdient, nach der Führung durch Antonio Cassano (35.) aber lange nicht gesichert. Erst Joker Mario Balotelli (90.) sorgte mit einem spektakulären Seitfallzieher für Gewissheit. "Das sind typisch wir", erklärte Buffon. "Gegen die Besten der Welt spielen wir auf Augenhöhe, gegen die vermeintlich Schwachen tun wir uns schwer."

Nach dem starken 1:1 gegen Spanien und dem enttäuschenden 1:1 gegen Kroatien war die Partie gegen Irland für Cesare Prandelli vor allem eine Charakterfrage.

"Es war wichtig, uns selbst ein Signal zu geben. Heute war das Herz wichtiger als die Qualität", meinte der Teamchef, der vor allem die moralische Stärke seiner Spieler lobte. Einzig die Muskelverletzung von Verteidiger Giorgio Chiellini, der länger ausfallen könnte, trübte die Euphorie.

Treffer sorgen für Harmonie

Unter Prandelli hat sich Italien jedenfalls gewandelt. Der 54-Jährige hatte die Mannschaft nach der blamablen WM 2010 (Aus nach Gruppenphase) übernommen. Anders als seine Vorgänger setzt Prandelli aber nicht nur auf Resultatsfußball.

"Teams, die Fußball spielen wollen, können in Turnieren immer weit kommen. Sicher kann man auch nur auf das Ergebnis spielen. Aber wenn man seine Sache gut machen will, muss man auch guten Fußball bieten", sagte er nach dem Viertelfinal-Aufstieg.

Für größere Harmonie könnte auch sorgen, dass nach Antonio di Natale nun auch die Sturmkollegen getroffen haben. Der exzentrische Balotelli, der trotz seines Tores mit riesigen Kopfhörern schweigend an den Journalisten vorbeilief, wurde etwa für seine Reservistenrolle entschädigt.

Bonucci als schützende Hand

Seinen Treffer hatte der 21-Jährige in gewohnt mürrischer Art gefeiert, was Verteidiger Leonardo Bonucci sogar zu ungewohnten Mitteln greifen ließ: Er hielt dem Torschützen beim Jubel den Mund zu.

"Er sagte etwas auf Englisch, das ich nicht verstanden habe. Ich habe ihm die Hand vor den Mund gehalten, nur zur Sicherheit", erklärte Bonucci.

Lob gab es für Italien auch von einem Italiener auf der gegnerischen Trainerbank. Italien habe die Möglichkeiten, das Turnier zu gewinnen, meinte der irische Teamchef Giovanni Trapattoni: "Sie haben die Qualität, um bis zum Ende zu bleiben."