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Der steinige Weg des kleinen Fahrrads

Der steinige Weg des kleinen Fahrrads

Seine Körpergröße wird oft belächelt, seine Dribblings gefürchtet. Die Rede ist von Matheiu Valbuena.

Bei seinem Klub Olympique Marseilla ist der 27-Jährige längst Kult, jetzt will er auch der "Equipe Tricolore" seinen Stempel aufdrücken.

LAOLA1 weiß zehn Dinge über Mathieu Valbuena:

  • Valbuenas Karriere erlebte schon in Kindesjahren einen Rückschlag: Im Alter von neun Jahren verletzte er sich bei einem versuchten Sprung von einem Brett in ein Schwimmbecken so schwer, dass er mit 50 Stichen genäht werden musste.
  • Es hat lange Zeit gedauert, bis der Sohn eines Spaniers im Profigeschäft Fuß fassen konnte. Nach den Anfangsjahren bei seinem Heimatklub ES Blanquefort versuchte sich Valbuena erfolglos in der Jugend von Girondins Bordeaux. Danach folgte ein zweijähriges Gastspiel bei Fünftligist Langon-Castets, ehe es 2004 zu Libourne Saint-Seurin ging. In der dritten Spielklasse hatte der Offensivmann zunächst auch Anpassungsprobleme. Erst als Didier Tholot Cheftrainer wurde, hatte er seinen Stammplatz sicher. 2005/06 spielte er eine derart herausragende Saison, dass er zum besten Spieler der Liga ausgezeichnet wurde. Sein Klub schaffte den Aufstieg in die Ligue 2.
  • Während seiner Zeit bei Libourne überfuhr Valbuena ein 14-jähriges Mädchen, das gerade die Straße queren wollte. Er besuchte es im Spital mit Blumen. In seiner Anfang 2012 erschienen Biographie schildert der Nationalspieler Frankreichs allerdings, dass er während er den reglosen Körper im Rückspiegel des Autos sah, an Fußball und die Konsequenzen für seine Karriere denken musste.
  • Bei Girondins ist Valbuena gescheitert. Damals tummelten sich in der zweiten Mannschaft des sechsfachen französischen Meisters unter anderem Spieler wie Marouane Chamakh und Rio Mavuba. Mit letzterem verbindet Valbuena eine tiefe Freundschaft. Kein Wunder, dass Mavuba, der bei Lille unter Vertrag steht, immer wieder mit OM in Verbindung gebracht wird. Was auf Klubebene nicht klappen sollte, gelang auch im Nationalteam bisher nicht: Valbuena und Mavuba liefen auf Profi-Ebene noch nie gemeinsam auf. Dabei wurden im März 2008 beide für das Länderspieldoppel gegen England und Mali von Trainier Raymond Domenech nominiert, aber Valbuena musste wegen einer Verletzung passen. Mavuba ist 2012 übrigens nicht im EM-Kader.

  • Aus sportlicher Sicht blieben bei Bordeaux lediglich drei Reserve-Einsätze über. Sein Ex-Trainer Philippe Lucas erzählt, dass Valbuenas Abschied nichts mit dessen geringer Körpergröße zu tun hätte: „Sein Spiel hätte professioneller werden  müssen, er hat den Ball viel zu lange gehalten. Anstatt abzuspielen, hat er sich foulen lassen.“
  • Nach dem Wechsel zu Marseille stieg Valbuenas Monatssalär binnen weniger Monate von 700 auf 18.000 Euro. Als er Ribery, Nasri und Co. die Hand schütteln durfte, war das für ihn wie Disneyland. An den eigenen Starruhm musste sich der kleingewachsene Techniker aber erst gewöhnen: In den ersten Monaten genierte sich Valbuena immer, dass er von dem Arzt untersucht wurde, der sich auch um die „echten Stars“ kümmert.
  • Obwohl er bei Stade Rennes mit deutlich mehr Einsatzzeit rechnen konnte, entschied sich der Mittelfeldspieler für einen Wechsel nach Südfrankreich. Bei Marseille wurde Valbuena schnell zum Publikumsliebling, die Fans verpassten ihm dem Namen „petit velo“  (kleines Fahrrad). Einerseits wegen seiner geringen Größe (Angaben schwanken zwischen 163 und 167 Zentimetern), andererseits in Anlehnung an das Stade Velodrome, der Heimstätte von OM. Sein ehemaliger Übungsleiter Eric Gerets nannte ihn auch einfach nur „der Kleine“.
     
  • 2007 schaffte Marseille Historisches. Das 1:0 beim FC Liverpool war der erste Sieg einer französischen Mannschaft an der Anfield Road. Torschütze: Valbuena. „Das kleine Fahrrad“ nimmt aus etwa zwanzig Metern Maß. Beim Schuss rutscht er etwas weg, aber der Ball senkt sich über Pepe Reina hinweg genau ins Kreuzeck.
  • Bei OM wurde Valbuena öfters Opfer von kleineren Streichen: Einmal packten ihn mehrere Teamkollegen und warfen ihn in voller Montur in einen Hotel-Pool, ein anderes Mal fand der elffache Nationalspieler seinen Wagen nicht, weil die Mitspieler das Automobil auf dem Parkplatz der Reservespieler abstellten.
  • Wieder einmal Autos: An Heiligabend 2010 waren alle Schutzengel an Bord des heute 27-Jährigen.  Valbuena war mit seinem Wagen unterwegs, um das Fest der Liebe mit seiner Familie in Begles, einer Kleinstadt nahe Bordeaux, zu feiern. Plötzlich verlor er auf nasser Fahrbahn die Kontrolle über seinen Lamborghini und krachte  voll gegen die Leitplanke. Wie durch ein Wunder blieb der Techniker unverletzt und konnte zu OMs Trainingsauftakt Anfang Jänner erscheinen.

 

Máté Esterházy