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TOP: Blau-Weiß und WAC – FLOP: Grödig und Vienna

TOP: Blau-Weiß und WAC – FLOP: Grödig und Vienna

Pause in der Ersten Liga.

Und zwar gar keine kurze. Mit der 21. Runde verabschiedeten sich die Kicker der zweithöchsten Spielklasse am Dienstag in die Winterpause, erst Anfang März findet die Saison ihre Fortsetzung.

„Winterkönig“ Altach wird im Frühjahr 2012 versuchen, den Platz an der Sonne zu verteidigen. WAC/St. Andrä mischt punktegleich mit, der LASK ist mit sechs Punkten Rückstand auch noch dabei.

Im Kampf gegen den Abstieg liest sich die Tabelle noch spannender: FC Lustenau, die Vienna und Schlusslicht Hartberg haben allesamt 19 Punkte. Platz zehn bedeutet Fixabstieg, neun Relegation.

Wer auf- und wer absteigt wird sich im Mai weisen, die Gegenwart beschäftigt sich noch mit der jüngsten Vergangenheit.

Nach 105 Spielen und 329 erzielten Toren blickt LAOLA1 auf die Herbstsaison der Ersten Liga zurück:

TOPS

FC Blau-Weiß Linz

Was für eine Herbstsaison für den Aufsteiger aus Linz. Nach ganz kurzer Vorbereitung auf den Profi-Fußball fassten die Stahlstädter schnell Fuß und landeten am Ende der Herbstsaison auf dem vierten Platz samt stattlichen 31 Punkten – nur vier weniger als Lokalrivale LASK. Nicht zuletzt die Derbys sorgen für eine Aufwertung der Ersten Liga, aber auch die Blau-Weißen selbst. Neo-Trainer Thomas Weissenböck und Manager Gerald Perzy stellten eine mehr als schlagkräftige Mannschaft aus einem ohnehin schon guten Kollektiv zusammen. Neuzugänge wie Wolfgang Bubenik, Dominic Hassler und vor allem auch David Poljanec – bislang 13 Tore in seiner ersten Profi-Saison – tragen ihr Übriges dazu bei, damit Blau-Weiß Linz mehr als ein würdiger Aufsteiger in der Ersten Liga ist.

 

WAC/St. Andrä

Der Vorgänger von Blau-Weiß Linz als Aufsteiger der Ersten Liga heißt WAC/St. Andrä und dieser ist der zweiten Saison mehr als nur ein ernsthafter Favorit auf den Aufstieg. Punktegleich liegen die Kärntner hinter Tabellenführer Altach und noch sechs Punkte vor dem vermeintlich stärker einzuschätzenden LASK. Trainer Nenad Bjelica hat seinen guten Kader im Sommer punktuell verstärkt und mit Spielern wie Gernot Suppan, dem Spanier Jacobo und Manuel Kerhe das Kollektiv verbessert. Die Kärntner sind die Offensiv-Maschinerie der Liga, erzielten mit 49 Toren die meisten in den 21 Spielen und haben auch die wenigsten Spiele verloren. Der von vielen erwartete Einbruch blieb bislang aus. Kader und Trainer sprechen allerdings dafür, dass WAC/St. Andrä auch im Frühjahr ein gewichtiges Wort um den Titel mitsprechen wird. Die Budget-Pläne für die höchste Spielklasse sollen übrigens schon in der Schublade liegen...

 

Christian Falk

Er ist der Mann der Herbstsaison. Der Stürmer des Überraschungs-Zweiten WAC/St. Andrä traf in seinen 20 Spielen – einmal musste der 24-Jährige wegen einer Gelb-Rot-Sperre passen – sensationelle 16 Mal und führt damit klar die Torschützenliste in der Ersten Liga an. Falk netzt alle 99 Minuten. Der Stürmer, der 2009 von Vöcklabruck nach Kärnten wechselte, traf vergangene Saison 14 Mal in 29 Spielen, diese Marke hat der 1,94 Meter große Hüne mit dem Killerinstinkt schon in diesem Herbst übertroffen. Freilich wecken diese Torjäger-Qualitäten auch Begehrlichkeiten. Zuletzt wurde etwa von einem Interesse des deutschen Zweitligisten Hansa Rostock berichtet. Der Torjäger hat noch bis Saisonende Vertrag – nicht auszuschließen, dass noch jemand im Winter zuschlägt und die Kärntner mit Falk Geld verdienen...

 

Südliches Temperament

In einer Liga, in der mehr Kampf als spielerische Klasse gefragt ist, sind sie jene Spieler, die in der zweithöchsten Spielklasse den Hauch von technischer Finesse einschleusen. Es handelt sich dabei vor allem um die Spanier, die bei den diversen Klubs engagiert sind. Nachdem Altach mit Tomi, der schon mit seiner dritten Saison im Ländle überzeugt, diesbezüglich Vorreiter in der Ersten Liga ist, haben andere Vereine nachgezogen. St. Pölten holte etwa Stürmer Daniel Segovia von CD Atletico Baleares und dieser dankte es mit zwölf Toren in 21 Partien. Yacobo wurde seitens des WAC/St. Andrä von RSD Alcala geholt. Der 27-jährige offensive Mittelfeldmann rechtfertigte es mit sieben Toren und vier Assists. Dass generell südliches Temperament gut ankommt, zeigt auch Luis Henrique – der Brasilianer kam nach Saisonbeginn und konnte das Kreativproblem des LASK vermindern.

 

 

FLOPS

Grödig

Das Pendant zu WAC/St. Andrä ist der SV Grödig – in negativer Hinsicht versteht sich. Andreas Schranz, Thomas Krammer, Thomas Salamon, Ernst Öbster, Joachim Parapatits, Diego Viana – allesamt Namen, die auch mit der Bundesliga in Verbindung gebracht werden dürfen. Umso mehr dürfte der zwischenzeitliche siebte Rang in der Tabelle Präsident und Mäzen Anton Haas sowie die weiteren Verantwortlichen enttäuschen. Die zweite Amtszeit von Trainer Heimo Pfeifenberger, im Dezember 2008 wurde der heute 44-Jährige zwischenzeitlich entlassen, um im April 2010 wieder in aller Freundschaft zurückzukehren, ist noch nicht vom erwünschten Erfolg gekrönt. Der Abstand zum Top-Duo beträgt 16 Punkte, zum Keller-Trio sind es nur sechs. Mit diesem Kader müssten die Salzburger eindeutig eine größere Rolle in dieser Liga spielen. Bislang – ein Flop!

 

Vienna

Und jährlich grüßt das Murmeltier – die Vienna befindet sich wieder mittendrin im Abstiegskampf. Durch die 1:2-Heimniederlage gegen Hartberg liegen die Wiener gleichauf mit dem Schlusslicht sowie dem FC Lustenau und blicken damit einem nervenaufreibenden Frühjahr entgegen. Nachdem im  Sommer die Relegation gegen Parndorf erfolgreich absolviert wurde, baute Trainer Alfred Tatar die Mannschaft um. Zu Beginn der Saison blieb die Vienna der gefürchteten Region noch fern, im Fortlauf schlitterten die Blau-Gelben aber immer mehr und liegen nun auf dem Relegationsplatz. Tatar wird Trainer bleiben, darauf haben sich die Veranwortlichen am Mittwoch geeinigt - ein neuerlicher Umbau soll aber in der langen Winterpause folgen. Ob das helfen wird, ist eine andere Frage – gewiss ist nur, dass Hartberg und der FC Lustenau der Vienna ordentlich zusetzen werden.

 

Bjelica vs. Schachner

Es war bisher der Aufreger der Saison: das verbale Duell zwischen WAC/St. Andrä-Trainer Nenad Bjelica und seinem LASK-Pendant Walter Schachner. In der neunten Runde musste Ersterer beim direkten Duell in Linz auf die Tribüne, soll sich in der Folge zu verbalen Entgleisungen („Geh sch..... mit deinem LASK“) hinreißen lassen und schickte obszöne Gesten Richtung Schachner und LASK-Trainerbank. Der Steirer wiederum ließ nach dem Spiel die Öffentlichkeit via „Sky“ wissen: „So einen primitiven Trainer habe ich noch nie erlebt, weder in Deutschland noch in Österreich.“ Mit Vorbildfunktion hatte dieser öffentlich ausgetragene Streit nichts zu tun. Dass die beiden daraus gelernt haben, zeigte das zweite Duell der beiden Teams in Kärnten, in dem das Spiel im Mittelpunkt stand. So, wie es sein soll…

 

Schiedsrichter

Damit das Spiel im Mittelpunkt steht, dafür müssen auch die Schiedsrichter sorgen, in dem sie vor allem eines tun: nicht auffallen. Wie aber auch eine Etage weiter oben ist das in der zweithöchsten Klasse zu oft nicht der Fall. Vor allem, wenn es sich um Spitzenpartien oder Derbys handelt, wurde bei der Schiedsrichter-Besetzung oftmals die falsche Wahl getroffen. Junge, unerfahrene Schiedsrichter waren mit diesen Aufgaben zumeist überfordert – in der Folge hagelte es Kritik. Gegen Ende der Herbstsaison wurde in solchen Spielen dann auf die Routiniers in der österreichischen Schiedsrichter-Szene zurückgegriffen – und die Kritik nahm ab. Auch hier ist eine gewisse Lernfähigkeit festzustellen. Es bleibt auf den Verbleib des Ist-Zustands zu hoffen, denn im Frühjahr geht es in der Tabelle oben wie unten um sehr viel…

 

Bernhard Kastler