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„Warum läuft es nicht wie früher?“

„Warum läuft es nicht wie früher?“

Wer ist der beste Torschütze des SKN St. Pölten in dieser Saison?

Dani Lucas Segovia. Der hat den Klub mittlerweile aber gen Südstadt verlassen.

Wer ist also der beste Torschütze des SKN, der noch immer in St. Pölten spielt? Jano.

Alejandro Velasco Farinas, so sein voller Name, führt mit sechs Treffern und acht Assists die interne Scorerliste bei den Niederösterreichern an.

Torgefährlichkeit eines „Sechsers“

„Für meine Position sind das durchaus gute Werte“, zeigt sich der Spanier im Gespräch mit LAOLA1 mit den nackten Zahlen zufrieden und weist sogleich auf die Tatsache hin, dass er eigentlich kein Offensivspieler ist.

„Ich pendle zwischen einer ‚Sechs’ und einer ‚Acht’. Manchmal lasse ich mich fallen, um die Bälle zu holen, manchmal versuche ich weiter vorne zum Torabschluss zu kommen“, erläutert der Dauerläufer, der in allen 33 Partien in der Startelf zu finden war, die von Coach Martin Scherb ausgegebene taktische Ausrichtung.

Was für Janos Torgefährlichkeit spricht, zeigt im selben Atemzug einen Mangel des SKN im Frühjahr auf.

„Wir haben mit Sadovic, Schibany und Manteca gute Stürmer, aber Dani allein hat vor der Winterpause zwölf Tore geschossen und eine große Lücke hinterlassen“, erinnert der 26-Jährige an seinen zur Admira gewechselten Landsmann und ergänzt: „Die anderen versuchen diese zu schließen, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Erfolg.

Zu viele Gegentore 2013

Den Rückschlag nach der Winterpause in der Ersten Liga allein mit dem Abgang eines Goalgetters zu erklären, wäre zu einfach. St. Pöltens Nummer 10 sieht die Fehler eher in der Arbeit nach hinten:

„Vielleicht haben wir zu viele Tore erhalten, die wir davor durch Glück oder warum auch immer nicht kassiert haben. In den letzten Partien war es genau das: Wir sind in Führung gegangen und haben bald darauf den Ausgleich kassiert. Es fällt uns irgendwie schwer, die Null zu halten oder eine Führung über die Runden zu bringen.“

So wurde am vergangenen Spieltag beim 2:1 gegen Austria Lustenau erst der zweite Sieg im Kalenderjahr eingefahren.

Teufelskreis und negative Dynamik

War das Duell mit den Vorarlbergern im Winter noch das Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, standen sich letzten Freitag zwei Krisenklubs gegenüber.

„Ich habe schon im letzten Jahr erkannt, dass es eigentlich zwei Meisterschaften sind – eine vor und eine nach der Winterpause. Nach drei Monaten Unterbrechung im Winter beginnt ein völlig neuer Bewerb. Sowohl bei Austria Lustenau als auch bei uns hat man das klar erkennen können“, analysiert Jano das österreichische Format und geht weiter ins Detail:

„Das Problem war die Dynamik. Vor der Pause hatten wir das Momentum auf unserer Seite. Egal gegen wen wir spielten, wir waren stets auf Sieg eingestellt. Wenn du in eine schlechte Phase eintauchst, in der die Dinge nicht mehr so von alleine laufen, du Tore kassierst und Spiele verlierst, kommst du in einen Teufelskreis, aus dem man nicht leicht ausbrechen kann. Das ist eine Kopfsache. ‚Warum spielen wir so? Warum läuft es nicht wie früher?’ Die zweite Partie gegen Kapfenberg, wo sie uns sieben Tore eingeschenkt haben, hat bei uns diese negative Dynamik ausgelöst.“

Schlagerspiel ohne Wert?

Angesichts des Vize-Herbstmeistertitels trauert der kopfballstarke Hobby-Zauberer der vergebenen Aufstiegschance nach: „Dieses Jahr wäre es wohl leichter möglich gewesen, da wir zur Winterpause nahe der Spitze waren.“

Dort thront nun der neue Meister und kommende Gegner, SV Grödig. „Es ist die Mannschaft, die den schönsten Fußball spielt. Sie sind ihrer Linie treu geblieben und deshalb verdienter Aufsteiger“, hat der gebürtige Madrilene Lob für die Salzburger parat.

Dass die Partie in der Untersbergarena aufgrund der Tabellensituation unbedeutend ist, verneint er hingegen: „Wir können zwar nicht mehr aufsteigen, aber noch Punkte holen, um Dritter zu werden. Es ist ein Schlagerspiel, die Leute werden zuschauen, also werden wir unser Bestes geben.“

Partien in der Auslage

Das angesprochene Interesse bezieht sich auch auf Verantwortliche anderer Vereine, die nach Verstärkungen für die nächste Saison Ausschau halten. Eine Tatsache, die Jano ein wenig relativiert:

„Wir haben schon 34 Partien hinter uns, also glaube ich nicht, dass du in den letzten drei noch etwas beweisen musst. Aber es stimmt, dass vielleicht ein paar Leute genauer hinschauen, weil sie auf der Suche sind. Ich persönlich sehe es aber wie ein ganz normales Spiel.“

Etwaige Transfergerüchte prallen am kopfballstarken Mittelfeldspieler ohnehin ab, „da ich bis zum Saison-Ende nichts an mich heranlasse, um mich voll auf die Spiele zu konzentrieren.“

2014 in der Bundesliga?

Vertrag hat der Südländer noch bis 2014 in der niederösterreichischen Landeshauptstadt, just also bis zu dem Zeitpunkt, wo der SKN in der obersten Spielklasse angekommen sein will.

„Vom ersten Tag an konnte ich anhand der Infrastruktur erkennen, dass das Ziel Bundesliga heißt. Im kommenden Jahr wird der Klub wieder darum kämpfen, dieses Ziel zu erreichen“, ist sein Blick schon ein wenig nach vorne gerichtet.

In die Vereinspolitik hat der Edeltechniker keine Einsicht: „Ich weiß nicht, was an Verstärkungen geplant ist.“

Eines steht aber fest: Spielt Jano weiterhin auf diesem Niveau, wird er als Verstärkung eingeplant. Bei einem anderen Verein.


Christian Eberle