news

"Man muss einzelne Spieler bei der Ehre packen"

Die elfte Pflichtspielniederlage in Serie war zu viel.

Nach dem blamablen Cup-Aus bei Landesligist Lankowitz nahm Peter Pacult als Trainer des Floridsdorfer AC seinen Hut. Im Alleingang, wie Thomas Flögel im Gespräch mit LAOLA1 bestätigt.

Als Co-Trainer, ein Amt das er erst seit knapp einem Monat innehat, obliegt es nun dem ehemaligen Legionär bei den Hearts aus Edinburgh, das Ruder herumzureißen.

Es ist eine zeitlich begrenzte Aufgabe. Die notwendige Pro-Lizenz fehlt dem früheren Mittelfeldspieler, der in dieser Saison erst zum Trainer der Amateure aufgestiegen ist und in der Oberliga B aus den ersten vier Spielen neun Punkte holen konnte.

Er zögerte, bevor er die Herausforderung annahm. "Aber so ist das im Fußballgeschäft. Da muss man schnell und flexibel sein", sagt Flögel.

LAOLA1: Wurden Sie von Peter Pacults Entscheidung überrascht?

Thomas Flögel: Auf jeden Fall, weil ich erst vor ein paar Wochen als Assistenztrainer zur Mannschaft gekommen bin. Aber so ist das im Fußballgeschäft. Da muss man schnell und flexibel sein.

LAOLA1: Das heißt, Pacult hat auch nicht mit Ihnen gesprochen, sondern im Alleingang beschlossen, dass es für ihn keinen Sinn mehr macht.

Flögel: Ja, das war rein seine Entscheidung. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Für mich war auch überraschend, dass ich interimsmäßig die Truppe übernehmen soll.

LAOLA1: Hatten Sie Zweifel vor dieser Aufgabe?

Flögel: Sicher überlegt man da einmal. Es ist da auch um meine Trainerlizenz gegangen, außerdem bin ich ja Trainer der Amateure. Da war die Frage, wie sich das vereinbaren lässt. Für mich ist es möglich, dass ich wieder in diese Position zurückkehren kann. Aber so weit schaue ich jetzt noch nicht nach vorne. Jetzt sind kurzfristige Ziele wichtig, also das Spiel in Innsbruck. Es geht darum, dass die Jungs Kapital aus dem schlagen, was sie sich bisher erarbeitet haben.

LAOLA1: Haben Sie in ihrer kurzen Zeit als Co-Trainer den Eindruck gehabt, dass Pacult die Mannschaft noch erreicht?

Flögel: Auf jeden Fall. Ich glaube, dass Pacult gute Arbeit geleistet hat. Wenn man sieht, wie fit die Jungs sind und wie engagiert sie beim Training bei der Sache sind, kann man nicht zu dem Schluss kommen, dass er sie nicht mehr erreicht hat. Das einzige, was gefehlt hat, waren die Punkte. Es wurde hart trainiert und immer wieder aufs Neue versucht, zu punkten. Aber es hat nicht geklappt. Jetzt herrscht eine neue Situation. Das kommt für manche auch überraschend. Vielleicht kann man so den einen oder anderen aufwecken, damit er Dinge tut, die er bis jetzt unterlassen hat.

LAOLA1: Mit welchem Ansatz sind Sie jetzt in dieser schwierigen Situation an die Mannschaft herangetreten?

Flögel: Die Botschaft lautet, dass man sich auf seine Stärken besinnen soll. Man muss einzelne Spieler bei der Ehre packen. Es geht auch darum, dass sie ein gewisses Vertrauen in sich an den Tag legen müssen, speziell in Innsbruck, wo wir als klarer Außenseiter ins Spiel gehen. Das gilt auch für die Zukunft. Nur so können wir unsere Chancen nützen und zu Toren kommen. Spielerisch waren die Leistungen bisher nicht schlecht, es waren auch unglückliche Partien dabei. Aber im Grunde genommen ist die Mannschaft intakt. Sie braucht einfach ein gewisses Selbstvertrauen.

MIt der Admira verlor Flögel 05/06 die ersten sechs Spiele und stieg ab

LAOLA1: Der Negativlauf zieht sich jetzt schon über elf Pflichtspiele. Haben Sie Vergleichbares als Spieler erlebt?

Flögel: Eine ähnliche Situation war es damals bei der Admira. Da haben wir eine Truppe gehabt, von denen einige behauptet haben, dass wir um den Titel mitspielen. Schlussendlich sind wir abgestiegen. Da haben wir jede Woche gut gespielt, aber nicht gewonnen. Irgendwann kommt einem da eben dieses Selbstvertrauen abhanden. Auch das Quäntchen Glück hat man dann nicht und so verliert man Spiele, in denen man auch das bessere Team war. Wenn man einmal in so einer Spirale drinnen ist, ist es schwierig, sich wieder auf die Beine zu stellen und da wieder herauszukommen. Aber ich bin frohen Mutes, dass wir das schaffen.

LAOLA1: Welchen Fußball wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen?

Flögel: Sie ist in allen Belangen gut aufgestellt. Da gilt es die richtige Mischung aus feiner Klinge und nötiger Härte zu finden, um Gegner zu schlagen.

LAOLA1: Noch fehlt Ihnen die Pro-Lizenz als Trainer. Wann soll sich das ändern?

Flögel: Ich möchte sie auf alle Fälle machen. Die nächste Ausschreibung ist im Winter. Der ÖFB muss dann natürlich erst zustimmen und dann steht fest, wann ich sie machen darf. Darauf muss ich warten. Aber es hat ja niemand damit gerechnet, dass ich interimsmäßig so schnell zum Zug komme.

LAOLA1: Von der Kooperation mit der Wiener Austria sollte der FAC sportlich profitieren, die Spieler tun sich bis jetzt aber relativ schwer in der Ersten Liga - woran liegt das?

Flögel: Sie sind immer noch junge Burschen, auch wenn sie Spieler der sogenannten großen Wiener Austria sind. Das heißt, sie sind keine fertigen Spieler, die in der Kampfmannschaft sofort überzeugen können. Dass sie dem FAC helfen können, ist unbestritten. Aber man muss sie eben erst heranführen. Es war generell nicht einfach, eine neue Mannschaft in dieser Saison zu gestalten. Das braucht seine Zeit. Ich glaube, dass die Zusammenarbeit bei den Kooperationsspielern noch intensiver werden wird. Aber man muss auch diesen Spielern noch Zeit geben. Ein junger Spieler kann sich immer noch entwickeln. Das ist ja auch Sinn der Sache, damit sie zur Austria zurückkehren. Aber davor gehören sie geführt und man muss abwarten ob sie den letzten Sprung beim FAC schaffen oder nicht.

LAOLA1: Sie waren vor ein paar Jahren auch längere Zeit Trainer im Damenfußball bei Landhaus. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Flögel: Der Damenfußball ist fast gleichzusetzen mit dem U16- oder U17-Bereich bei den Burschen. Es war eine gute Erfahrung für mich und auch gut für meine Entwicklung. Danach habe ich im Nachwuchs bei Wienerberg gearbeitet bevor ich zum FAC gekommen bin. Ich habe meine Zeit im Damenfußball gehabt, glaube aber nicht, dass ich dorthin zurückkehren werde. Das ist auch nicht mein Ziel. Es war eine gute Lernphase, aber jetzt bin ich bei den Männern angelangt und dort will ich auch bleiben.

 

Das Interview führte Andreas Terler