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"Sehe keinen Grund, nicht zweistellig zu werden"

Thomas Pichlmann ist zurück im österreichischen Klubfußball.

Nachdem er in der vergangenen Saison von Wiener Neustadt in die dritte italienische Liga zu Grosseto wechselte, kehrte der 34-jährige Stürmer in diesem Sommer in die Heimat zurück. Über seinen ehemaligen Neustadt-Kollegen Jürgen Säumel wurde der Kontakt zum FC Wacker Innsbruck hergestellt.

Bei den Tirolern will er mithelfen, die letzten beiden Saisonen vergessen zu machen. Der Wandervogel soll dabei der lang ersehnte Goalgetter sein.

„Es ist eine coole Erste Liga heuer“, freut sich Pichlmann im Gespräch mit LAOLA1 auf seine neue Aufgabe und hat durchaus ambitionierte Ziele mit seinen neuen Teamkollegen.

LAOLA1: Die neue Saison steht vor der Tür. Wie sehen die Pläne des FC Wacker aus?

Thomas Pichlmann: Wir wollen natürlich besser spielen als im letzten Jahr, auch wenn ich da noch nicht dabei war. Das Ziel von der neuen Mannschaft ist sicherlich, dass wir uns vom Mittelfeld zum vorderen Drittel orientieren.

LAOLA1: Sollte Topfavorit LASK ausrutschen, kann man dann auch um den Titel mitspielen?

Pichlmann: So etwas muss sich ergeben. Es ist eine Liga, in der viele Mannschaften im Ungewissen sind, keiner weiß, wo er steht. Das wird man in den ersten Runden sehen. Wir wollen natürlich gut starten und uns vorne reinsetzen. Wenn das gelingt, ist immer etwas möglich, bei jeder Mannschaft. Zuerst müssen wir aber unsere Hausaufgaben machen und schauen, dass wir nichts mit den Abstiegsrängen zu tun bekommen.

LAOLA1: Du hast die letzte, sehr turbulente Saison des FC Wacker bereits angesprochen. Wie viel hast du davon in Italien mitbekommen?

Pichlmann: Vom ersten halben Jahr noch eher weniger. Aber in der zweiten Hälfte, als ich bereits mit Innsbruck in Kontakt gestanden bin, habe ich es aktiver mitverfolgt. Ich habe natürlich auch jede Woche mitgefiebert, dass sie den Klassenerhalt so schnell wie möglich erledigen. Umso schneller konnte auch ich für die Zukunft planen. Es hat dann aber bis zum letzten Spiel gedauert (lacht). Es wäre aber viel mehr möglich gewesen. Die Spiele wurden immer dominiert, man hat aber die Siege nicht nach Hause gebracht. Das wollen wir heuer ändern.

LAOLA1: Wie sieht dein persönliches Ziel aus? Hast du eine Tormarke, die du erreichen möchtest?

Pichlmann: Das sieht gleich aus, wie in den letzten Jahren. Ich habe immer gesagt, zweistellig ist für einen Stürmer sehr schön. Fußball ist natürlich ein Mannschaftssport, aber man muss auch individuelle Ziele haben. An denen wächst das gesamte Team. Wenn sowohl das mannschaftliche als auch das personelle Ziel erreicht wird, wäre es natürlich perfekt.

LAOLA1: Die Generalprobe im Cup gegen BW Linz konnte man gerade noch im Elfmeterschießen gewinnen. Wo gab es noch Probleme?

Pichlmann: Es war in diesem Spiel gleich, wie in der letzten Saison. Wir haben vom Ballbesitz her dominiert, haben gute Chancen vorgefunden, aber das Tor nicht gemacht. Wir sind dann dem Rückstand hinterher gelaufen und haben uns nach dem Ausgleich das Leben selbst schwer gemacht. Das stellen wir hoffentlich schon am Freitag ab und sind vor dem Tor eiskalt.

LAOLA1: Seit einem Monat bist du hier Innsbruck. Wie sind die ersten Eindrücke von der Mannschaft und dem ganzen Verein?

Pichlmann: Ich bin von der Mannschaft sehr gut aufgenommen worden. Gerade den älteren Kern kenne ich seit zehn, zwölf Jahren, im Fußball trifft man sich immer wieder. Auch die Jungen haben mir das Leben sehr leicht gemacht. Vom Umfeld kann man sich ohnehin nicht beklagen. Wir haben ein schönes Stadion, gute Trainingsbedingungen. Uns Spielern wird alles geboten.

LAOLA1: Wie kam der Wechsel zum FC Wacker zustande?

Pichlmann: Prinzipiell wollte ich gar nicht mehr nach Italien zurück. Das Engagement in Wiener Neustadt hat sich aber zerschlagen, da dort andere finanzielle andere Situationen herrschten. Als ich in Italien war, habe ich eigentlich schon wieder mit Österreich abgeschlossen gehabt. Dann hat mich aber Klaus Schmidt angerufen, der den Kontakt über Jürgen Säumel herstellte. Die ersten Gespräche waren sehr positiv und wir sind uns sehr schnell einig geworden.

LAOLA1: Hätte es andere Angebote auch noch gegeben?

Pichlmann: Ich habe in Österreich gar nicht weiter gesucht, da ich bereits einen Tag nach dem „Finale“ gegen Horn mit Innsbruck verhandelt habe. Alles andere wurde abgeblockt. Hätte es nicht mit einem Engagement geklappt, hätte ich mich danach umgesehen.

LAOLA1: Einen Plan B zu Wacker hast du dir also nicht zurecht gelegt?

Pichlmann: Nein, habe ich nicht. Auch weil ich noch Vertrag bei Grosseto hatte, mit der Klausel, dass ich bei einem Angebot aus Österreich aussteigen kann. Diese habe ich auch genutzt.

LAOLA1: Du bist bereits 34 Jahre alt, im heutigen Fußball ein sehr fortgeschrittenes Alter. Kannst du noch mit den Jungen mithalten?

Pichlmann: (grinst) Ich denke schon. Gerade in den letzten beiden Saisonen bei Wiener Neustadt, einer Mannschaft, die gegen den Abstieg gespielt hat und wenig offensiv gespielt hat und in Italien habe ich zweistellig Tore gemacht. Der Körper spielt noch mit, aber ich höre schon genauer auf ihn. Wenn es einmal nicht mehr funktioniert, werde ich mich nicht quälen und einen Vertrag absitzen. Aber ich habe in der Vorbereitung und gegen BW Linz gut gespielt und sehe keinen Grund, warum ich heuer nicht wieder zweistellig werden sollte.

LAOLA1: Wie gut kennst du dich in der restlichen Erste Liga aus?

Pichlmann: Grundsätzlich weiß ich schon, wer mitspielt und kenne viele Spieler. Es ist eine coole Erste Liga heuer. Mit dem LASK, St. Pölten, Klagenfurt und Salzburg, was für die Innsbrucker Fans besonders wichtig ist, sind sehr interessante Spiele dabei, die auch im Fernsehen besser zu vermarkten sind. Die Liga wird allgemein viel interessanter werden, auch sportlich sind viele gute Spieler nach unten gegangen. Es wird eine sehr gute Liga werden.

LAOLA1: Es gibt auch ein Wiedersehen mit deinem Ex-Klub Wiener Neustadt. Wie hast du den Abstieg mitbekommen?

Pichlmann: Ich habe mit Günter Kreissl (Trainer und Manager, Anm.) laufend Kontakt. Er hat mir auch zum Wechsel nach Innsbruck gratuliert, obwohl er überrascht war, dass ich noch einmal aus Italien zurückkomme. Ich habe den Abstieg aktiv mitverfolgt, es ist schade aufgrund der harten Arbeit, auch außerhalb des Platzes. Im Fußball kommt es nicht von ungefähr, dass es heißt „Geld regiert“. Man braucht ein gewisses Budget, um die Liga zu halten und das war einfach nicht gegeben. Daher war klar, dass irgendwann der Abstieg kommt.

LAOLA1: Der neue General-Manager Ali Hörtnagl ist schon am Tivoli anzutreffen (offizieller Amtsantritt September). Wie wichtig war es für die Mannschaft, dass es wieder einen „starken Mann“ gibt?

Pichlmann: Es ist für jede Mannschaft wichtig, dass man einen starken Mann hat, der vor allem steht und schon vieles von der Mannschaft abblockt. Er ist sicherlich der ideale Mann, da er die Umgebung kennt und hier unglaublich viel erreicht hat. Hörtnagl ist unser erster Ansprechpartner, nimmt allen anderen viel Ballast ab und wir können uns auf den Fußball konzentrieren.

 

Das Gespräch führte Julian Saxer