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"Will im Frühjahr in der Bundesliga durchstarten"

Positiv denken, weiterarbeiten. Das zahlt sich aus in Wiener Neustadt.

Nach einem kapitalen Fehlstart mit nur einem Punkt aus den ersten fünf Spielen hat sich der Bundesliga-Absteiger zurückgekämpft und liegt derzeit knapp über dem gefürchteten Strich.

Ohne großes Spektakel, mit einem Mini-Budget, nur acht erzielten Toren, aber mittlerweile vier ungeschlagenen Spielen in Folge.

Das Werk'l beginnt also zu laufen. Oder nicht? "Es ist nur ein Status quo im Fußball, das heißt nichts für die Zukunft", hält Günter Kreissl im Gespräch mit LAOLA1 den Ball flach.

Der 41-Jährige verkörpert diese Against-All-Odds-Mentalität wie kein Zweiter im Verein. Keiner ist so sehr SCWN wie er. Sportchef, Trainer, Mann für alles. Kreissl lebt das Vereinsmotto: Trotz allem SC.

Die beste Mannschaft der letzten vier Runden

Anfang August hinterfragte er alles. Seine Worte nach dem blutleeren 0:2 gegen Kapfenberg klingen nach Resignation. "Wir müssen alles intern hinterfragen. Jeder Spieler muss sich hinterfragen, ich muss mich in dieser Doppelfunktion hinterfragen", sagt er ins "Sky"-Mikrofon. Und arbeitete weiter.

Ein Wechsel auf der Kommandobrücke war aus finanziellen Gründen nicht möglich. Ebenso wenig eine Shoppingtour am Transfermarkt. "Die Mannschaft ist die billigste und - bis auf Liefering - jüngste der Liga", erklärt Kreissl.

Auch deshalb hatte er Geduld: "Aufgrund der Vielzahl an neuen Spielern hat es einfach gedauert, bis sich, neben annehmbaren Leistungen, auch annehmbare Resultate eingestellt haben."

Jetzt ist es soweit: "In den letzten neun Runden haben wir 14 Punkte gemacht und liegen damit im oberen Mittelfeld, was die vergangenen vier Runden betrifft, sind wir die beste Mannschaft der Liga."

Aufgrund der ersten fünf Partien bleibt man aber akut abstiegsgefährdet.

Defensive gut entwickelt, Kreativität weniger

Im Vergleich mit den anderen Klubs im Tabellenkeller hat man aber nur 16 Gegentreffer erhalten. Austria Salzburg hält bei 29, der Floridsdorfer AC gar bei 31.

"Das ist eine richtig gute Marke. Die Mannschaften ganz vorne haben auch nicht viel weniger erhalten, die zweitbesten Teams (Wacker, St. Pölten, Lustenau, Anm.) haben 15 Gegentore. Das heißt, wir haben uns defensiv richtig stabilisiert. Das ist ein Faktor, den man entwickeln kann."

Mit 15 erzielten Toren in zwölf Spielen ist Sturm bei weitem keine Torfabrik in der Bundesliga, mit Roman Kienast, Josip Tadic und Bright Edomwonyi sind aber drei Mittelstürmer im Kader. Kommt Klaric also nur als Nummer vier zurück?

"Ich will mich in der Vorbereitung so gut wie möglich empfehlen. Ich glaube, dass man bei Herrn Foda seine Chance bekommt, das hat man auch bei anderen Spielern wie zum Beispiel bei Gruber gesehen. Die Chance will ich nützen", sagt Klaric selbstbewusst.

Pfingstner mit Verletzungsproblemen

Der Sturm-Coach riet gemeinsam mit General Manager Gerhard Goldbrich explizit zum Schritt in die Erste Liga, damit er danach in Graz so richtig Fuß fassen kann. In der Murstadt hat er noch Vertrag bis Sommer inklusive Option.

Eine weitere Sturm-Leihgabe, die aber bis Saisonende bleibt, hat es in Wiener Neustadt derzeit nicht so leicht. In den ersten neun Runden verpasste Innenverteidiger Andreas Pfingstner keine Sekunde, danach stoppten den 22-Jährigen gesundheitliche Probleme.

"Zunächst war es nichts Schlimmeres, dann hat er sich vor zwei Wochen eine Innenband-Zerrung im Knie zugezogen", schildert Trainer Kreissl.

Zuvor machte Pfingstner auf den ehemaligen Torhüter lange Zeit einen guten Eindruck: "Es war für ihn dann auch eine neue Situation. Er hat noch nie auf diesem Niveau zehn Mal hintereinander gespielt. Nach einem Formhänger ist jetzt eben diese Verletzung dazu gekommen."

Davor habe er aber schon gezeigt, dass er in dieser Liga eine Verstärkung sein kann. Wie viele andere der jungen Spieler von Wiener Neustadt. Günter Kreissl denkt positiv. Und arbeitet weiter.

 

Andreas Terler

Die Arbeit hat sich also gelohnt. Das muss aber nicht reichen. "Individualität zu entwickeln ist schwieriger, genauso Kreativität. Da braucht es Individualisten. Die sind bei uns vom Potenzial her vorhanden. Mit einem Manfred Fischer zum Beispiel. Sie brauchen aber noch Zeit, bis sie dominanter spielen können", sagt Kreissl.

Die Zeit hat man in Wiener Neustadt. Weil man das Geld nicht hat. "Es geht für uns nicht über individuelle Qualität. Wir haben keine Elers, Reps, Pichlmanns, Gartlers und so weiter. Die können sich andere leisten. Auch Austria Salzburg hat mit Somen Tchoyi und Ernst Öbster Star-Spieler. Die gibt es bei uns nicht. Bei uns geht das alles über Taktik, Kollektiv, Kondition und harte Arbeit. Es ist dann aber umso schöner, wenn es sich lohnt."

Mangelnde Erfahrung im Angriff

Defensiv tut es das bereits. Offensiv nicht. Acht erzielte Tore sind der schlechteste Wert der Liga. Da braucht es noch mehr Geduld. Die Stürmer des SCWN sind noch in der Lernphase.

"Wir haben drei Doppeltorschützen, von denen vor dieser Saison kein einziger Erfahrung im Profifußball hatte. Mario Stefel ist aus unserem Nachwuchs gekommen und hat 2. Landesliga gespielt, Danijel Klaric hat Regionalliga gespielt (eine Einwechslung bei den Sturm-Profis in Minute 90+2, Anm.), so wie Fischer. Das zeigt den Weg, den wir gegangen sind. Gutes Scouting, im Fall Fischer, gute Entwicklung, wie im Fall Stefel und mit Klaric haben wir zur richtigen Zeit jemanden mit Potenzial dazu geholt, der in der Lage ist, Tore zu machen."

Der 20-Jährige ist über die Stationen Rapid, Austria, Admira (jeweils im Nachwuchs) und Wisla Krakau als Kooperationsspieler von den Sturm Graz Amateuren Mitte August zum Team gestoßen.

Bei den "Jungblackies" erzielte er 2014/15 in 23 Spielen 16 Tore. Im zweiten Einsatz für Wr. Neustadt gegen Liefering gelang ihm das Siegtor, vergangenen Dienstag nach einer dreiwöchigen Verletzungspause (Knochenmarködem am Knöchel) als Joker gegen Austria Klagenfurt der 1:1-Ausgleich.

Wettkampf-Typ Klaric hat großes Ziel bei Sturm

Viel Eingewöhnungszeit ist für ihn nicht notwendig. "Das ist kein Problem für mich, ich wurde geholt, weil sie kaum Tore geschossen haben. Sie haben jemanden gebraucht, der den Bann bricht. Das ging ziemlich schnell", meint der Stürmer gegenüber LAOLA1.

Das schätzt sein Trainer: "Er ist ein richtiger Wettkampftyp. Bei ihm wird am Spieltag ein Schalter umgelegt, das spürt man in seinem gesamten Verhalten."

Und nicht nur das: "Er hat von Haus aus sehr viel Selbstvertrauen, glaubt immer daran, dass ihm etwas gelingen kann. Das zeichnet ihn in seinen jungen Jahren schon aus. Aber er muss noch viel dazulernen, wenn er eine gute Karriere haben möchte. Er muss sich in der täglichen Arbeit entwickeln, taktisch und technisch."

Bis Ende der Herbstsaison bleibt noch Zeit dafür in Wiener Neustadt. Dann geht es zurück in die steirische Landeshauptstadt. "Abgemacht ist, dass ich nach Graz zu den Profis zurückkehre. Ich möchte im Frühjahr in der Bundesliga durchstarten. Das ist mein großes Ziel", sagt der Stürmer.