In diesem Jahr feiert der Klub das 120-jährige Bestehen - nicht nur für österreichische Verhältnisse ein außerordentlicher Geburtstag. Von einer Marketing-Offensive fehlt aber jede Spur.

"Wenn ich nicht weiß, ob ich als Verein überlebe, kann ich nicht schnell 20.000 Euro für das Jubiläum ausgeben", erklärt Dvoracek die fehlende Öffentlichkeitsarbeit.

Aber: "120 Jahre Vienna hat uns heuer schon sehr geholfen", spielt der 54-Jährige auf den Markenwert der Vienna bei Sponsoren an.

PayLife-Zukunft noch unklar

Essentiell für die Zukunft der Wiener wird auch die Entscheidung in der Frage sein, ob der langjährige Hauptsponsor "PayLife" weiterhin sein Geld in den Erste-Liga-Klub steckt.

Da ab Sommer ein neuer Geschäftsführer beim österreichischen Marktführer bargeldloser Zahlungsformen übernimmt, herrscht darüber im Präsidium noch Unklarheit

"Aber die Firma besteht nicht nur aus einem Geschäftsführer. Darüber entscheidet ein Team", so Dvoracek, der sich eine weitere Zusammenarbeit wünscht und das sobald wie möglich fixieren möchte: "Meistens haben wir das im April gemacht, aber dieses Jahr werden wir es im März versuchen."

"PayLife macht das jetzt vier Jahre und sie sind immer zufrieden gewesen", gibt er sich zuversichtlich. "Daher gehe ich davon aus, dass das auch ein Jahr weiterlaufen wird."

Offene Gehälter werden ausbezahlt

Eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der Lizenz ist das Begleichen von offenen Verbindlichkeiten mit ehemaligen Mitarbeitern wie dem früheren Trainer Alfred Tatar.

Auch hier hat man sich einigen können. "Nikolaus Ostermann (Medienchef und Assistent des Sportdirektors 2010-2014, Anm.) und Alfred Tatar sind die Letzten, die am Montag noch das Geld bekommen haben", ist Dvoracek froh, diese Personalien nun ad acta legen zu können.

Bleibt noch das Verhältnis zwischen der Vienna und Gerhard Fellner. Der 43-jährige war nach dem Abgang von Tatar zum Chefcoach aufgestiegen, wurde aber bereits nach drei Runden wieder entlassen.

Die Angelegenheit landete aufgrund ausbleibender Gehaltszahlungen vor dem Richter: "Mit Gerhard Fellner haben wir uns am Mittwoch vor Gericht geeinigt und damit ist die Sache auch erledigt. Wir wollten einen Vergleich haben."

Schiedsrichter-Thema als neue Front

Nach den heftig diskutierten Schlussminuten im letzten Heimspiel gegen Liefering tut sich für die Vienna aber eine neue Front auf, die man selbst geschaffen hat.

Mit der Anzeige gegen Schiedsrichter René Eisner bei der Staatsanwaltschaft aufgrund von eklatanten Fehlentscheidungen in den Schlussminuten (VIDEO) bricht der Verein ein unausgesprochenes Tabu in Österrreich.

"Der deutsche Wettskandal wurde nur bekannt, weil damals Schiedsrichter Hoyzer aufgeflogen ist", rechtfertigt der Präsident den radikalen Schritt, der mit Sportjurist Wolfgang Rebernig zuvor abgesprochen wurde.

Außerdem halte man sich an Bundesliga-Vorgaben: "Die Vereine haben sogar eine Aufforderung bekommen, dass sie es melden sollen, wenn etwas auffällt. Das tun wir jetzt." 

Alles nur kein Punkteabzug

Ein schmerzhafter Punkteabzug wie vor dieser Saison soll auf jeden Fall tunlichst vermieden werden. Letztes Jahr wurde die Strafe zumindest von fünf auf drei Punkte reduziert.

"Man muss darum kämpfen. Gut, dass wir das gemacht haben", erinnert sich Dvoracek zurück. "Du hast bei der Bundesliga die Möglichkeit: entweder Geldstrafe oder Punkteabzug. Darauf haben wir uns geeinigt."

Bei all dem Optimismus im Lager der Vienna: Schafft es das Tabellenschlusslicht nicht aus der sportlichen Krise, müssen die "Unabsteigbaren" in die Regionalliga runter, wo die Attraktivität für Sponsoren und Fans deutlich geringer ist.

Außer ein anderer Profiverein erfüllt die Anforderungen nicht: "Wir können auf sowas nicht spekulieren. Ich habe keine Ahnung von den anderen Vereinen und schaue da auch nicht drauf."

"Meine Aufgabe ist es, die Lizenz zu beschaffen", geht Dvoracek auf sportliche Belange nicht ein. "Fußballspielen muss die Mannschaft unter der Führung vom Kurt (Garger, Anm.). Aber wir sind guter Dinge."