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"Bringt nichts, Heynckes oder Schäfer zu kopieren"

Es war ein Start nach Maß.

Kaum in der Ersten Liga angekommen, macht der SK Austria Klagenfurt gehörig von sich reden. Nach dem 4:0 gegen Vizemeister Liefering dürfen sich die Violetten erster Tabellenführer der noch jungfräulichen Saison nennen. 

Mit einer Mischung aus Routine und jungen Talenten will sich der Nachfolgeverein der "alten" Austria Klagenfurt langfristig im Profifußball etablieren und damit vergangene Projekte in der Kärntner Landeshauptstadt vergessen machen.

Über Vergangenes spricht Manfred Bender nicht immer gerne. Der Bayer übt seit gut einem Jahr das Traineramt aus und hat den Verein erfolgreich in die zweithöchste Spielklasse geführt. In Altach war nach einer Herbstsaison damals Schluss.

Trotz eines viel bejubelten Starts in die neue Saison bleibt der 49-Jährige bescheiden. Im LAOLA1-Interview spricht er über Trainervorbilder, die nichts bringen, das Verhältnis zum WAC und seine Arbeit mit der Hanseatisches Fußballkontor GmbH, bei der private Anleger vom erfolgreichen Verkauf junger Fußballer profitieren sollen.

 

LAOLA1: Die Erste Liga ist in dieser Saison mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet. Würden Sie sagen, dass man sie von der Attraktivität her über die Bundesliga stellen kann?

Manfred Bender: Vom ersten Blick her mit den ganzen Namen vielleicht. Aber Red Bull Salzburg, Austria Wien, Rapid und Sturm Graz sind schon sehr klingende Namen. In der ersten Euphorie kann man so etwas annehmen, aber von der Qualität her steht die Bundesliga schon noch klar drüber.

LAOLA1: Austria Klagenfurt war in der Zielsetzung als Aufsteiger defensiv. Man will erst einmal mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ist das angesichts des Kaders nicht zu kurz gegriffen?

Bender: Ich glaube, jeder Klub mit Ambitionen muss irgendwann sagen, dass er aus der Ersten Liga hoch in die Bundesliga will. Man will im Konzert der Großen mitspielen. Das haben wir im Hinterkopf, ganz klar. Das haben aber der LASK, St. Pölten, Wacker Innsbruck und Austria Salzburg bestimmt auch irgendwann einmal.

LAOLA1: Gibt es in Klagenfurt einen Zeitplan bis wann man in der Bundesliga sein will?

Bender: Nein, überhaupt nicht. Das macht ja den Unterschied zu den früheren Klubs in Klagenfurt aus. Hier wird nicht so gearbeitet, es gibt kein Harakiri. Wir wollen hier etwas kontinuierlich aufbauen und stabil bleiben, damit wir über die nächsten Jahre und Jahrzehnte ein fester Bestandteil im österreichischen Fußball werden.

LAOLA1: Wie soll der Fußball, den Sie von Ihrer Mannschaft sehen wollen, aussehen? 

Bender: Wir wollen aktiv sein, Ballbesitz haben - einfach Fußball spielen.

LAOLA1: Konnten Sie von Trainern in Ihrer aktiven Karriere als Fußballer etwas Entscheidendes mitnehmen?

Bender: Ich glaube schon, dass man sich etwas abschaut, aber das ist ganz normal. Hauptsächlich ist wichtig, dass der Trainer bei den heutigen Spielern und vor allem bei der heutigen Jugend authentisch ist. Sie sollen dem Trainer das abnehmen, was er ihnen versucht zu vermitteln. Es bringt nichts, wenn ich einen Jupp Heynckes, einen Winnie Schäfer oder Werner Lorant kopiere. Das würde die Mannschaft innerhalb von zwei Trainingseinheiten rausbekommen.

LAOLA1: Gerade bei jungen Spielern ist auch eine gewisse Autorität wichtig. Was sind da Ihre Prinzipien?

Bender: In erster Linie geht es um Profifußball. Da muss man die richtige Einstellung mitbringen. Auch als junger Spieler. Da hat man heutzutage das größte Problem. Viele meinen, dass alles locker geht, sie nebenbei irgendetwas anderes machen können und dann zum Training gehen.

LAOLA1: Sie haben während Ihrer Trainer-Tätigkeit in Altach gesagt, dass es einen enormen Unterschied zwischen den Trainings in Österreich und Deutschland gibt. Hat sich seither etwas verändert?

Bender: Es hat sich auf jeden Fall gebessert. Es ist aber trotzdem noch ein Unterschied vorhanden. Man kann ja mal mit den Jungs zu einem Training von Dortmund fahren, damit man sieht wie die da trainieren und wie es da zur Sache geht.

LAOLA1: Ihr Ende in Altach kam damals relativ überraschend. Wie blicken Sie darauf zurück?

Bender: Das ist ja das Schöne, dass man heutzutage nur mehr in die Zukunft schaut und das Vergangene ruhen lassen kann.

LAOLA1: Kann der heutige SCR Altach ein Vorbild für Austria Klagenfurt sein?

Bender: Als Aufsteiger in die Europa-League-Quali vorzustoßen, ist natürlich ein Riesenerfolg. Nach oben zu kommen ist leicht, aber oben zu bleiben ist etwas Anderes.

LAOLA1: Wie sieht das Verhältnis zum WAC aus, der zuletzt auch sehr erfolgreich war? Herrscht ein gewisses Konkurrenzdenken, jetzt wo man selbst auch im Profifußball ist?

Bender: Konkurrenz belebt das Geschäft, oder? Aber wir wissen das schon einzuschätzen. Wir kommen aus der Regionalliga, sind in der zweiten Liga und der WAC macht jetzt schon seit drei, vier Jahren einen Top-Job in der Bundesliga. Wir wollen uns jetzt nicht anmaßen, eine Kampfansage an den WAC zu richten.

LAOLA1: Glauben Sie, dass Kärnten bereit für zwei Bundesliga-Klubs wäre?

Bender: Mit Sicherheit, wieso nicht? Aber das wird noch eine Zeit lang dauern. Also ich hoffe zumindest nicht, dass der WAC absteigt. (lacht)

LAOLA1: Als wichtige Persönlichkeit ist bei Austria Klagenfurt gilt Präsident Peter Svetits. Was zeichnet ihn Ihrer Meinung nach aus? 

Bender: Er ist schon seit Jahrzehnten im österreichischen Fußball tätig. Es freut mich für ihn, dass er es jetzt wieder geschafft hat, einen Klub ins Profigeschäft zu führen. Er unterstützt mich sehr, er kennt sich im Fußball auch aus. Er hat ein Riesennetzwerk, ich habe auch ein Netzwerk. Und aus diesen Synergien holen wir momentan das Optimum heraus, wenn man die jüngere Vergangenheit betrachtet.

LAOLA1: Mit dem Hanseatischen Fußballkontor hat der Verein einen spannenden Partner und Sponsor. Wie beeinflusst diese Zusammenarbeit Ihre Tätigkeit?

Bender: Ich bin für den Hanseatischen Fußballkontor zuständig und bin da die Kontaktperson. Dafür suche ich nach jungen Spielern, die wir entwickeln können und mit denen wir auch Geld verdienen möchten. Das machen andere Vereine genauso. Kapfenberg, FAC oder Lustenau, die versuchen auch junge Spieler zu entwickeln, auszubilden in der Hoffnung, dass irgendwann einmal eine Rose daraus wird, die man dann schön verkaufen kann.

LAOLA1: Die Firma ist mittlerweile an mehreren Fußballklubs Europas beteiligt - auch bei Atletico Madrid. Ist es ein Projekt mit Zukunft?

Bender: Also bei uns in Klagenfurt funktioniert es sehr gut. Wir sind erfolgreich und mithilfe vom Hanseatischen Fußballkontor aufgestiegen. Also da geht der Plan eins zu eins auf.


Das Interview führte Andreas Terler