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"Unternehmen" FAC hat noch viel vor

"Wissen Sie wo der FAC zuhause war, bevor er in die Hopfengasse übersiedelt ist?", fragt mich einer der fünf älteren Herren, mit denen ich mich im Rahmen des Erste-Liga-Spiels des Floridsdorfer AC gegen Kapfenberg (Endstand 2:2) unterhalte. 

"In der Galvanigasse", will ich gerade antworten, als dieser längst weitererzählt. "Schon in der Galvanigasse waren wir als Zuschauer beim FAC", setzt der Mann fort. "Genauso, wie in der Hopfengasse. Bei der Admira." Diese schlug in Wien-Floridsdorf bis 1966 große Schlachten, avancierte zum Meister und Mitropa-Cup-Finalisten. Lange vor Richard Trenkwalder. Lange vor dem Umzug in die Südstadt.

Eigentlich will ich mit dem Quintett über die Veränderungen am und um das Leopold-Stroh-Stadion in der Hopfengasse, der Heimstätte des FAC, sprechen. Und darüber, ob sich der Fan von damals noch mit dem Verein von heute identifizieren kann. Doch das artet - auf sympathische Weise – aus.

Wann immer die Gruppe dieser Tage in die Hopfengasse kommt, schwelgt sie automatisch auch in Erinnerungen. "Ich erinnere mich, zu meiner aktiven Zeit hier einmal getroffen zu haben", meint einer der Herren. "Auf das untere Tor", sagt er und fügte noch hinzu: "Damals" betont er, es muss vor 1966 gewesen sein, "sah es hier aber noch völlig anders aus." Womit wir der Sache näher kommen.

Alles glänzt, so schön neu

Hinter jenem Tor, auf das er noch immer mit dem Finger zeigt, hätten sich anno dazumal die Umkleiden befunden, erklärt der Mann. Heute ist dort, zwischen dem Tor und der angrenzenden Hopfengasse, nur noch eine unauffällige Böschung zu sehen. Nichts erinnert mehr an die altehrwürdigen Katakomben. Längst genießen die Spieler die Vorzüge des modernen Kabinentrakts unter der Haupttribüne.

Und auch sonst fällt es schwer, die jahrzehntelange Tradition zu erkennen oder zu spüren. Vieles sieht neu aus. Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert. Vieles auch erst in den letzten Wochen, nicht zuletzt um den Wünschen und Vorgaben der Bundesliga, manifestiert in den Lizenzierungs-Bestimmungen, nachzukommen.

Weil es hier, spätestens seit der Übernahme des Trainer-Teams um Hans Kleer 2011, attraktiven und vor allem erfolgreichen Fußball zu sehen gibt, fällt die Begeisterung für den FAC dann doch recht leicht. Dass die Senioren die Sportanlage im Vergleich zu früher kaum wiedererkennen, stört sie nicht. "Wir verstehen die Veränderungen, es ist ja jetzt das Fernsehen da", sagt einer von ihnen, den Blick auf den neu errichteten TV-Turm auf der Gegenseite gerichtet.

Von TV-Turm bis Doping-Zone

"Ich bin nur gegen die Securitys", ergänzt sein Sitznachbar. Leider seien die Ordner-Kräfte heute wohl notwendig, aber er und seinesgleichen hätten sich vor Jahrzehnten bereits "auf der Tribüne beflegelt". Mit einem Unterschied: "Danach sind wir auf ein Bier gegangen, da brauchten wir keine Securitys", schmunzelt er.

Gäste-Sektor und TV-Turm waren nur zwei der zahlreichen Kriterien

Die Modernisierung der Anlage im Zuge des Aufstiegs wird aber durch die Bank willkommen geheißen. Die Zuschauer wissen, neben der sportlichen Leistung, vor allem die Arbeit der Funktionäre zu schätzen. Allen voran die des „Herrn Brand“, wie die Männer unterstreichen. FAC-Obmann Walter Brand und sein Team haben in der Tat einen ereignisreichen Sommer hinter sich, wie der Funktionär selbst im Gespräch mit LAOLA1 bestätigt.

"Wir mussten rundherum asphaltieren, die Anlage behinderten-gerecht gestalten, Sanitäre-Anlagen ausbauen, die Flutlicht-Anlage von 300 auf über 600 Lux aufstocken, einen Fernseh-Turm, den Gäste-Sektor und eine Doping-Zone errichten", lässt Brand Revue passieren, was bewerkstelligt werden musste, um die Spielgenehmigung für die Heimstätte zu erhalten.

Der schwere Sprung

Zusätzlich zu den sichtbaren Adaptionen musste auch die Vereins-Struktur erweitert werden, erklärt der Obmann die Einrichtung eines Sekretariats, eines Pressesprechers und Klub-Managers, sowie eines Finanz-Vorstandes. 

"Das Lizenzierungsverfahren ist ein Gesamt-Paket", unterstreicht Brand. Eines, das von heute auf morgen für keinen Verein zu stemmen sei. Der Sprung aus der Regionalliga ("leider eine Zwischenliga zwischen Amateur- und Profitum") in die Erste Liga, er ist nur schwer zu bewältigen. Deshalb ist Brand der Meinung, dass ein ambitionierter Verein bereits in der Regionalliga ein bundesligafähiges Stadion braucht.

Dass unter den Umbauarbeiten das traditionelle Erscheinungsbild der Sportanlage litt, war unvermeidbar. Darauf konnte man bei den Floridsdorfern aber keine Rücksicht nehmen. Man müsse es "aus betriebswirtschaftlicher Sicht" sehen. Alleine die Berufung auf eigene Traditionen reiche schließlich nicht, um einen Profi-Betrieb zu organisieren.

Der Klub als Unternehmen

"Wir betreiben den Klub seit einigen Jahren als erfolgreiches Unternehmen", weist Brand darauf hin, dass der FAC den Sprung in die Bundesliga von langer Hand plante. "2011 haben wir eine Strategie erarbeitet, die ‚quo vadis FAC 2015’ hieß. Deren Ziele haben wir nun, ein Jahr früher als geplant, nicht nur erreicht, sondern deutlich überschritten", bilanziert der Obmann, der gleichzeitig als kommunikativer Manager fungiert, stolz.

Maßgeblichen Anteil an den erfolgreichen Umbau-Arbeiten hatte zum einen die Stadt Wien. "Ein Verein kann diese Infrastruktur nicht alleine finanzieren", begründet Brand. Zum anderen legt der FAC großen Wert auf ein Sponsoring-Konzept.

Der Klub macht sich nicht von einem Groß-Sponsor abhängig, sondern setzt auf viele kleinere Partner. "Ein breites Spektrum kleiner Sponsoren ist die Voraussetzung für nachhaltiges Bestehen", ist sich Brand sicher.

Bestandteil der Bundesliga

Die Floridsdorfer denken jedenfalls langfristig. Bereits jetzt wird an der neuen Strategie (bis 2018) gearbeitet. "Wir haben Vorgaben und Ziele. Unter anderem wollen wir ein fester Bestandteil der Bundesliga sein", verrät der Obmann einige Details.

Aufgabe der Klub-Führung sei es nun, jene Maßnahmen zu setzen, die eine Ziel-Erreichung ermöglichen. " Der Verein muss sich mit dem sportlichen Erfolg mitentwickeln."

Sadovic und Maderner verpflichtet

Die Verantwortlichen haben Wort gehalten und nehmen Stürmer Mirnel Sadovic unter Vertrag, der nach seinem ausgelaufenen Vertrag bei St. Pölten vereinslos war. Der 30-jährige Routinier unschreibt einen Einjahresvertrag plus Option auf Verlängerung um ein weiteres Jahr.

Ein Kooperationsvertrag mit dem SC Wiener Neustadt macht es möglich, dass ÖFB-U19-Teamstürmer Daniel Maderner ab sofort sowohl für die Floridsdorfer, als auch für den Bundesligisten spielberechtigt ist.

Im neuen Strategie-Papier steht im Übrigen nicht geschrieben, dass in dieser Saison die Klasse gehalten werden muss. Um langfristige Vorhaben in die Tat umsetzen zu können, wäre das allerdings von Vorteil. Am Ende wird es auch auf Faktoren ankommen, die nicht planbar sind – Glück zum Beispiel. Aber auch darüber macht sich Brand keine Sorgen.

"Das Glück hat der Tüchtige."

 

Kevin Bell