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"Ich spreche nicht gerne von einer Philosophie"

Deutsche Trainer haben aktuell Mode im österreichischen Profi-Fußball.

Red Bull Salzburg vertraut auf Roger Schmidt, Sturm Graz auf Peter Hyballa und Kapfenberg auf Thomas von Heesen.

Auf diesen Zug sind die Altacher im Sommer ebenfalls aufgesprungen und haben Rainer Scharinger verpflichtet.

Der 45-Jährige war bislang nur in Deutschland tätig, als Trainer zuletzt beim Karlsruher SC. Dort wurde der ehemalige Mittelfeldspieler im Abstiegskampf entlassen, danach nahm sich Scharinger eine Pause.

Ähnlich wie Ralf Rangnick nach seinem Schalke-Engagement. Mit dem neuen Salzburg-Sportdirektor arbeitete Scharinger in Hoffenheim.

Nach dem kuriosen 4:3-Sieg zum Auftakt in Horn ("Wenn das immer so ist, dann muss ich mich einmal an die Schiedsrichter gewöhnen"), trifft der Deutsche mit seinen Team nun auf Grödig (18:30 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker) und einen seiner Vorgänger, Adi Hütter.

Im LAOLA1-Interview spricht Rainer Scharinger über seine neue Aufgabe in Vorarlberg.

LAOLA1: Sie sind schon ein paar Wochen in Österreich, dennoch: Herzlich Willkommen! Wie gefällt es Ihnen im Ländle?

Rainer Scharinger: Danke, ich bin sehr nett aufgenommen worden, wobei auch alles sehr schnell ging. Ich habe bislang sehr viele engagierte Menschen im Verein kennengelernt, ansonsten habe ich noch nicht viel mehr außer Trainingsplatz, Stadion und Bus gesehen. Ich habe mich aber schnell eingelebt.

LAOLA1: Ihre Verpflichtung hatte keiner auf der Rechnung. Wie kam es?

Scharinger: Ich wurde kontaktiert, habe nach 30 Jahren als Spieler und Trainer in Deutschland auch nicht damit gerechnet. Als wir uns getroffen haben, waren wir schnell auf einer Wellenlänge und daher habe ich zugesagt, einen Einjahresvertrag auch hier einmal in Österreich zu unterschreiben.

LAOLA1: Worin besteht hier für Sie die Herausforderung?

Scharinger: Ich denke einfach, dass es hier sehr professionelle Strukturen gibt und insgesamt hat es mich auch einmal gereizt, einmal wegzugehen, etwas Neues zu sehen und kennenzulernen.

LAOLA1: Altach hat in den vergangenen Saisonen den Titel als Ziel ausgegeben, heuer wurde das heruntergeschraubt. Was ist das Ziel?

Scharinger: Aufgrund der veränderten Gegebenheiten gibt es natürlich auch eine andere Zielsetzung. Das Budget wurde heruntergefahren, sechs Stammspieler haben den Verein verlassen und vier Verletzte haben wir auch. Dass junge Spieler nicht sofort in diese Fußstapfen treten können, weiß auch jeder. Wir tun gut daran, ein wenig leiser zu sein. Wir sind ein Team von vielen, die sich erst einmal in diese Saison hineinentwickeln müssen. Wir müssen viel arbeiten, um zu Punkte, zu kommen.

LAOLA1: Inwieweit glauben Sie, haben sich die Verantwortlichen auch wegen Ihrer Arbeit beim VfR Aalen für Sie entschieden? Dort schafften Sie unter ähnlichen Umständen den Wiederaufstieg in die zweite Liga.

Scharinger: Es war sicherlich so, dass ich bislang bei Stationen war, wo viele unerfahrene Spieler dabei waren - auch in Aalen. In Hoffenheim waren damals aber etwa andere Voraussetzungen. Jeder Trainer nimmt überall etwas mit und man hofft natürlich, dass das mit Altach und mir klappt.

LAOLA1: Welche Philosophie verfolgen Sie als Trainer?

Scharinger: Ich spreche gar nicht so gerne von einer Philosophie, weil viele Trainer einen ähnlichen Status Quo haben. Ob das ein Deutscher, Österreicher, Schweizer ist - um im österreichischen Raum zu bleiben - alle Trainer, egal in welchen Klassen, haben eine sehr gute Qualität. Funktionäre wünschen sich natürlich immer attraktiven und erfolgreichen Fußball, das ist freilich nicht immer umzusetzen. Dementsprechend tut man gut daran, nicht von Philosophien zu sprechen. Jeder Trainer akzuentiert natürlich etwas anders und wir versuchen das umzusetzen. Am Ende des Tages hat man leider oft einmal zu wenig Zeit - vor allem für die jungen Spieler. Und am Ende zählen eben Ergebnisse und Punkte. Da müssen wir schauen, dass wir den Spagat schaffen.

LAOLA1: Wie haben Sie Österreich bisher verfolgt?

Scharinger: Ich kenne den deutschen Markt natürlich aus dem Effeff, habe aber Länder wie Österreich immer wieder beobachtet. Seit ich hier bin, bin ich der ganzen Geschichte natürlich mehr nachgegangen. Mit der Zeit wird man auch dahingehend immer heimischer.

LAOLA1: Klammern wir Düdelingen einmal aus - ist ihr ehemaliger Vorgesetzter Ralf Rangnick der richtige Mann für Salzburg?

Scharinger: Auf jeden Fall. Ich war drei Jahre sein Co-Trainer in Hoffenheim. Wir haben eine sehr erfolgreiche Zeit gehabt. Man kann es schon klar sagen, dass er einer der besten deutschen Trainer ist. Red Bull hätte nichts Besseres passieren können, als diesen Mann zu verpflichten. Er wird in seiner Funktion als Sportdirektor die Dinge voran bringen. Salzburg und Leipzig gehen langfristig gesehen guten Zeiten entgegen.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler