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"Wenn wer ein 0:4 korrigieren kann, dann Barcelona"

Ausgerechnet beim dominanten Fußball-Klub der vergangenen Jahre wollen die Bayern ihren Durchmarsch ins Champions-League-Finale vollenden.

Kein Messi, kein Xavi, kein Iniesta und auch nicht die einschüchternde Atmosphäre im Camp Nou des FC Barcelona sollen im Semifinal-Rückspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/live Puls 4) zum Stolperstein für den deutschen Fußball-Meister werden.

Der Matchplan von Jupp Heynckes orientiert sich ganz an dem 4:0 in der ersten Partie. "

Wir müssen mit der gleichen Hingabe, der gleichen Konzentration und der gleichen taktischen Ausrichtung spielen", forderte der Trainer.

Deutsches Finale noch kein Thema

Auf einen gemütlichen Betriebsausflug stellt sich bei den Bayern niemand ein, der am Dienstag den Charterflug nach Spanien besteigt.

Auch "Steuersünder" Uli Hoeneß will den fünften Einzug seines FC Bayern in ein Champions-League-Finale vor Ort miterleben.

"Der Präsident ist einer von uns", sagte Arjen Robben zum "Thema Nummer eins" in Deutschland, dem sich niemand entziehen könne. Die Konzentration stören soll es nicht.

Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, wartet auf die Münchner möglicherweise eine Schinderei, um das große Ziel, das Endspiel am 25. Mai in London, zu erreichen.

"Es wird viel über ein deutsches Finale und von Wembley geredet, aber jetzt gibt es nur Barcelona", betonte Robben am Montag und mahnte: "Wir dürfen nicht ein Prozent weniger geben als im Hinspiel."

"Wenn es wer korrigieren kann, dann Barcelona"

Der Respekt vor Lionel Messi und Co. ist ungebrochen. "Wenn es eine Mannschaft gibt, die ein 0:4 korrigieren kann, dann ist es Barcelona", bekräftigte Robben. "Barcelona hat beim 0:4 in München etwas erlebt, was sie reizen wird", glaubt Sportvorstand Matthias Sammer.

Auch Heynckes benannte den "verletzten Stolz" als Triebfeder für die Katalanen. "Barcelona ist angeschossen, es wird versuchen, sich zu wehren", meinte Nationaltorhüter Manuel Neuer, der ankündigte: "Wir werden alles daransetzen, dass kein Unglück passiert."

Für Sammer hängt alles von der eigenen Leistung ab. "Wenn wir es gut machen, sind wir im Finale. Wenn man spielt wie gegen Arsenal zu Hause, dann könnte es unangenehm und gefährlich werden", erklärte der Sportvorstand.

Die größte Final-Gefahr liegt für die Bayern womöglich in den drohenden Sperren für einige Leistungsträger. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez, Dante, Mario Gomez und Luiz Gustavo sind im Gegensatz zu David Alaba von einer Gelb-Sperre bedroht.

Heynckes will darauf "keine Rücksicht" nehmen. Nur der im Hinspiel gesperrte Mario Mandzukic dürfte für Gomez neu ins Team kommen.

"Man kann auch ein Spiel ohne Gelbe Karte bestehen", erklärte Schweinsteiger. "Wir müssen sehr diszipliniert spielen", forderte Heynckes.

"Je besser Messi, desto größere Chancen"

Im Lager des FC Barcelona klammert man sich unterdessen an den Formanstieg von Lionel Messi. Der vierfache Weltfußballer, der sich im Hinspiel noch über den Platz geschleppt hatte, präsentierte sich am Samstag in Bilbao nach seiner Einwechslung in blendender Spiellaune.

"Sein Zustand bessert sich Schritt für Schritt, und je besser er wird, desto größere Chancen haben wir gegen Bayern", sagte Assistenz-Trainer Jordi Roura.

Sein Vorgesetzter Tito Vilanova appellierte an die Moral der Spieler. "Ich sage nicht, dass wir weiterkommen werden. Aber wir haben den Fans gegenüber eine Verantwortung, mit aller Macht darum zu kämpfen." Auch Clubchef Sandro Rosell verbreitete Durchhalteparolen. "Alles ist möglich, sogar ein Aufstieg ins Finale. Wir sollten daran glauben."

Die Statistik verheißt für die Katalanen allerdings nichts Gutes, und das nicht nur, weil sie nur eine ihrer jüngsten sechs Champions-League-Partien gewonnen haben. Noch nie seit der Einführung der Auswärtstorregel im Europacup gelang es einer Mannschaft, nach einem 0:4 im Hinspiel noch aufzusteigen.

Statistik spricht nicht für Barcelona

Immerhin drehte Barca vor eigenem Publikum dreimal ein 0:3: 1977/78 gegen Ipswich, 1978/79 (auch dank eines Treffers von Hans Krankl) gegen Anderlecht und 1985/86 gegen IFK Göteborg.

In 235 Europacup-Partien im Camp Nou siegten die Katalanen 44 Mal mit vier oder mehr Toren Unterschied - darunter auch am 8. April 2009 beim 4:0 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Bayern.

Erst drei Mannschaften gelang im Europacup nach einem Vier-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel noch die Wende. Ein Leidtragender eines Rückspiel-Desasters war auch Heynckes.

Der Bayern-Coach gewann mit Borussia Mönchengladbach in der Saison 1985/86 das Achtelfinal-Hinspiel im UEFA-Cup gegen Real Madrid mit 5:1, schied aber gegen den späteren Titelgewinner noch durch ein 0:4 in Madrid aus.

Zwei Vereine kamen nach einer 2:6-Niederlage im ersten Match weiter: Leixoes aus Portugal besiegte den Schweizer Club FC La Chaux-de-Fonds in der 1. Runde des Cupsieger-Bewerbs in der Spielzeit 1961/62 im Rückspiel mit 5:0. Partizan Belgrad drehte gegen die Queens Park Rangers einen Vier-Tore-Rückstand in der zweiten Runde des UEFA-Cups 1984/85 durch einen 4:0-Heimsieg.