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Tohuwabohu vor dem Spiel des Jahres

Tohuwabohu vor dem Spiel des Jahres

Es war das bestimmende Thema zum falschen Zeitpunkt.  

Der FC Red Bull Salzburg spielt am Mittwoch das "wichtigste Spiel seiner Vereinsgeschichte" (Ralf Rangnick) und alles drehte sich tags zuvor um eine Person, die gar nicht das Playoff-Rückspiel in Malmö (20:45 Uhr) bestreiten wird: Sadio Mane.

Salzburg hatte am Dienstag einen seiner offensiven Schlüsselspieler, einen seiner Top-Stars, Sadio Mane, vor der wichtigsten Saison-Partie aus dem Kader geworfen.

Der Senegalese hatte die Reise mit dem Meister nicht antreten dürfen und ist auch bis auf Weiteres nicht dabei.

"Wir mussten so entscheiden"

"Ich gehe davon aus, dass er den Verein wechseln will", erklärte Sportchef Ralf Rangnick zu Mittag am Salzburger Flughafen und schilderte, was sich am Montag und Dienstag im Trainingszentrum Taxham abspielte.

„Er ist am Montag nach zehn Minuten auf den Trainer zugegangen und sagte ihm, dass er das Training mental nicht vollenden könne. Der Trainer hat ihn nach einem fünfminütigen Gespräch dann in die Kabine geschickt und wollte mit ihm nachher sprechen. Da war er nicht mehr da. Wir hatten einen Termin für Dienstag 8:30 Uhr anberaumt, auch da ist er nicht erschienen. So mussten wir uns für diesen Schritt entscheiden", schilderte der Deutsche, der deswegen nicht aus Hamburg nach Malmö flog, sondern eben wieder nach Salzburg zurück musste.

Ohne den 22-Jährigen landete die Mannschaft mit Gattinnen und Freundinnen in Schweden und bereitet sich im Endspurt auf ihr Finale vor.

Erinnerungen an Nikica Jelavic

Mane strebt offensichtlich einen Wechsel an, soll sich via seinen Beratern bei anderen Klubs umgehört haben. Ob Salzburg konkrete Angebote erhalten hat?

„Das spielt jetzt keine Rolle, aber es war bislang keines dabei, worüber es sich lohnte, ernsthaft nachzudenken. Bislang waren wir in konstruktiven Gesprächen. Nachdem was heute vorgefallen ist, wird es schwierig, diese fortzusetzen", sagte Rangnick noch auf österreichischem Boden.

Mane besitzt noch einen Vertrag bis 2016.

Der Zeitpunkt für Manes Überlegungen ist freilich Wahnsinn und erinnert gleichzeitig an Nikica Jelavic, der noch vor dem Europa-League-Playoff gegen Aston Villa 2010 nicht mehr spielen wollte, um einen Wechsel zu den Rangers anzustreben - um auch international im selben Kalenderjahr spielen zu können.

Trainer und Mannschaft schauen nach vorne

Mane hatte mit dem Playoff-Hinspiel schon einen Einsatz und ist nur bei Salzburg offiziell für die CL bzw. EL gemeldet. In jedem Fall schadete der Linksaußen mit seinem Handeln seiner Mannschaft.

"Dass das unprofessionell und disziplinlos ist, das ist keine Frage. Aber wir haben in dieser Saison auch ohne ihn schon Spiele gewonnen", richtete Hütter den Fokus gleich wieder auf das Duell mit Malmö.

Von Spielerseite hielten sich die Kollegen weitestgehend zurück, sagten offiziell nichts. Nur Stefan Ilsanker merkte kurz an: "Dann wird seine Position eben jemand anderer spielen." Gulacsi schlug später bei der Pressekonferenz in dieselbe Kerbe.

Von schlechter Stimmung war aber beim Hinflug keine Spur, alle haben das eine Ziel im Kopf, gemeinsam den großen Traum Gruppenphase wahr zu machen.

"Andere Interessen"

Für den Verein gab es im Endeffekt auch keinen anderen Ausweg, als in diesem Fall durchzugreifen und ein Zeichen zu setzen. Das große Miteinander war in der Ära Rangnick stets ein wichtiges Puzzleteil, um erfolgreich zu sein.

Die Qualifikation für die Königsklasse steht bei den Mozartstädtern über allen anderen Zielen.

"Wenn jemand vor dem wichtigsten Spiel der Saison bzw. dem bisher wichtigsten Spiel seiner Karriere die eigenen Interessen über jene des Vereins stellt, bleibt uns nichts anderes übrig", hielt Rangnick fest.

Mane reagierte

Am späten Dienstagnachmittag reagierte dann der Betroffene selbst noch einmal, ließ folgende Nachricht via "Salzburger Nachrichten" veröffentlichen.

"Es ist eine glatte Lüge, dass ich nicht nach Malmö wollte", so der Nationalspieler.

Für ihn handle es sich um ein Missverständnis ("Das bedaure ich auch") und er wolle seine Mannschaftskollegen und Fans nicht im Stich lassen. "Ich möchte unbedingt spielen und bin bereit sofort einen Flug nach Malmö zu nehmen."

Die Salzburger Verantwortlichen wurden nach der Abschluss-Pressekonferenz in Malmö von dieser Nachricht in Kenntnis gesetzt.

Ihre Meinung änderten sie ob seines Handelns freilich nicht, nur stellten sie klar, dass der Verein nie behauptet hatte, Mane wolle nicht nach Schweden.

Fakt ist: Er wird auch am Mittwoch nicht hier sein.

 

Aus Malmö berichtet Bernhard Kastler