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„Das ist ganz bitter und darf nicht passieren“

„Das ist ganz bitter und darf nicht passieren“

Konsterniert blickten die Stars des FC Bayern München in die Kameras.

Im Camp Nou setzte es für den deutschen Rekordmeister eine klare 0:3-Klatsche gegen einen überragenden FC Barcelona. Ein Erreichen des Finales in Berlin scheint nahezu ausgeschlossen zu sein.

So etwas ist man am Weißwurst-Äquator in den letzten Jahren nicht mehr gewohnt. Der Klassenunterschied war klar zu sehen, 9:1 - Schüsse auf das Tor sprachen eine klare Sprache für die Hausherren aus Katalonien.

Doch es wären nicht die Bayern, wenn sie sich kampflos geschlagen geben würden. Man hofft auf ähnliche Schützenfeste, wie man sie schon gegen Donezk oder Porto in den Rückspielen gefeiert hat. „Wir haben noch ein Spiel - und wir heißen Bayern München. Manchmal gibt es bei Bayern ein Fußballwunder“, zeigte sich Vorstands-Vorsitzender Karl-Heinz Rummenigge beim Bankett kämpferisch.

Ärgerliche 15 Minuten

Über die höhe der Niederlage herrschte bei den Bayern aber doch eine Mischung aus Rat- und Fassungslosigkeit. Speziell, dass man alle drei Treffer in den letzten 15 Spielminuten zuließ, stört die Stars des deutschen Meisters. „Wir haben das lange gut gemacht, aber dann lassen wir uns dreimal auskontern. Das ist ganz bitter und darf nicht passieren“, war sich Kapitän Philipp Lahm bewusst.

Bitter war die Entstehung des ersten Tores, dem ein Fehler von Bernat voranging. Beim zweiten Treffer stellte sich Jerome Boateng ungeschickt an, nahm aber die ganze Mannschaft in die Pflicht: „Es ist schade nach so einem starken Spiel, so ein Tor zu kassieren. In so einer Situation darf man aber die Verteidiger nicht alleine lassen. Man muss sich fragen, warum wir hier 0:3 verlieren.“

Auch Tormann Manuel Neuer ärgerte sich über die Entstehung des ersten Treffers und dessen Auswirkung: „Das erste Tor war ausschlaggebend, das haben wir verursacht.“

Kein Sündenbock

Sportvorstand Matthias Sammer wollte nach dem Spiel aber nicht in Selbstzerfleischung verfallen und stellte klar: „Es gibt keine Schuldzuweisungen.“

Die letzte Viertelstunde stieß aber auch ihm sauer auf: „Es ist ärgerlich, dass wir drei Gegentore kassiert haben. Der Schiedsrichter hätte besser nach 75 Minuten abgepfiffen. Wir sind heute sportlich an unsere Grenzen gestoßen.“

Doch Sammer will sich ebenfalls nicht kampflos geschlagen geben und forderte eine Reaktion der Mannschaft im Rückspiel: „Wir müssen uns schütteln und das Ergebnis verdauen. Wir sind Bayern München, und das muss man nächste Woche sehen.“

Gefeierter Held

Während die Bayern mit gesenktem Haupt durch die Mixed-Zone schlichen, war die Freude beim FC Barcelona, wenig überraschend, groß. „Wir spielten ein sensationelles Match. In der Defensive standen wir sehr gut und haben keine Chancen zugelassen“, jubelte Abwehrrecke Gerard Pique, ohne dabei auf Eigenlob zu vergessen.

Die Schlagzeilen gehörten aber auch nach diesem Spiel einmal mehr Lionel Messi. Der kleine Argentinier bestätigte seine Form der letzten Wochen, erzielte die ersten beiden Treffer selbst und legte das dritte von Neymar auf.

„Wir hatten viel Kontrolle, aber das Talent von Messi hat einfach den Unterschied gemacht“, zeigte sich auch Bayern-Coach Pep Guardiola von seinem ehemaligen Vorzeige-Schüler begeistert. Die spanische „Marca“ titelte gar: „Messi frisst Pep.“

Teamkollege Marc-Andre ter Stegen versuchte sich gar nicht erst in Beschreibungen für Messi: „Zu ihm muss man nichts sagen, einfach zuschauen und genießen.“

Berlin ruft

Die - nicht für ihre Zurückhaltung bekannten - spanischen Medien rechnen nach dem triumphalen Erfolg bereits fest mit dem Finaleinzug. Während die „Marca“ erst  von „eineinhalb Beinen im Finale von Berlin“ spricht, hat die Zeitung „Sport“ keine Zweifel mehr: „Ja, ja, ja, wir fahren nach Berlin!“

Die Verantwortlichen Barcelonas geben sich da schon eine Spur zurückhaltender. Trainer Luis Enrique warnte obligatorisch: „Am Dienstag in München erwartet uns ein schweres Spiel.“ Auch Gerard Pique möchte den Sekt nicht zu früh kalt stellen: „Im Fußball kann alles passieren. Bayern ist ein sehr gutes Team, aber wir wollen auch in München Tore schießen.“

Leichtsinnig werden die Katalanen im Rückspiel in der Allianz Arena nicht agieren. Zumal es Fußballwunder gibt – vor allem bei den Bayern.

 

Julian Saxer