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Die Rückkehr des Kannibalen von Amsterdam

Die Rückkehr des Kannibalen von Amsterdam

Wenn der FC Barcelona in der Champions League auf Ajax Amsterdam trifft, dann ist das für Luis Suarez ein ganz besonderes Spiel.

Nicht nur deswegen, weil er zum ersten Mal seit vier Jahren wieder in der „Königsklasse“ aufläuft. Der Stürmer aus Uruguay kehrt zurück zu seinen Ursprüngen. In Amsterdam nahm seine umstrittene Karriere (Übersicht) ihren Ausgang. Schon damals machte sich der 27-Jährige als Streitfigur einen Namen.

Suarez selbst blickt gegenüber dem Magazin "Helden" nur positiv auf seine dreieinhalb Jahre in der niederländischen Hauptstadt zurück: „Ajax war ein sehr wichtiger Schritt in meiner Karriere. Meine Frau Sofia und ich sind verrückt nach Amsterdam. Wir hatten ein glückliches Leben und konnten dort in Ruhe leben. Wir sind oft durch die Stadt spaziert.“

Der Torjäger kann sich irgendwann sogar eine Rückkehr zum Klub seines Herzens vorstellen. „Auch wenn mich der Trainer nicht will, ich würde zurückkehren“, erklärt Suarez.

"Ajax war der ideale Klub für mich“

Sportlich lief es für den nunmehrigen Barca-Stürmer in der Eredivisie ganz nach Wunsch. In 159 Einsätzen erzielte er insgesamt 111 Tore. Zwei Mal wurde er von den Fans zum Spieler des Jahres gewählt, 2010 wurde er zudem niederländischer Fußballer des Jahres.

"Ajax war der ideale Klub für mich. Ich habe dort eine Menge gelernt. Ich danke ihnen, dass sie mir beigebracht haben, wie man sich ohne Ball bewegt und wie man beidfüßig Fußball spielt“, so "El Pistolero“.

In seinen letzten eineinhalb Jahren führte Suarez den Rekordmeister sogar als Kapitän auf das Feld. "Martin Jol (Anm.: Ajax-Trainer von 2009 bis 2010) gab mir eine Menge Selbstvertrauen. Ich fühlte mich geehrt, als er mir die Schleife gab. Ich habe Verantwortung übertragen bekommen.“

Bei der Rückkehr unter Druck

Nach zwei weiteren Bissen, einem in der Premier League und einem bei der WM, kommt Suarez nun als Gegner zurück nach Amsterdam. Seine bisherige Bilanz beim FC Barcelona liest sich schlecht: Zwei Spiele, zwei Niederlagen.

Nach der 0:1-Pleite gegen Celta Vigo und dem damit verbundenen Verlust der La-Liga-Tabellenführung stehen die Katalanen unter Druck. Eine Niederlage in Amsterdam, wie sie Barca vor einem Jahr einstecken musste (1:2), gilt es tunlichst zu vermeiden.

Dabei helfen soll Rückkehrer Suarez. Ausgerechnet gegen seinen Herzensklub muss der „Beißer“ nun endlich auch im Dress der „Blaugrana“ aufzeigen. Kommt er bei den Katalanen nicht in Schwung, könnte der 80-Millionen-Mann schneller zu Ajax zurückkehren, als ihm lieb ist.

 

Jakob Faber

Suarez macht einen ungeheuren Vorschlag

Dieser Verantwortung konnte der Uruguayer aber nicht immer gerecht werden. Suarez ist kein normaler Spieler. Er denkt anders, als man es vom Kapitän eines so renommierten Klubs wie Ajax Amsterdam erwarten würde.

Das beweist eine Geschichte aus seiner demnächst erscheinenden Autobiographie "Crossing the Line: My Story“, die dem britischen "Guardian“ vorab vorliegt. Darin erzählt Suarez, wie er vor dem letzten Spiel der Saison 2009/10 den Ajax-Verantwortlichen vorschlug, den Spielern von NAC Breda eine finanzielle Belohnung auszusprechen, sollten sie gegen Titel-Konkurrent Twente Enschede einen Sieg einfahren.

Die Vereinsfunktionäre konnten nicht fassen, was ihr Kapitän ihnen gerade unterbreitet hatte. „Nein, nein, nein! Bist du verrückt, Luis? Erwähne so etwas nie wieder. In den Niederlanden machen wir so etwas nicht.“

Schlägerei mit einem Mitspieler

Am Ende gewannen sowohl Twente als auch Ajax ihre letzten Saison-Partien. Damit wurde der Klub aus Enschede Meister, den Amsterdamern blieb nur der Vize-Titel. „Für meinen Geschmack waren alle viel zu entspannt“, schreibt ein enttäuschter Suarez.

Dieser Vorfall war nicht der einzige, mit dem Suarez für (Negativ-)Schlagzeilen sorgte. Nur wenige Monate nachdem er um 7,5 Mio. Euro von Groningen zu Ajax wechselte, lieferte er sich im November 2007 mit Mitspieler Albert Luqe in einer Halbzeitpause eine Schlägerei.

Trainer Henk ten Cate musste beide Streithähne auswechseln, was dazu führte, dass Ajax das Spiel die letzten 20 Minuten zu zehnt zu Ende spielte. Das Auswechselkontingent war nach der Verletzung eines Mitspielers bereits erschöpft.

Der Kannibale von Amsterdam

Die größte Aufregung gab es aber kurz vor seinem 26,5-Mio-Euro-Wechsel zu Liverpool im November 2010. Damals tat Suarez erstmals das, wofür er vier Jahre später bei der WM in Brasilien zum umstrittensten Fußballer der Gegenwart wurde: Er biss einen Gegenspieler.

Beim Liga-Schlagerspiel gegen PSV Eindhoven schnappte der „Vampir“ kurz vor Abpfiff inmitten eines Gerangels zu. Opfer des Bisses war PSV-Mittelfeldspieler Otman Bakkal. Zwar wurde die Aktion vom Schiedsrichter übersehen, doch nachträglich sperrte der niederländische Verband den „Kannibalen von Ajax“ (De Telegraaf) für sieben Pflichtspiele.

Die Sätze, die Suarez nach der zweifelhaften Aktion abgab, kommen einem bekannt vor. „Meine Reaktion war falsch. Sie steht nicht für das Image, das ein Klub wie Ajax verkörpert. Als Kapitän muss ich ein besseres Beispiel abgeben“, erklärte der Torjäger reumütig.