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Schlüsselduelle: Bayern "überflügelt" Real

Schlüsselduelle: Bayern

"Ribéry ist der stärkste Bayern-Spieler bisher. Er ist ja kaum zu bremsen, Franck sprüht vor Energie, ist fast übermotiviert."

FCB-Trainerlegende Ottmar Hitzfeld erkannte schon zur Halbzeit, wer der Schlüssel zum Erfolg über Real Madrid ist, sollte es am Ende tatsächlich einer werden.

Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:0 - erzielt natürlich von Franck Ribéry (18.).

Der Franzose, überhaupt in dieser Saison der überragende Bajuware, zeigte eines seiner besten Spiele im roten Trikot und war nicht nur aufgrund seines Treffers maßgeblich daran beteiligt, dass die Bayern am Ende als 2:1-Sieger vom Platz gingen.

Neben dem 28-Jährigen gab es aber auch noch andere Matchwinner.

Mario Gomez zum Beispiel. Oder Philipp Lahm. Und erfreulicherweise auch ÖFB-Talent David Alaba.

LAOLA1 zeigt die Schlüsselduelle des Champions-League-Halbfinal-Hinspiels und veranschaulicht, warum es über die Flügel entschieden wurde.

RIBERY vs. ARBELOA

2010 verpasste der Franzose das CL-Finale wegen einer dummen Roten Karte im Halbfinale gegen Lyon. Bayern-Coach Jupp Heynckes befürchtete deshalb vor dem Showdown gegen Real, dass sein Mittelfeldstar erneut etwas zu motiviert sein könnte. Schließlich wollte Ribéry einiges gut machen. "Ich spüre natürlich die Spannung. Es ist auch sein großer Traum, im Finale zu stehen", erklärte Heynckes. Der 66-Jährige konnte aber nach den ersten 90 Minuten des CL-Halbfinales ganz beruhigt sein: Ribéry hatte nicht nur sich, sondern auch Gegenspieler Arbeloa absolut im Griff. Der 28-Jährige war kaum zu halten, erzielte das wichtige 1:0 und wirbelte die Abwehr der Spanier ein ums andere Mal durcheinander. Überhaupt war dieses Duell das beste Beispiel dafür, warum sich Bayern den Sieg über die Flügel erkämpfte.

ALABA vs. DI MARIA/RONALDO

Problemzone Linksverteidiger? Seit David Alaba Gras von gestern. Das 19-jährige ÖFB-Ausnahmetalent zeigte gegen Real, dass er auch auf Weltklasseniveau mehr als mithalten kann. "David hat in der zweiten Halbzeit immer freier und immer selbstbewusster gespielt", lobte Heynckes und sprach damit unter anderem die Szene an, als er Superstar Ronaldo frech vom Ball trennte (Video). Heynckes weiter: "Es ist außergewöhnlich, dass so ein junger Spieler eine solche Entwicklung genommen hat. Er ist sehr ehrgeizig und lebt für den Fußball." Über weite Strecken hatte es Alaba mit Di Maria zu tun, den er ebenfalls kaum zur Entfaltung kommen ließ. Darüber hinaus klappte die Abstimmung mit Ribéry, dem er immer wieder den Rücken freihielt, wie in den Wochen zuvor hervorragend. Auch Hitzfeld adelte den Youngster: "Er ist ein fantastischer Spieler." (hier geht's zur Story)

LAHM vs. RONALDO/COENTRAO

Lahms Vorstoß in der 90. Minute war sinnbildlich für den gesamten Spielverlauf. Der Bayern-Kapitän ließ Fabio Coentrao mit einer Körpertäuschung aussteigen und lieferte mit einem perfekten Stanglpass den Assist zum 2:1-Siegtreffer. Überhaupt war Reals Linksverteidiger an diesem Tag weitestgehend überfordert. Robben und Lahm hatten immer wieder Überzahl, weil Superstar Ronaldo zu wenig nach hinten arbeitete. Coentrao sah deshalb oft nicht gut aus und bekam von der "Marca" die schlechteste aller Noten (1 von 10). Real-Coach Jose Mourinho sah es naturgemäß anders: "Er hat ein gutes Spiel gemacht. Er hatte eine schwierige Aufgabe und hat diese erfüllt. Andere Spieler machen in anderen Spielen auch Fehler und über die wird nicht gesprochen." Pikantes Detail am Rande: Die Bayern buhlten monatelang um Coentrao, ehe der sich für Madrid und gegen München entschied. In der spanischen Hauptstadt wurde der Portugiese, der immerhin stolze 30 Mio. Euro kostete, bislang noch nicht glücklich. Und jetzt könnte er ausgerechnet gegen den FCB zum Sargnagel werden.

GOMEZ vs. PEPE/RAMOS

Jupp Heynckes ist eigentlich kein Trainer, der in der Öffentlichkeit gerne über Personalien diskutiert. Weder im negativen, noch im positiven Sinne. Umso größer ist wohl der Stellenwert für Mario Gomez, als er seinen Coach Folgendes sagen hörte: "Neben Ribéry war er der beste Spieler für mich. Mario hat insgesamt ein klasse Spiel gemacht. Er war läuferisch stark, hat den Ball gut gehalten, ist in die Zweikämpfe gegangen." Und er hat in der 90. Minute den 2:1-Siegtreffer erzielt. Gomez widerlegte gegen Real Aussagen der vielen Kritiker, die ihm ein starres, bewegungsarmes Torjägerspiel vorwerfen. Der 26-Jährige, der seinen 40. Pflichtspieltreffer für die Bayern in dieser Saison erzielte, lief sich immer wieder von Pepe und Ramos frei und war oft anspielbar. Außerdem arbeitete er fleißig nach hinten und eroberte viele Bälle. Einziger Kritikpunkt: Gomez hätte schon in Minute 71 eine Großchance verwandeln müssen.

KROOS vs. KHEDIRA

Toni Kroos wurde bei der Generalprobe gegen Mainz so wie Lahm, Ribery und Gomez geschont. Wie wichtig der 22-Jährige für den FC Bayern ist, zeigte er gegen Real. Kroos luchste DFB-Teamkollege Sami Khedira nicht nur ein Mal den Ball ab und leitete mit seiner Übersicht immer wieder brandgefährliche Konter ein. Außerdem bereitete er mit seiner Ecke das 1:0 vor. Je länger das Spiel dauerte, umso stärker wurde der begnadete Techniker. Für viele war er überhaupt der heimliche "Mann des Spiels". Erst als er auf die "6" rückte, weil Thomas Müller ins Spiel kam, agierte Kroos unauffälliger. Trotzdem blieb er klarer Punktsieger gegen Nationalteam-Kollege Khedira. Die Bayern reisen also mit einem 2:1 zum Rückspiel (25. April) nach Madrid. Dort gab es bislang allerdings noch nicht viel zu holen: In sechs Begegnungen setzte es vier Niederlagen bei zwei Siegen. "Wir haben nun eine gute Ausgangsposition. Aber klar ist auch, dass im Bernabeu ein anderer Wind wehen wird", weiß Müller, was den FCB in einer Woche erwartet.

Kurt Vierthaler