LAOLA1: Du hast ja schon nach dem Porto-Spiel angesprochen, dass die Konzentration, die ein Champions-League-Spiel fordert, noch einmal eine andere ist, als die in einer Meisterschaftspartie.

Ortlechner: Ja, aber da gelingt es einem auch leichter, weil das Spiel eine Bedeutung hat. Drei Tage später hast du „nur“ ein Ligaspiel. Und da fängt es ja schon an, wenn man so zu denken beginnt. Dann hast du genau diese Phasen… Ich sage nur Grödig. Ich behaupte, wir haben Grödig in der ersten Hälfte an die Wand gespielt. Aber wir gehen zweite Hälfte raus, kassieren aus drei Weitschüssen drei Gegentore und verlieren die Partie noch. Das ist das Bittere momentan. Wir werden für kleine Fehler bestraft und kriegen die Rechnung präsentiert. Aber diese Phase müssen wir durchstehen. Und gerade da müssen wir in den Ligaspielen versuchen, den Konzentrationspegel noch mehr hochzuschrauben. Aber wie gesagt: Da ist jeder selbst gefordert. Da können dir kein Mitspieler, kein Trainer und keine Frau daheim helfen. Genau das ist die Challenge, die die großen Mannschaften seit Jahren bestehen. Ein Philipp Lahm spielt seit Jahren konstant auf hohem Niveau – der schafft das im Drei-Tage-Rhythmus. Deswegen ist er auch ein Top-Spieler in einer Top-Mannschaft. Und deswegen verdient er auch eine Top-Gage.

LAOLA1: Eventuell ist es ja auch das Lehrgeld, das ihr zahlen müsst. Die wenigsten von euch waren schon in dieser Situation. Philipp Lahm ist das am Anfang seiner Karriere vielleicht auch schwerer gefallen als jetzt.

Ortlechner: Nein, das sehe ich nicht so. Ich bin seit fünf Jahren bei der Austria und zum dritten Mal in einer internationalen Gruppenphase. Man kann also nicht sagen, wir zahlen Lehrgeld. Das stimmt nicht! Und für Leute wie beispielsweise Markus Suttner, Heinz Lindner und Tomas Jun ist das auch kein Neuland. Für den einen oder anderen stimmt das wiederum schon.

LAOLA1: „In der einen Woche sind sie Helden, in der nächsten Versager – das ist für sie schwer zu verarbeiten.“ Auch das hat Bjelica nach dem Spiel gesagt.

Ortlechner: Da merkt man, dass es anscheinend an dem krankt. Anscheinend bringen wir das momentan nicht zusammen. Wie kannst du dir sonst erklären, dass wir Grödig in der ersten Hälfte an die Wand spielen und in der zweiten Hälfte macht es einen Knacks und es läuft nicht mehr so? Unter der Woche bringen wir gegen Porto eine Top-Leistung und drei Tage später haut es wieder nicht so hin. Aber es stimmt sich grundsätzlich positiv, dass die Qualität vorhanden ist. Es geht ja nur darum, wie man sie im Drei-Tages-Rhythmus abruft. Der Kader ist auf einem tollen Niveau. Vorausgesetzt, alles gehen an ihre Leistungsgrenze. Wenn wir nicht am Limit spielen, haben wir gegen jeden Probleme.

LAOLA1: Das hat ja Peter Stöger in der Meistersaison nicht nur einmal betont.

Ortlechner: Richtig. Das vergessen ja die meisten. Der Meistertitel ist ein Mantel, der vieles, das nicht so gut funktioniert hat, umhüllt. Auch letzte Saison hatten wir Spiele, wo wir nicht an unsere Leistungsgrenze gegangen sind. Und da waren wir schlecht.

LAOLA1: Kommen wir noch ganz kurz zu Zenit St. Petersburg.

Ortlechner: Entscheidend ist, dass jeder diese Woche ganz gut verdaut und die richtigen Schlüsse daraus zieht. Wir müssen das Niveau abrufen, auf dem wir gegen Porto gespielt haben. Wir werden wieder auf einen sehr, sehr starken Gegner treffen. Zenit überzeugt auch in der Liga – für die ist Krise ein Fremdwort. Wir dürfen aber den Glauben nicht verlieren und müssen uns gegenseitig unterstützen. Nachdem die Mannschaft aber eh einen tollen Charakter hat, sehe ich da keine Gefahr. Wir haben viele positive Typen in der Truppe. Es kommen sicher wieder andere Zeiten.


Das Gespräch führte Harald Prantl