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Heynckes: Jubel, Trubel und Ärger mit dem BVB

Heynckes: Jubel, Trubel und Ärger mit dem BVB

Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist, lautet ein Sprichwort.

Auf Jupp Heynckes trifft das zu, wenngleich wohl nicht ganz freiwillig.

Seit 16. Jänner weiß der Trainer-Routinier, dass er mit Saisonende den FC Bayern München verlassen muss und durch Barcelonas Josep Guardiola ersetzt wird.

Die Erfolgsgeschichte schrieb der Trainer mit Ablaufdatum trotzdem, nach dem überlegenen Meistertitel führte Heynckes die Bayern am Samstag zum Triumph in der Champions League.

Er übergibt eine "perfekt funktionierende Mannschaft" und hat am kommenden Samstag mit dem Finale im DFB-Pokal in Berlin gegen den VfB Stuttgart sogar die Chance auf das historische Triple.

"Shaqiri hat mir einen mitgegeben"

Für einen kurzen Moment musste man sich um Heynckes am Samstagabend ein wenig Sorgen machen.

Dreimal warfen die Münchner Profis ihren immerhin schon 68-jährigen Trainer in die Luft, die wilden Jubelarien mit dem Champions-League-Pokal auf dem Rasen des Wembleystadions gingen nicht ohne kleinere Schrammen ab.

"Es brechen alle Dämme, Emotionen werden freigemacht, die Spieler herzen einen. Man muss aufpassen - Shaqiri hat mir einen mitgegeben auf die Wange", schilderte Heynckes das ausgelassene Treiben nach dem Last-Minute-Sieg gegen Borussia Dortmund.

Heynckes muss wieder gehen

15 Jahre nach dem Triumph mit Real Madrid gewann er kurz vor seinem erwarteten Karriereende noch einmal die Champions League.

Heynckes ist erst der vierte Trainer, der die Königsklasse im europäischen Fußball mit zwei Vereinen gewann.

Den Anfang machte Österreichs Trainerlegende Ernst Happel (1970 Feyenoord Rotterdam, 1983 Hamburger SV), danach folgten Ottmar Hitzfeld (1997 Dortmund, 2001 Bayern) und Jose Mourinho (2004 FC Porto, 2010 Inter Mailand).

"Das ist natürlich ein Höhepunkt in einer Trainerlaufbahn, wenn man die Champions League zum zweiten Mal gewinnt oder dreimal teilnimmt und dreimal ins Endspiel einzieht und zweimal gewinnt", resümierte er stolz.

Übrigens musste Heynckes auch nach dem Triumph mit Real 1998 die "Königlichen" verlassen.

Das Triple im Visier

Auf der Siegesfeier tanzte der väterliche Coach sogar in der Nacht zum Sonntag kurz mit auf der Bühne im Kreise seiner Spieler, mit denen er nun in seinem allerletzten Spiel als ihr Chef unbedingt Historisches schaffen möchte, nämlich das Titel-Triple.

"Unser Weg ist noch nicht zu Ende", mahnte er darum umgehend. Ab Dienstag müsse wieder trainiert werden für das Pokalfinale gegen Stuttgart.

"Wir wollen gewinnen. Danach können die Spieler alles machen", erklärte Heynckes.

"Könnte neues Barcelona werden"

Er will als historischer Triumphator die Bayern verlassen und seinem Nachfolger das größtmögliche Erbe hinterlassen.

Die Messlatte hat Heynckes hochgelegt für Guardiola, der mit dem FC Barcelona Titel an Titel reihen und Europas Fußball dominieren konnte.

"Pep Guardiola übernimmt eine perfekt funktionierende Mannschaft, die das neue Barcelona werden könnte", sagte Heynckes: "Es ist gut möglich, dass man mit gezielten Einkäufen eine neue Ära in Europa schaffen kann."

Dortmund sauer auf Heynckes

Mario Götze kommt bekanntlich aus Dortmund, und als zweiter BVB-Star werde auch Robert Lewandowski "nicht mehr lange auf sich warten lassen", verriet Heynckes.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke reagierte erbost auf die Aussagen. "Jupp Heynckes sollte sich da raushalten und sich auf die Mannschaftsaufstellung für nächsten Samstag konzentrieren", sagte Watzke am Sonntag.

Und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, wie nah Jupp Heynckes am Management des FC Bayern ist. Aber wenn die Bayern Lewandowski wirklich haben wollen, wäre es gut, wenn auch wir davon erfahren."

Lewandowskis Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2014. Der polnische Nationalspieler hatte jedoch mehrfach erklärt, den Verein verlassen zu wollen.

Keine Ausstiegsklausel

Da der Topstürmer im Gegensatz zu BVB-Teamkollege Götze keine Ausstiegsklausel besitzt, könnten die Westfalen auf einen Verbleib Lewandowskis bis Ende der kommenden Saison pochen.

In diesem Fall würde der Borussia zwar eine üppige Ablösesumme von geschätzten 25 Millionen Euro entgehen, aber die mühselige Suche nach gleichwertigem Ersatz vorerst erspart bleiben.

"Bei einem Verbleib von Robert steigt die Wahrscheinlichkeit, sich wieder für die Champions League zu qualifizieren", hatte Watzke schon vor Monaten argumentiert.

Zudem sind die Dortmunder nach dem Transfer-Coup mit Götze noch immer schlecht auf die Münchner zu sprechen.