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Franck Ribery fühlt sich von Frankreich allein gelassen

Franck Ribery fühlt sich von Frankreich allein gelassen

Wenn das Champions-League-Viertelfinale zwischen Olympique Marseille und Bayern München (LIVE ab 20:15 Uhr bei rantv) angepfiffen wird, steht vor allem ein Spieler im Fokus: Franck Ribery

Der Franzose schnürte vor seinem Wechsel zu den Bayern zwei Jahre lang für „OM“ die Schuhe und hat seither noch nie gegen seinen alten Klub gespielt.

Überhaupt ist der 28-Jährige erst ein einziges Mal gegen Marseille aufgelaufen.

In der Saison 2004/2005, also vor seinem Wechsel zu Marseille, im Dress des FC Metz.

Marseille als Sprungbrett

Dies sei schon „ein bisschen komisch“ gesteht der Franzose, fügt aber auch gleich hinzu, dass „er sich freue, nach Marseille zurückzukehren.“

Ribery warnt aber auch davor, die in der Liga strauchelnden Franzosen zu unterschätzen:

„Das ist Champions League. Das ist eine andere Situation.“

Bei Olympique wurde Ribery zu dem Spieler, der er heute ist.

Er stand zweimal im Pokalfinale und erzielte in 60 Ligaspielen elf Tore.

Als er 2007 für 25 Millionen Euro zu den Bayern wechselte, wurde er sogar zu Frankreichs Fußballer des Jahres gewählt.

Er hat Marseille viel zu verdanken und weiß das auch selbst: „Meine zwei Jahre in Marseille waren sehr wichtig. Ich bin jetzt bei Bayern wegen dem, was ich in Marseille geleistet habe.“ Er macht sich jedoch keine Illusionen, was die Reaktionen der Fans betreffen.

Im Nationalteam läuft es für Ribery nicht rund

Knackpunkt WM 2010

In der Tat hat sich der Rechtsfuß im Nationalteam in letzter Zeit nicht mit Ruhm bekleckert. Man denke nur an das Auftreten der Franzosen bei der Weltmeisterschaft 2010.

Der 28-Jährige wurde dort als einer der Rädelsführer gebrandmarkt. Weder die Medien noch die Öffentlichkeit in Frankreich haben ihm das bisher verziehen.

Der Außenbahnspieler selbst ist von seinem Image in Frankreich genervt: „Viele Leute, vor allem die TV-Experten, sind nachtragend. Sie verzeihen mir nichts.“

Ribery ist „Wohlfühlspieler“

Jupp Heynckes kennt den Grund, weshalb Riberys Leistungen im Verein und in der Nationalelf so divergieren. “Franck ist ein „Wohlfühlspieler“. Er merkt, dass ihm in Frankreich die Menschen nicht vertrauen, deshalb spielt er für das Nationalteam nicht so gut, wie für uns“, ist sich der Bayern-Coach sicher.

Sagnol, mittlerweile Sportdirektor im französischen Verband, formuliert es etwas pathetischer: „Franck braucht die Liebe der Leute, um sein Bestes zu bringen. Die Fans und der Vorstand in München haben ihm viel Liebe gegeben. Anders die Franzosen, deshalb ist er nicht so frei, wenn er für Frankreich spielt.“

Ribery sieht das Spiel deshalb auch als Chance. „Ich möchte in Frankreich wieder beliebt werden. Das Spiel in Marseille kann mir vielleicht dabei helfen“, so der Familienvater.

Alaba und Ribery verstehen sich blendend

In München zur Weltklasse

Überhaupt sehnt sich der Franzose nach internationalem Erfolg und Anerkennung. Bei den Bayern gewann der Nationalspieler zweimal das Double und reifte zum Weltklassespieler.

„Bayern und Ribery passen einfach perfekt“, weiß auch Sportdirektor Christian Nerlinger. Ein internationaler Titel fehlt ihm jedoch noch. 2010, als die Bayern im Champions League Finale standen, war er sogar zum Zuschauen verdammt.

Der Mittelfeldspieler hatte im Halbfinale gegen Lyon nach einem unnötigen Tritt die Rote Karte gesehen.

Befürchtungen, dass er gegen seinen Ex-Klub wieder übermotiviert ist und auf dem Platz den Kopf verliert, sind naheliegend. Denn es fällt ihm schwer, seine Emotionen auf dem Platz zu kontrollieren, zumal er mit seinen vielen Dribblings oft den Zweikampf sucht.

Wochen der Wahrheit

Doch Ribery ist sich bewusst, wie wichtig die kommenden Wochen werden. Im Optimalfall kann er mit den Bayern zum dritten Mal die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewinnen, und dann im eigenen Stadion die Champions League.

Zudem will er bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine die „Grande Nation“ zum Sieg führen.

Ambitionierte Ziele, aber Ribery will endlich zu den ganz Großen gehören, und dazu gehören nun mal internationale Titel.

„Ich will den ganz großen Sprung schaffen und versuchen, alles zu gewinnen. Sowohl mit den Bayern als auch mit der Nationalelf“, tönt der Franzose selbstbewusst.

Erst muss er jedoch im „Stade Velodrome“ bestehen, wo er gegen seinen alten Klub und 60.000 Zuschauer zeigen muss, dass er wirklich zu den Besten der Welt gehört.

 

Fabian Santner