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Zehn Gebote für Rapids Aufstieg in CL-Gruppenphase

Zehn Gebote für Rapids Aufstieg in CL-Gruppenphase

Es geht ans Eingemachte!

90 oder möglicherweise auch 120 Minuten entscheiden im ukrainischen Lviv über Rapids Herbst-Planung.

Die Ausgangsposition gegen Shakhtar Donetsk ist nach dem 0:1 in Wien bekannt.

Noch darf vom Aufstieg in die Gruppenphase der Champions League geträumt werden. Als Trostpflaster bliebe der Umstieg in die Europa League.

"Wir haben nichts zu verlieren und können alles gewinnen. Ich glaube an das Wunder und hoffe, dass wir es schaffen", traut Trainer Zoran Barisic seiner Mannschaft den ganz großen Coup zu.

Optimierungen müssen vorgenommen werden. Details könnten über den Aufstieg oder das Scheitern entscheiden.

Deshalb hat LAOLA1 zehn Gebote, die es für Rapid zu erfüllen gilt, um in die Gruppenphase der Könisgklasse einzuziehen:


  • Ihr sollt an die Sensation glauben

Aufgegeben wird nur ein Brief. Rapids Fokus liegt auf dem Rückspiel, geschlagen gibt man sich noch nicht. Der Glaube prägte die Mannschaft ohnehin schon in der bisherigen Saison und soll auch nun ausschlaggebend für eine denkwürdige CL-Schlacht werden. „Wir geben überhaupt nicht auf. Wir werden alles dafür geben, vielleicht das Unmögliche noch zu schaffen und in die Champions League zu kommen“, gibt Kapitän Steffen Hofmann die Marschroute vor. Auch wenn die Ausgangsposition durch das 0:1 im Heimspiel noch schwieriger geworden ist, überwiegt sowohl im Team als auch im Umfeld die Zuversicht. „Wir fahren dorthin und ich denke, dass wir nach wie vor Chancen besitzen, das zu schaffen. Unser Motto lautet: Wir haben alles zu gewinnen!“, meint Sportdirektor Andreas Müller. Wäre dieser Optimismus nicht gegeben, hätte Rapid erst gar nicht nach Lviv fliegen brauchen.

  • Ihr sollt euch offensiv mehr zutrauen

„Sehr organisiert“, beschreibt Hofmann Rapids Leistung im Hinspiel. Die Grün-Weißen waren auf Kompaktheit gedrillt. Vorsicht war angebracht, da jeder Fehler wohl eiskalt bestraft werden würde. Das hemmte jedoch die Offensivbemühungen. „Wir haben viel Ballbestz gehabt, aber nach vorne hat ein bisschen gefehlt, auch von mir“, gibt sich Stürmer Robert Beric selbstkritisch. Auch Müller schlägt in diese Kerbe: „Was ich mir wünsche, ist, dass wir noch ein paar Prozent mehr an Mut und Risiko im Offensivspiel haben, damit wir dann auch die Tore machen können, die nötig sind, um in die Gruppenphase der Champions League aufzusteigen.“ Zwar fand Rapid wie gewohnt Chancen vor, oftmals wurde das Spiel jedoch verschleppt, der Sicherheits-Pass anstelle des öffnenden Überraschungs-Zuspiels gewählt. "Es wird nicht genügen, nur hinten zu warten. Wir müssen auch nach vorne etwas tun", gibt Barisic vor. Im Rückspiel gilt es zu koordinieren, trotz mehr Offensivdrang nicht an Kompaktheit zu verlieren.

  • Ihr sollt den Ball mehr laufen lassen

Mit so viel Ballbesitz hätte Rapid gegen Shakhtar wohl gar nicht gerechnet. Trotzdem litt das Kombinationsspiel an der fehlenden Bindung zwischen den unterschiedlichen Mannschaftsteilen. „Ich hätte lieber gehabt, dass wir den Ball noch mehr zirkulieren lassen“, kritisierte Barisic nach den ersten 90 Minuten des Playoff-Duells. Das schnelle, sichere Kombinationsspiel macht Rapid normalerweise stark, dazwischen werden Spielverlagerungen mit weiten Wechselpässen erzwungen. Davon soll es in Lviv mehr geben, um den Gegner noch mehr unter Druck zu setzen. Entscheidend wird sein, dass sich die zentralen, defensiven Mittelfeldspieler nicht beide zu weit zurückziehen und somit in der Spieleröffnung nach vorne fehlen.

  • Ihr sollt von Anfang an konzentriert sein

Eine verschlafene Anfangsphase wäre wohl das Todesurteil. Die Konzentration muss vom Punkt weg gegeben sein, um nicht erst mit Fortlauf der Partie hineinzufinden. Aus Spielen wie gegen Ajax Amsterdam daheim oder den WAC hat man gelernt. „Es kommt wieder auf Details an. Wir dürfen uns sicherlich keine Fehler erlauben, sondern müssen sehr konzentriert sein“, mahnt auch Müller. Im Hinspiel zeigte man sich von der ersten Minute an fokussiert und ließ keine anfängliche Druckphase der Gäste zu. Gut möglich, dass die Ukrainer daheim in den ersten Minuten mehr aufs Gas drücken. "Ich erwarte einen Gegner, der von Beginn an Druck machen wird", ist sich Barisic sicher. Für diesen Fall muss Rapid gewappnet sein.

  • Ihr sollt Shakhtar die Schneid abkaufen

"Vor allem die Brasilianer sind individuell extrem stark. Doch wenn man ihnen ein bisschen auf die Fersen steigt, können sie schon einmal die Lust auf den Fußball verlieren“, merkte schon Dynamo-Kiew-Legionär Aleksandar Dragovic im Vorfeld des Hinspiels an. Wahre Worte, die Rapid in Wien beherzigte. Vom teils überharten Einstieg Shakhtars ließen sich die Grün-Weißen nicht anstecken, suchten indes die Zweikämpfe und standen ihren Gegenspielern sprichwörtlich auf den Zehen. Ein entscheidender Faktor, um den Kontrahenten nicht ins Spiel kommen zu lassen. Sobald der Gegner zu zweifeln beginnt, hat Rapid alles richtig gemacht. Die breite Brust aus den bisherigen internationalen Auftritten wird ihr übriges dazu beitragen.

  • Ihr sollt die Seiten zumachen

Während es etwa in der Bundesliga gegen RB Salzburg gilt, die Zentrale so dicht wie möglich zu halten, steht gegen Shakhtar vor allem die Arbeit auf den Flügeln im Vordergrund. Die quirligen Offensivspieler Taison, Marlos sowie der zentrale Drahtzieher Alex Teixeira müssen in ihrem Radius eingeschränkt werden. Dies gelingt nur mit einer mannschaftlich geschlossenen Defensivleistung. Barisic‘ Konzept, die Räume eng zu machen, die Gegenspieler zu doppeln und sich gegenseitig zu unterstützen griff im Hinspiel schon ganz gut. Aber Vorsicht: Als Donetsk zum ersten Mal auf der linken Seite durchkam, folgte der Führungstreffer. Es kommt vor allem auf die Arbeit von Florian Kainz, Louis Schaub oder Philipp Schobesberger an, trotz aller Offensivbemühungen auch hinten die Räume dicht zu machen. Gelingt das, kann man die Shakhtar-Stars im Zaum halten.

  • Ihr sollt Shakhtars fehlenden Heimvorteil ausnützen

Glaubt man Medienberichten, wird das EM-Stadion von Lviv gegen Rapid möglicherweise sogar ausverkauft sein. Verschenkte Karten sollen es möglich machen. Das soll aber nichts daran ändern, dass es sich für Donetsk um kein richtiges Heimspiel handelt. Die militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine führten dazu, dass Shakhtar bereits seit über einem Jahr seine Spiele 1.000 Kilometer von der Heimat entfernt bestreiten muss. Bei weitem nicht alle Fans, die Spiele in der Donbass-Arena besuchen würden, pilgern im Durchschnitt jede zweite Woche nach Lviv, um ihr Team zu sehen. Vielmehr sind es fußballinteressierte Ukrainer, die das Stadion füllen. Daran sollte normalerweise der Support leiden. Gut möglich also, dass die rund 1.000 mitgereisten Rapid-Fans in der 35.000-Zuschauer-Arena den Ton angeben.

  • Ihr sollt geduldig sein

Erst beim 3:0 gegen Grödig bewahrheitete sich, dass Geduld ein wichtiges Gut ist. Trotz 0:0 zur Pause verzagte man nicht, spielte ruhig weiter und wartete auf seine Chancen, die sich schlussendlich boten. Das war auch schon gegen Ajax wichtig und kann auch im Rückspiel gegen Shakhtar entscheidend werden. „Defensiv haben sie schon ihre Schwächen gehabt“, meint Stephan Auer und weiß, dass es diese auszuloten gilt. Der so wichtige Führungstreffer, der zumindest für die Verlängerung reichen würde, muss nicht in den ersten 45 Minuten fallen, auch nicht in den ersten 75. So lange die Null steht, gibt es keinen Grund zur Panik. Diese Geduld ist einer der Erfolgsfaktoren für Rapids eindrucksvolle Serien und soll auch gegen Shakhtar der Schlüssel zum Aufstieg werden.

  • Ihr sollt eure Chancen nützen

„Die Mannschaft muss aus dem ersten Spiel aus gewissen Dingen lernen. Ich denke, dass Shakhtar in Lviv ähnlich spielen wird wie bei uns. Wir haben im Spiel sicherlich die Möglichkeiten, wir müssen sie nützen“, prophezeit Müller. Im Hinspiel wurden gute Möglichkeiten ausgelassen. Im Besonderen sei die Chance von Florian Kainz hervorgehoben, dessen Ball „Hexer“ Andriy Pyatov sensationell parierte. Auch Hofmann meint deshalb: „Jetzt müssen wir so eine Chancenverwertung haben, wie wir sie in Amsterdam gehabt haben.“ Dass Rapid eiskalt sein kann, bewiesen die Grün-Weißen im Auswärtsspiel bei Ajax, als man drei von vier Möglichkeiten im gegnerischen Tor unterbrachte. „Da geht es oft um Zentimeter. Da redet man nicht immer von Qualität, das ist auch ein bisschen Glück“, weiß Abwehrchef Mario Sonnleitner. Fakt ist: Rapid braucht Tore, ohne ist der Aufstieg nicht möglich.

  • Ihr sollt nie aufgeben

Elf Freunde müsst ihr sein! Das zeichnet Rapids Mannschaft im Jahr 2015 aus. Auch der Wille und der hundertprozentige Einsatz sind Eigenschaften, die aus den Hütteldorfern das machten, was sie heute sind. „Mit diesem unbändigen Willen, den wir zuletzt immer gezeigt haben, werden wir auch in dieses Spiel gehen“, verspricht Hofmann und nimmt seine Mitspieler in die Pflicht. Obwohl die Mannschaft stolz auf das bisher Geleistete sein kann, hat man noch nichts erreicht. „Wir wollen mehr. Die Mannschaft ist sehr hungrig, diese Saison wirklich etwas Großartiges zu leisten“, weiß Müller und glaubt an die Aufstiegschance gegen Shakhtar Donetsk. Befolgt Rapid die zehn Gebote, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.


Alexander Karper