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Guardiola: "Ich habe mich vertan"

Guardiola:

Die Momente, in denen keiner die Bayern-Profis auf dem Feld um ihre Aufgabe beneidet, waren in den vergangenen Monaten rar gesät.

Zumindest bis zu diesem Dienstag-Abend. Während der 90 Minuten im Heimspiel gegen Real Madrid (0:4) wollte schon nach wenigen Minuten niemand, der nicht masochistisch veranlagt ist, in der Haut von David Alaba und Co. stecken.

„Bayern verdroschen!“, titelte die „Bild“. Die „FAZ“ meinte: „Guardiola erlebt sein spanisches Wunder.“

Erinnerungen an Istanbul

Es war ein Debakel, das der Titelverteidiger zu verdauen hatte. Nach 20 Minuten war alles geklärt. Die Spannung war weg und sogar die Hoffnung gestorben. Zwei Standardsituationen, zwei Mal Sergio Ramos, zwei Tore.

Nur Carlo Ancelotti, der es als Trainer somit zum vierten Mal in seiner Karriere ins Finale der „Königsklasse“ geschafft hat, war sich auch 14 Minuten später, als Cristiano Ronaldo auf 3:0 stellte, noch nicht so sicher.

„Da waren wir auf dem richtigen Weg, aber das Spiel war noch nicht zu Ende. Ich kann mich erinnern, dass ich einmal ein Finale verloren habe, in dem wir 3:0 in Führung waren“, so der Italiener. Aber München war an diesem Abend nicht Istanbul und die Bayern nicht Liverpool.

„Das war unser bestes Spiel“

„Wir haben ein Stück zu wenig Leidenschaft in die Waagschale gelegt, um den Gegner in Probleme zu bringen. Real hat uns unsere Grenzen aufgezeigt“, stellte Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef der Bayern, fest.

Dass es eine außergewöhnliche Leistung war, die seine Madrilenen an diesem Abend geboten hatten, war auch Ancelotti klar: „Ich denke, das war unser bestes Spiel. Das Ergebnis ist überraschend, eines, das man nur mit einer perfekten Performance erreichen kann.“

 Entsprechendes Selbstvertrauen hatten nach dem Schlusspfiff auch die Kicker der „Königlichen“. „Wir haben in den beiden Spielen gezeigt, dass wir besser als die Bayern sind. Aktuell ist kein Team besser als Real Madrid“, war sich Luka Modric sicher.

Dass es ausgerechnet zwei Standardsituationen waren, die die frühe Entscheidung herbeiführten, war für Ancelotti indes keine Überraschung: „Das haben wir trainiert und das hat wirklich gut funktioniert.“

„Ich habe mich vertan“

FCB-Coach Pep Guardiola nahm die Schuld indes auf sich: „Es ist eine harte Nacht für uns, für mich, für die Spieler. Der Grund für die Niederlage ist, dass wir zu wenig mit dem Ball gespielt haben. In Manchester und auch in Madrid haben wir es überragend gemacht, diesmal nicht.“

„Wenn du nicht die Kontrolle über das Spiel hast, hast du keine Chance gegen diese Mannschaft. Wir haben schlecht gespielt, das ist meine Verantwortung, da habe ich mich vertan“, so der Trainer der Münchner.

Ein Wermutstropfen

Für die Bayern war es die höchste CL-Niederlage  ihrer Geschichte – zusammen mit dem 0:4 gegen den FC Barcelona im Viertelfinale 2009. Cristiano Ronaldo durfte sich indes über die CL-Saisontore 15 und 16 freuen, was einen neuen Rekord bedeutet.

„Ich wusste, dass ich nur ein Tor brauche, um die Bestmarke aufzustellen. Aber ich wäre nicht verrückt geworden, wenn es nicht geklappt hätte“, hatte der Portugiese nach seinem Doppelpack leicht reden.

Der Traum von „La Decima“, dem zehnten Titel in der „Königsklasse“ für Real, lebt. Einer wird aber nicht mitwirken können, wenn es um die Realisierung geht – Xabi Alonso.

Der Baske holte sich eine Gelbe Karte ab und verpasst das Endspiel am 24. Mai in Lissabon deswegen. „Er wird uns abgehen“, stellte Ancelotti fest. Es war der einzige Wermutstropfen an einem für die Madrilenen eigentlich perfekten Abend.