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"Das haben der Mannschaft nicht viele zugetraut"

Franco Foda agiert gerne antizyklisch.

Ist seine Sturm-Elf gut in Fahrt, wehrt er sich selbst vor Duellen mit hoffnungslosen Nachzüglern gegen die Favoritenrolle. Kritiker legen ihm dies gerne als Understatement aus.

Ist seine Sturm-Elf weniger gut in Fahrt oder von vornherein krasser Außenseiter, ist von Understatement keine Spur mehr. Als sich die Grazer vor zwei Saisonen für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert hatten, stempelte der Deutsche seine Truppe vor Heimspielen bisweilen zum Favoriten.

Auch vor dem richtungsweisenden Heimspiel gegen den FC Zestafoni spuckte der 45-Jährige ungewohnt große Töne.

Der Mannschaft den Rücken gestärkt

„Ich bin voll überzeugt, dass wir aufsteigen“, garantierte Foda als Konter auf das Krisengerede in Folge der 0:3-Pleite in Kapfenberg und der damit verbundenen Degradierung zum Bundesliga-Schlusslicht im Prinzip das Weiterkommen.

Sturm siegte 1:0, das psychologische Stilmittel des Coaches griff. So sehr er seine Mannschaft sonst am Boden hält, so sehr half es, dass er ihr diesmal den Rücken stärkte.

„Der Trainer wäre falsch am Platz, wenn er das Gegenteil behauptet. Er ist überzeugt, dass die Mannschaft die Qualität hat, dass sie es schaffen kann. So hat er das auch in der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Das ist der richtige Schritt gewesen“, begrüßte Goldtorschütze Roman Kienast die ungewohnte Vorgehensweise seines Übungsleiters.

Auch wenn gerade international mehr als Schadensbegrenzung betrieben wurde, ist die Saison für den regierenden Meister bis zur Zestafoni-Partie nicht gerade nach Wunsch verlaufen. Eine ungewohnte Situation für die zuletzt erfolgsverwöhnten Steirer.

„Wir haben immer an uns geglaubt“

„Wir haben aber in Ruhe weiter gearbeitet, wie wir das bis jetzt immer getan haben, und uns gezielt auf Zestafoni vorbereitet“, ließ sich Foda von den durchwachsenen Leistungen nicht von seinem Kurs abbringen.

„Es wird auf jeden Fall sehr, sehr wichtig sein, dass wir den einen oder anderen Spieler an Land ziehen, weil wir bis zum Winter eine sehr große Belastung haben“, verdeutlicht der Deutsche und rechnet vor:

„Wir haben noch acht Spiele international und zwei im Cup. Plus Meisterschaft werden es 33 Spiele sein. Das heißt, dass wir bis zum Winter praktisch eine komplette Saison absolviert haben werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir nachrüsten.“

„Werden am Ende der Saison ganz vorne dabei sein“

Anders lassen sich etwaige Verletzungsprobleme, wie sie im bisherigen Saisonverlauf auftraten, und das höhere Niveau in der Gruppenphase wohl auch nicht abfedern.

Und auf die Bundesliga will der Titelverteidiger sowieso nicht vergessen. Foda ist sich – ganz ohne Understatement – sicher, dass auch auf heimischem Terrain die Trendumkehr gelingen wird:

„In der Meisterschaft hinken wir noch etwas hinterher, haben dort Punkte verloren. Aber es gibt noch viele Spiele, und ich glaube schon, dass wir am Ende der Saison ganz vorne dabei sein werden.“

Peter Altmann

Gegen die Georgier habe man gesehen, dass seine Elf das 0:3 in Kapfenberg unbedingt wettmachen wollte: „Im Passspiel hat noch nicht alles funktioniert, aber es wurde mit jeder Minute besser. Die Mannschaft kann ja auch Fußball spielen.“

Umso stolzer zeigte sich der Meistertrainer über den geglückten Befreiungsschlag: „Das haben der Mannschaft nicht viele zugetraut, wenn ich die Medien in den letzten Tagen verfolgt habe. Die Mannschaft und wir Trainer haben jedoch immer an uns geglaubt.“

„Dudic zu bringen, war ein gewisses Risiko“

Ebenfalls nur bedingt typisch für Foda war es, dass er mit Milan Dudic einen der beiden jüngst verpflichteten Akteure in einer derart wichtigen Begegnung in die Startelf stellte. Der Deutsche neigt vielmehr dazu, Spielern mit Trainingsrückstand erst die nötige Matchfitness zu verschaffen.

„Diesen Spieler zu bringen, war ein gewisses Risiko. Er hat erst zehn oder elf Tage mit uns trainiert. Ich habe jedoch am Dienstag ein längeres Gespräch mit ihm geführt, in dem er gesagt hat, dass er sich gut fühlt und fit ist“, erzählt Foda, der somit in der Innenverteidigung der Erfahrung des früheren Salzburgers den Vorzug gegenüber Youngster Florian Neuhold gab:

„Milan ist natürlich sehr routiniert. Ich habe darauf gehofft, dass er die fehlende körperliche Fitness mit seiner Routine wettmachen kann. Das ist ihm ganz gut gelungen. Wir waren insgesamt in der Verteidigung sehr stabil, haben wenige Torchancen des Gegners zugelassen. Die Mannschaft freut sich auch sehr, dass sie wieder einmal zu Null gespielt hat.“

„Fürs erste Mal war es ganz gut“

Dudic hat seine Feuertaufe bestanden, Ferdinand Feldhofer möchte nach seiner Verletzung bis zum nächsten Bundesliga-Spiel gegen Rapid bereit stehen: Zumindest in der Abwehr entspannt sich die Personalsituation also langsam.

Thomas Burgstaller war mit der Premiere an der Seite von Dudic nicht unzufrieden: „Fürs erste Mal war es ganz gut. Natürlich gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten, so auch bei uns beiden. Aber es kann etwas werden für die Zukunft.“

„Er war nicht umsonst so lange bei Salzburg, er hat sicherlich Qualität und das gegen Zestafoni teilweise auch gezeigt“, lobte auch Kienast den Serben.

33 Spiele in der Herbst-Saison

Kicker mit der notwendigen Qualität müssen nun auch auf dem Transfermarkt gefunden werden. Zumindest für das zentrale Mittelfeld ist ein Neuzugang laut Foda Pflicht.