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Die Eigenheiten des Champions-League-Finales

Die Eigenheiten des Champions-League-Finales

„Da müssen wir dabei sein!“, meinte Bayern-Boss Uli Hoeneß, als von der UEFA verkündet wurde, dass das Champions-League-Finale 2012 in der Münchner Allianz-Arena stattfindet.

Diesen Spruch hätte das Bayern-Urgestein allerdings schon zum dritten Mal von sich geben können, denn das 20. CL-Finale ist gleichzeitig das dritte, das in München ausgetragen wird.

Finale in Österreich

In der Saison 1992/93 wurde aus dem „Europapokal der Landesmeister“ die Champions League. Schon die Erstaustragung 1993 und das Endspiel 1997 wurden in der bayrischen Hauptstadt entschieden, damals jedoch im Olympiastadion.

Auch Österreich kam bereits zu Final-Ehren: 1995 krönte sich Ajax Amsterdam im Ernst-Happel-Stadion gegen den AC Milan zum Champion.

17 Mannschaften in 19 Endspielen

Die folgende Tabelle zeigt alle Finalisten, inklusive jenen von 2011/12:

Drei Mal kam es im Finale zum Aufeinandertreffen zweier Mannschaften aus dem gleichen Land:

2000 setzte sich Real Madrid im spanischen Endspiel gegen den FC Valencia durch, 2003 war der AC Milan gegen Juventus Turin erfolgreich und 2008 kam es zu einem englischen Duell, das Manchester United gegen den FC Chelsea für sich entschied.

Endspiel „dahoam“                       

Der FC Bayern ist das erste Team, das im eigenen Stadion um den Pokal kämpft. Keinesfalls sind die Münchner aber die erste Mannschaft, die im eigenen Land die Champions League gewinnen kann:

1996 gewann Juventus Turin im Olimpico di Roma das Finale. Nur ein Jahr später setzte sich Borussia Dortmund im Münchner Olympiastadion durch. Im Vorjahr hatte Manchester United die Chance, im Wembley-Stadion den „Heimsieg“ zu feiern, zog aber gegen den FC Barcelona den Kürzeren.

Titelverteidiger im Finale

Der „Fluch des CL-Siegers“ klebte auch heuer auf den Fersen von Barca. Noch nie ist es einem Champion gelungen, seinen Titel zu verteidigen. Bisher stand der amtierende Titelträger vier Mal im Finale:

1995 ließ sich der AC Milan im Endspiel von Ajax Amsterdam entthronen, 1996 scheiterte Ajax an Juventus Turin und 1997 musste sich die „Alte Dame“ den Dortmundern geschlagen geben. 2009 hatte Manchester United die Chance, den Titel zu verteidigen, verlor aber gegen Barca.

Der Pokal ging auch nie zwei Mal hintereinander in das gleiche Land. Heuer ist dies wieder nicht möglich, da im Vorjahr mit dem FC Barcelona eine spanische Mannschaft erfolgreich war.

Vier Titel stehen in der Vita von Marcello Lippi

Die erfolgreichsten Trainer

Mit Marcello Lippi (Juventus) und Sir Alex Ferguson (Manchester United) gibt es zwei Trainer, die bereits vier Mal im Endspiel der Champions League standen und damit Rekordhalter sind.

Sechs Trainer – Ottmar Hitzfeld, Alex Ferguson, Vicente del Bosque, Jose Mourinho, Carlo Ancelotti und Pep Guardiola - haben zwei CL-Titel zu Buche stehen. Zwei von ihnen – Hitzfeld und Mourinho – konnten mit unterschiedlichen Vereinen gewinnen.

Jupp Heynckes könnte am 19. Mai 2012 in diesen elitären Kreis aufgenommen werden. Er gewann bereits 1998 mit Real Madrid die Königsklasse. Besonders daran: Heynckes ist erst zum zweiten Mal überhaupt mit einem Verein in der Champions League vertreten. In seiner ersten Saison holte er den Titel, in seiner zweiten steht er nun ebenfalls im Endspiel.

Final-Torschützenkönige

Dass Lionel Messi mit 14 Treffern heuer der neue CL-Rekordtorschütze wird, scheint fix. Lediglich Mario Gomez (derzeit 12 Tore) könnte den Argentinier noch abfangen. Doch wer hat die meisten Final-Tore erzielt?

Hier halten derzeit acht Spieler den Rekord von je zwei Treffern im CL-Finale: Fünf davon - Daniele Massaro (1994, AC Milan), Karl-Heinz Riedle (1997, Dortmund), Hernan Crespo (2005, AC Milan), Filippo Inzaghi (2007, AC Milan) und Diego Milito (2010, Inter) – trafen per Doppelpack.

Raul (2000 und 2002, Real Madrid), Samuel Eto‘o (2006 und 2009, FC Barcelona) und Lionel Messi (2009 und 2011, FC Barcelona) trafen in zwei Endspielen je einmal.

Hart umkämpfte Spiele?

Es ist zwar durchaus möglich, in einem Finale zwei Tore zu erzielen, bei den Karten sollte man aber nach einer aufpassen. Daran hielten sich die Akteure bisher auch: In 19 Jahren gab es keine einzige Gelb-Rote Karte im Finale.

Trotzdem gibt es einen Spieler, der mehr Gelbe Karten in Finalspielen bekommen hat, als die Topscorer Tore erzielt haben: Roberto Carlos. Der Brasilianer brachte es fertig, in allen drei Endspielen, in denen er mit Real Madrid stand, Gelb zu sehen.

Wer glaubt, dass CL-Finale harte Spiele wären, der irrt. Durchschnittlich zeigen die Schiedsrichter genau viermal pro Endspiel den Gelben Karton. Erst zwei Mal mussten Spieler vorzeitig vom Platz:

Arsenal-Keeper Jens Lehmann sah 2006 für Torraub die erste Rote, Chelsea-Stürmer Didier Drogba wurde 2008 - in der Verlängerung gegen Manchester United - wegen einer Tätlichkeit ausgeschlossen. Ein Finale ohne Verwarnungen gab es bisher noch nicht.

Roberto Carlos holte drei Gelbe Karten
Verlängerung: Wozu?

Der ehemalige deutsche Bundestrainer Sepp Herberger meinte einst: „Ein Spiel dauert immer 90 Minuten!“ Herberger war zwar für seine Weisheiten bekannt, doch diese stimmt nicht ganz. Fünf der 19 Endspiele brachten nach der regulären Spielzeit keinen Sieger hervor, wodurch eine Verlängerung nötig war.

Außer nervenaufreibender Spannung und enormen Werbeeinnahmen haben die zusätzlichen 30 Minuten jedoch nie etwas gebracht.

Alle fünf Spiele mussten in einem anschließenden Elfmeterschießen entschieden werden. Der Grund dafür ist einfach: Es ist bisher keinem Team gelungen, in einer Verlängerung ein Tor zu erzielen.

Wann fallen die Finaltore?

Wer Tore sehen will, sollte also vor der Verlängerung einschalten. Doch reicht es, wenn man nur die zweite Halbzeit ansieht? Nein, denn die Statistik zeigt, dass die Finaltore völlig ausgeglichen fallen: Von bisher 49 Endspiel-Treffern fielen 24 in der ersten und 25 in der zweiten Halbzeit. Im Durchschnitt fallen also 2,6 Tore in einem CL-Finale.

Dies passt auch zum häufigsten Resultat: Vier Mal endete das Finale mit 2:1. Das eindeutigste Endspiel lieferten sich AC Milan und FC Barcelona im Jahr 1994. Die Italiener gewannen mit 4:0. Die meisten Tore fielen 2005, als sich AC Milan und FC Liverpool mit 3:3 (3:0) trennten und die Entscheidung im Elfmeter-Schießen fiel.

Das Verhindern von Toren war die Aufgabe des bisher ältesten CL-Finalisten. ManUnited-Tormann Edwin van der Sar war beim Finale 2011 gegen den FC Barcelona genau 40 Jahre und 211 Tage alt. Es war dies auch das letzte Spiel der aktiven Karriere des Niederländers, er konnte die drei Gegentore und die Niederlage der „Red Devils“ allerdings nicht verhindern.

Durch die Quali zur Trophäe

Der FC Bayern musste sich im Herbst in der 3. Qualifikationsrunde gegen den FC Zürich durchsetzen, um überhaupt an der Champions League teilnehmen zu dürfen, da man im Vorjahr nur Dritter der deutschen Bundesliga war.

Die Münchner könnten damit als Qualifikant den Turniersieg schaffen. Das klingt zwar kurios, kam aber schon sechs Mal vor:

Egal, wer das Finale am 19. Mai 2012 in der Münchner Allianz-Arena gewinnt, es gibt genügend Serien, die dabei gebrochen werden können: Sei es die erste Gelb-Rote Karte, das erste Tor in einer Verlängerung, das erste Finale ohne Karten, das erste Eigentor oder der erste Hattrick.

Eine Serie wird jedoch leider auch beim 20. Champions-League-Finale bestehen bleiben: Noch nie nahm ein Spieler aus Österreich am Endspiel teil.

 

Rainer Liebich