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Wackers Problem: Nicht Fisch, nicht Fleisch

Wackers Problem: Nicht Fisch, nicht Fleisch

Die zweite Saison, so heißt es zumindest, sei für einen Aufsteiger die schwierigste.

Das musste auch Wacker Innsbruck im Herbst erfahren.

Nur ein Sieg aus den ersten neun Spielen ließ schon Böses erahnen, aber die Tiroler fingen sich und beendeten die Hinrunde schließlich auf dem siebenten Platz.

14 Punkte vor Schlusslicht Kapfenberg, nur sechs hinter den drittplatzierten Salzburgern.

"Wenn schon so viele Runden gespielt sind, ist jeder da, wo er leistungsmäßig hingehört. Wir sind zufrieden mit dem aktuellen Tabellenplatz. Nach unten sollte eigentlich nichts mehr passieren. Das heißt, wir können unseren Weg weiter fortsetzen", erklärt Trainer Walter Kogler.

LAOLA1 nimmt für die Bundesliga-Vorschau den FC Wacker Innsbruck unter die Lupe:

AUSGANGSLAGE

Die Zeichen für ein entspanntes Frühjahr stehen gut. Nach unten, sprich zu Schlusslicht Kapfenberg, ist der Punktepolster (+14) komfortabel, ein möglicher Abstieg daher kein Thema. Nach oben, sprich zu den Europacup-Plätzen, ist der Rückstand von sechs Zählern durchaus aufholbar, daher absolut ein Thema. „Es wäre schon im Herbst möglich gewesen, noch weiter oben zu stehen“, sagt Kogler. Das Umfeld des Tiroler Traditionsvereins träumt insgeheim ohnehin schon wieder von den glorreichen, alten Zeiten, was Kogler nur bedingt gefällt. „Wir müssen auch realistisch bleiben. Derzeit haben wir nicht die Mittel, um dauerhaft oben mitspielen zu können.“ Momentan steckt Wacker im Mittelmaß fest, ist nicht Fisch, nicht Fleisch.

 


PERSONAL

Personell hat sich bei Wacker kaum etwas geändert. Zwei Abgängen (Bammer zu Anif, Hinterseer leihweise zum FC Lustenau) stehen null Neuzugängen gegenüber. „Wir wissen seit November, dass wir nichts holen können“, spricht Kogler noch einmal die geringen finanziellen Möglichkeiten an. Im Sommer hatten sich Sportdirektor Oliver Prudlo und Kogler zudem mit der Verpflichtung von U21-Teamspieler Daniel Schütz nach der Decke gestreckt und erstmals für Wacker-Verhältnisse mehr Ablöse gezahlt. Ein Nachrüsten im Winter ging sich daher nicht aus. Dabei hätte Kogler gerne noch Spieler im besten Fußballer-Alter geholt – die Kluft zwischen Routiniers und Youngsters ist ihm zu groß. „Uns fehlen die guten Spieler im besten Alter. Wir haben einige Routiniers und viele Junge. Wenn wir diese Lücke nicht schließen können, werden wir es auch nicht schaffen, dauerhaft oben zu bleiben.“

 


AUSBLICK

Keine Frage: Über kurz oder lang gehört der FC Wacker wieder ins obere Drittel der Tabelle. Das sieht auch Kogler so, wenngleich er die Erwartungen etwas zu bremsen versucht. „Natürlich hat Innsbruck aufgrund der Vergangenheit den Anspruch, weiter vorne zu stehen. Aber man muss die aktuellen Umstände berücksichtigen. Wir beschreiten den jungen Weg und werden das auch in Zukunft machen.“ Der Kärntner Cheftrainer und Sportdirektor Prudlo haben in den letzten Jahren ein ordentliches Fundament geschaffen, auf dem es sich gut aufbauen lässt. Lassen sich jetzt auch noch mehr finanzielle Mittel aufbringen, könnte sich Wacker tatsächlich wieder oben festbeißen. In dieser Saison ist Platz fünf aber wohl das höchste der Gefühle.

 

SPIELER IM BLICKPUNKT

Vor einem Jahr war Inaki Bea noch der unumstrittene Abwehrchef. Verlässlich, sympathisch und kaum zu überwinden. Der Spanier spielte im Herbst 2010 alle Partien durch und war maßgeblich daran beteiligt, dass Wacker sogar zeitweise die Tabelle anführte. Zwölf Monate später sieht die Welt des 33-Jährigen etwas anders aus. Der Tod seines besten Freundes Ende August hat Bea so aus der Bahn geworfen, dass er sich im Herbst eine Auszeit samt professioneller Hilfe nehmen musste. Auch die Rassismus-Vorwürfe von Ibrahim Sekagya (hier geht’s zum Interview) und eine abfällige Geste gegen die eigenen Fans brachten den Verteidiger negativ in die Schlagzeilen. 2012 will Bea wieder positiv aufzeigen, das Horror-Halbjahr endlich vergessen machen. Schließlich geht es auch um einen neuen Vertrag.

 

STATISTIK-SCHMANKERL

Unglaublich, aber wahr: Tomas Abraham hat seit seiner Ankunft im Sommer 2010 keine einzige Spielminute in der Bundesliga versäumt. 55 Partien in Folge, umgerechnet 4.950 Minuten, stand der 32-jährige Tscheche für Wacker am Platz. „Ich hatte Glück, dass ich mir keine Sperren und Verletzungen eingehandelt habe“, schmunzelt der Abräumer und mittlerweile Kapitän der Tiroler (hier geht’s zur Story). Neben Abraham war Thomas Reifeltshammer (Ried)  der einzige Feldspieler, der im Herbst alle 19 Partien von Anfang bis Ende bestritt.

Kurt Vierthaler