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Saisonvorschau 2015: SV Ried

Saisonvorschau 2015: SV Ried

Es war bislang ein denkwürdiger Sommer für die SV Ried.

Zum einen gab es da den fliegenden Wechsel von Spieler-Legende und Trainer Oliver Glasner zum Erzrivalen LASK - und das noch dazu in die zweite Liga.

Zum anderen eine 1:8-Niederlage in einem Testspiel gegen Sparta Prag. Gut, es war nur ein Test. Aber selbst Kapitän Thomas Gebauer musste eingestehen: "Das war das schlechteste Spiel, seit ich hier bin."

Und dann noch das erste Pflichtspiel: Ein 15:0-Sieg (!) in der ersten Runde des ÖFB-Cups bei SV Innsbruck. Manuel Gavilan und Daniel Sikorski erzielten beide vier Tore und Hattricks in je vier Minuten.

Was mittlerweile Alltag im Rieder Sommer ist: Man musste gute Spieler abgeben und auch wieder einen neuen Trainer finden.

Helgi Kolvidsson ist es geworden und dem Isländer obliegt es nun, die Entwicklung der Mannschaft und Spieler voranzutreiben.

Die SV Ried in der LAOLA1-Saisonvorschau:

Es gingen Spieler, es kamen Spieler.

Das ist ob der Positionierung des Klubs auch nicht weiter verwunderlich. Leistungsträger kann man aus verschiedenen Gründen nicht halten.

Beispiel Stefan Lainer oder Denis Thomalla, den man ausgeliehen hatte. Auf der anderen Seite bekommen die nächsten Spieler eine gute Plattform, wie etwa Thomas Bergmann oder Daniel Sikorski.

Auch aus budgetären Gründen forcierte Ried wieder die spanische Schiene und verpflichtete Manuel Gavilan sowie Alberto Prada.

Kolvidsson machte sich in den ersten Wochen ein Bild, hat ein System für sich und sein Team gefunden und arbeitet mit den Spielern daran.

"Ich sehe grundsätzlich ein 4-2-3-1 oder 4-4-2, mit dem ich gerne variabel spielen will, weil das zu den Spielern am besten passt", sagte der Isländer unlängst in einem LAOLA1-Interview.

Gegen Sparta wurde der Plan ganz und gar nicht umgesetzt, gegen eine B-Elf von Galatasaray (2:3) schon besser. Der Sieg im Cup war ein Befreiungsschlag, aber ein Viertligist ist eben kein Bundesligist.

Es wird Zeit brauchen. Und die Frage wird sein: Wie schlagen die Neuen ein? Denn davon hängt der Mannschafts-Erfolg mitunter ab.

TOR:

Thomas Gebauer (33) ist die unumstrittene Nummer 1 im Tor der Wikinger, der Kapitän wird kommendes Jahr sein Zehnjähriges bei der SV Ried feiern. Dahinter matchen sich die unerfahrenen Reuf Durakovic und Markus Schöller als Nummer zwei. Lorenz Höbarth, vergangene Saison Gebauers Backup, hat sich zu Oedt verabschiedet.

LAOLA1-Bewertung: So ehrlich muss man sein: Thomas Gebauer wird nicht jünger, aber freilich ist der gebürtige Deutsche weiterhin eine solide Nummer eins. Durakovic und Schöller haben noch keine Bundesliga-Minute auf dem Buckel. Gebauer sollte gerade in kritischen Meisterschaftsphasen nicht fehlen.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Alberto Prada (Cadiz) Thomas Burghuber (Austria Salzburg)
Daniel Sikorski (St. Gallen) Denis Thomalla (Lech Posen)
Fabian Schubert (Völkermarkt) Harald Pichler (Grödig)
Nico Antonitsch (Horn) Thomas Fröschl (LASK)
Markus Schöller (Gallneukirchen) Stefan Lainer (Salzburg)
Thomas Bergmann (Wacker) Julius Perstaller (Rostock)
Manuel Gavilan (Zamora) Lukas Höbarth (Oedt)
Niklas Köbl (Ried II) Jakob Kreuzer (Kooperationsspieler bei Gurten)
Sebastian Dirnberger (Ried II) Emrah Krizevac (Ziel unbekannt)
Albin Ramadani (Ried II) Gabriel Schneider (St. Florian)

ABWEHR:

In der Verteidigung wird Ried unter Kolvidsson wieder vermehrt auf die klassische Viererkette setzen. Links ist Oliver Kragl gesetzt, sofern der Deutsche nicht offensiver eingreifen soll. Mit Alberto Prada haben die Rieder wohl nicht umsonst noch einen Linksverteidiger  geholt. Niklas Köbl (17) rückte als Talent von den Amateuren auf. Auf der anderen Seite ersetzt Neuzugang Thomas Bergmann den abgewanderten Stefan Lainer, sein Backup heißt Julian Baumgartner. In der Innenverteidigung sollten Bernhard Janeczek und Gernot Trauner, dessen Rücken in der Vorbereitung zu schaffen machte, auf Dauer das Sagen haben, wenngleich vor allem Petar Filipovic sowie Thomas Reifeltshammer für Druck sorgen. Nico Antonitsch wurde für das Zentrum dazugeholt.

LAOLA1-Bewertung: Der stärkste Mannschaftsteil der SV Ried ist jener, wo Oliver Kragl mitwirkt, denn der ragt aus dem Kollektiv etwas heraus. Ansonsten zeigen sich die Oberösterreicher hier gut aufgestellt. Auch was die Breite betrifft.

MITTELFELD:

Kolvidsson wird zwischen einem Vierer- und Fünfer-Mittelfeld variieren, zwei defensive Mittelfeldspieler scheinen aber wohl immer am Spielbericht auf. Hier haben Marcel Ziegl und Denis Streker die besten Karten, Michele Polverino und der junge Sebastian Dirnberger (17) lauern dahinter. Auch Oliver Kragl (oder Gernot Trauner oder Thomas Reifeltshammer) kann hier wie auch auf der linken Mittelfeldseite spielen. Auf der Außenposition ist der rekonvaleszente Patrick Möschl ein Kandidat, Thomas Murg, der in der Offensive de facto jede Position bekleiden kann, könnte/sollte sich hier im zweiten Rieder Jahr auf Dauer durchsetzen. Augen auch auf Albin Ramadani (17), dem eine rosige Zukunft bescheinigt wird. Dieter Elsneg hat in einem 4-2-3-1 die besten Chancen auf die Zentralposition, Clemens Walch jene auf der rechten Seite. Beide sind auch schon als Spitzen (mitunter hängend) eingesetzt worden.

LAOLA1-Bewertung: Von den Namen her liest sich das Mittelfeld nicht schlecht, doch vom gezeigten Potenzial herrscht noch Luft nach oben. Die Herren Elsneg, Walch und Murg haben dieses zweifellos, doch sie müssen es auch über einen längeren Zeitraum abrufen. Von der Qualität und Quantität her muss sich Ried hier aber wohl keine Sorgen machen.

ANGRIFF:

Hier ist es relativ einfach: Manuel Gavilan und Daniel Sikorski matchen sich um den Platz ganz vorne, außer beide dürfen in einem 4-4-2 beginnen. Im Cup startete Clemens Walch an der Seite von Sikorski. Die jungen Lukas Mayr sowie Fabian Schubert füllen diesen Mannschaftsteil auf.

LAOLA1-Bewertung: Denis Thomalla, immerhin für zehn Tore der Rieder in der vergangenen Saison verantwortlich, ist weg, dafür kamen Manuel Gavilan und Daniel Sikorski. Sie unterstrichen im Cup ihren Torhunger, doch in der Bundesliga weht ein anderer Wind. Das größte Rieder Fragezeichen bleibt vor Saisonstart der Angriff. Die Qualität kann, muss aber nicht reichen. Das wird der Herbst zeigen.

TRAINER:

Helgi Kolvidsson kam vergangene Saison im Herbst in die Bundesliga, ersetzte damals Heimo Pfeifenberger in Wiener Neustadt. Den Abstieg konnte der Isländer nicht verhindern, dafür gelang ihm persönlich ein Aufstieg zur SV Ried, wo nach Oliver Glasners Abgang der Trainerstuhl frei wurde. Mit dem 15:0-Sieg im Cup verschaffte sich der 43-Jährige vorerst Luft, gab es nach den deftigen Testspiel-Pleiten doch schon Kritik am neuen Trainer.

LAOLA1-Bewertung: Kolvidsson wird Zeit brauchen und die muss ihm auch zugestanden werden. Das ist in Ried üblicherweise kein Problem. Nun trifft eine veränderte Mannschaft auf einen neuen Trainer. Das braucht immer Zeit, vor allem wenn eine etwas andere Philosophie umgesetzt werden soll. Kolvidsson kann sich hier profilieren. Hier kann er zeigen, dass er zurecht ein Bundesliga-Trainer ist. Interessant wird indes zu beobachten sein, wie der kühle Isländer mit der teilweise hitzigen Mentalität im Innviertel zurecht kommen wird.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Der Nachfolger von Stefan Lainer hat sich in der Ersten Liga für höhere Aufgaben empfohlen und wird als Rechtsverteidiger gesetzt sein. 7,10 Millionen sind gut investiert, denn die Chancen stehen fußballerisch wie menschlich gut, dass sich Thomas Bergmann wie zuvor Lainer in die Auslage spielt.

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FÜNF FRAGEN:

Ist Helgi Kolvidsson endlich die langfristige Trainer-Lösung?

Darauf kann freilich noch keine Antwort gegeben werden, aber vor allem Manager Stefan Reiter hofft darauf. Schließlich wird ihm die jährliche Trainersuche wohl schon gehörig auf den Keks gehen. Seit dem Ende der Ära Gludovatz (2012) war kein Trainer zumindest zwei Saisonen im Innviertel tätig. Die vermeintlichen Langzeit-Lösungen Heinz Fuchsbichler, Michael Angerschmid und Oliver Glasner sind aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr da. Kolvidsson hat für zwei Jahre unterschrieben, Reiter hat ihn als "perfekten Trainer" für das Anforderungsprofil bezeichnet. Die Saison wird zeigen, ob der Isländer auch der perfekte Trainer für die Oberösterreicher ist.

Wie wird die Spielphilosophie aussehen?

Oliver Glasner kam von der Salzburger Pressing-Schule zurück nach Ried und diese wurde vergangene Saison im Innviertel praktiziert. Das hat seine Zeit gebraucht und bedeutete nach einem Saisonviertel auch zwischenzeitlich den letzten Platz. Ab dem zweiten lief es besser. Das zweite Jahr wäre nun interessant geworden, doch Glasner ist weg. Nun ist ein anderer Trainer am Werk und der hat wie so oft etwas andere Vorstellungen. "Ich möchte, dass wir auch mehr in den Ballbesitz reinkommen. Viele Spieler haben noch intus, dass sie ganz vorne anpressen", sagte Kolvidsson nach dem 1:8 gegen Sparta. Klar ist, der Fan muss Geduld haben.

Muss man sich ernsthaft Sorgen um den Klassenerhalt machen?

Nicht wirklich. Die Vorbereitung war zwar bedenklich (sechs Spiele, fünf Niederlagen, ein Remis, 5:20-Tore), doch das erste Pflichtspiel hat gezeigt, was in der Mannschaft steckt. Klar, es war ein Viertligist, doch auch einen solchen muss man erst einmal 15:0 schlagen. Die Rieder haben mit Stefan Reiter einen der besten Liga-Manager in ihren Reihen, der vergangene Saison gezeigt hat, wie wichtig seine Besonnenheit im Innviertel ist. Als Ried am letzten Platz stand, dachte der 54-Jährige nicht eine Sekunde an einen Trainer-Wechsel. Zurecht. Diese Saison könnte es sich ähnlich gestalten. Mit Reiter als Kapitän erleidet die SV Ried keinen Schiffbruch, zumal der Kader auch qualitativ höher als etwa jener von Grödig oder der Admira einzuordnen ist.

Sind die Rieder zu visionslos geworden?

Ried steht in erster Linie für ausgezeichnete Arbeit. Vor 20 Jahren schafften die Innviertler den Aufstieg ins Oberhaus, mussten dabei nur zwei Jahre (2003-2005) in der Zweitklassigkeit pausieren, gewannen zwei Mal den Cup (1998, 2011) und wurden 2007 Vizemeister. Fünf Mal (UI-Cup ausgenommen) qualifizierten sich die Wikinger für den Europacup. Etliche Spieler konnten sich auf dieser Bühne präsentieren und den Sprung zu einem größeren Klub schaffen (z.B. Schiemer, Ulmer, Royer, etc.). Ried das Vorbild für die Altachs und Wolfsbergs dieses Landes. Aber: Jährlich wird das Ziel der Weiterentwicklung der Mannschaft ausgegeben. Da ist an und für sich nichts Schlechtes dran, schließlich geht es auch mit finanziell guter Kalkulation einher. Doch diese Zielausgabe klingt auf Dauer eben langweilig, vor allem, wenn man nicht erst ein, zwei, drei Jahre in der Bundesliga ist. Der Rieder Weg ist zweifellos vorbildhaft, doch der Fan sehnt sich auch nach Erfolgen, wie das Erreichen eines Europacup-Platzes. Man muss dieses Ziel nicht hinausposaunen, könnte es aber zumindest in Betracht ziehen. Überhaupt könnte der Fußball im Innviertel wohl noch besser verkauft werden, ein Beispiel: Grödig hat um 4.000 Facebook-Fans mehr als die Rieder...

Wie sehr blickt die SV Ried auf den Lokalrivalen LASK?

Naturgemäß sehr, diese Saison aber noch mehr. Schließlich steckt viel Ried im Linzer Klub. Mit Oliver Glasner als Trainer und Sportdirektor sowie Michael Angerschmid als Co-Trainer sind beide vorigen Ried-Coaches im neuen Trainerstab des LASK. Mit Harun Erbek, Thomas Hinum, Mario Reiter, Rene Gartler und Thomas Fröschl stehen einige Rieder Ex-Spieler im Profi-Kader der Athletiker. Der Paukenschlag-Wechsel von Glasner lief zwischen den Vereinen zwar betont fair ab, doch emotional zeigte sich die Rieder Seite allemal. Ein Derby im kommenden Jahr im Oberhaus, das würde wohl nicht nur Fußball-Oberösterreich interessieren. Brisanz wäre allemal gegeben.

DIE TIPPS DER LAOLA1-BUNDESLIGA-REDAKTION:

Hier findet ihr die Saison-Vorschauen aller Bundesliga-Klubs:

DAS LAOLA1-FAZIT:

Es war ein bislang turbulenter Sommer für die SV Ried und man darf ob der gesamten Umstände nicht davon ausgehen, dass die Wikinger vorne mitspielen werden. Aber sie werden im Normalfall auch nicht in Abstiegsgefahr geraten. Es wird seine Zeit brauchen und mit den bekannten Tugenden werden sich die Oberösterreicher ihren Weg bahnen. Dank Stefan Reiter wird Helgi Kolvidsson die Zeit bekommen, die er benötigt, um das Schiff auf Kurs zu bringen. Zwar werden sich die Gewässer im Mittelfeld der Liga befinden, doch das ist mit einem neuen Trainer und einer veränderten Mannschaft für einen Klub mit der Größe der Rieder kein Beinbruch. Im Cup, bekanntlich ein beliebter Bewerb der Innviertler, können die Rieder die "Scharte" aus dem vergangenen Jahr ausmerzen, als man zum ersten Mal nach acht Jahren nicht zumindest das Viertelfinale erreichte. Das 15:0 war nicht nur dafür ein positives Signal.

 

Bernhard Kastler

Redakteur Prognose Ried
Peter Rietzler 8.
Peter Altmann 6.
Harald Prantl 7.
Bernhard Kastler 7.
Martin Wechtl 6.
Alexander Karper 9.
Andreas Terler 8.
Matthias Nemetz 8.
Jakob Faber 7.