news

Saisonvorschau 2015: Austria Wien

Saisonvorschau 2015: Austria Wien

Es ist wieder einmal ein Neustart angesagt bei der Wiener Austria.

Doch diesmal fällt der Schnitt, der gemacht wurde, wesentlich radikaler aus als in den vergangenen Jahren.

Nach der zweiten Saison in Folge ohne Europacup-Startplatz waren die Violetten zum Handeln gezwungen. Und Sportdirektor Franz Wohlfahrt hat in seinem ersten Sommer auch keine Scheu gezeigt, das Heft in die Hand zu nehmen.

Ein neues Trainerteam, neue Betreuer, neue Spieler, neue Philosophie - Wohlfahrt hat kräftig umgerührt und nichts unversucht gelassen, den Verein auf modernere Beine zu stellen.

Wenngleich die Suche nach einem neuen Coach zunächst doch ein wenig unkoordiniert wirkte - mit Felix Magath waren sich die Wiener einig, das von ihm geforderte Betreuerteam konnte finanziell aber nicht gestemmt werden.

Plan B, Thorsten Fink, scheint aber sowieso besser zum Hauptstadt-Klub zu passen.

Der Deutsche wird 4-2-3-1 spielen, legt - ganz der neuen Philosophie konform - Wert auf das Spielerische, will Ballbesitz forcieren und am Flügel Spieler, die das Eins-gegen-Eins suchen.

Das Material dazu ist da. Mit Heinz Lindner, Manuel Ortlechner und Markus Suttner haben drei Spieler, die den Veilchen in den vergangenen Jahren ein Gesicht verliehen haben, die Profis verlassen. Von der Meistermannschaft aus der Saison 2012/13 ist nicht mehr viel übrig.

Dafür wurden größtenteils junge, hungrige Spieler, die noch Entwicklungspotenzial besitzen, geholt.

Ob all das reicht, um die zuletzt ausgebliebenen Fans zurückzugewinnen, wird sich zeigen. Es ist übrigens die letzte Saison vor dem Umbau der Generali Arena.

TOR:

Mit dem Abgang von Heinz Lindner zu Eintracht Frankfurt endete eine Ära - der Oberösterreicher war seit November 2011 unumstrittene Nummer eins der Violetten. Doch die Veilchen haben mehr als adäquaten Ersatz gefunden - nämlich Robert Almer, der im ÖFB-Team das Einserleiberl trägt. Für den 31-Jährigen, der auf Klubebene zuletzt wenig Spielpraxis sammeln konnte, ist es eine Rückkehr. Der Steirer fungiert künftig auch als Kapitän. Weiterhin die Nummer zwei ist somit Osman Hadzikic. Diese Rolle hat der 19-Jährige allerdings - im Gegensatz zur Vorsaison - für sich alleine, weil Tino Casali als Kooperationsspieler beim FAC im Tor stehen wird. Patrick Pentz, der 2013 aus der Salzburger Akademie gekommen und ÖFB-U18-Teamgoalie ist, ist die Nummer drei.

LAOLA1-Bewertung: Am Papier ist die Austria mit Almer sogar noch eine Spur besser ausgestellt als mit Lindner. Doch der ÖFB-Teamgoalie bringt einige Fragezeichen mit - er hat als Profi noch nie eine volle Saison ohne Verletzungen oder leistungsbedingte Degradierung gespielt. Immerhin steht für den Fall der Fälle mit Hadzikic ein großes Talent parat.

ABWEHR:

In der Linksverteidigung ist mit Kapitän Markus Suttner ein unumstrittener Stammspieler der vergangenen Jahre nach Ingolstadt gewechselt. Als Ersatz wurde Christoph Martschinko, zuletzt bei Grödig, von Hoffenheim ausgeliehen. Der Steirer muss erst beweisen, dass er sich bei einem Groß-Klub zurechtfinden kann, hat aber zweifellos das Potenzial dazu. Sein Backup ist Thomas Salamon, der diese Rolle in der Vorsaison hin und wieder - und da meist eher schlecht als recht - eingenommen hat. Auf der rechten Seite kündigt sich zunächst ein Zweikampf zwischen David de Paula und Fabian Koch an. Der Däne Jens Stryger Larsen ist nach seiner langen Knieverletzung noch nicht topfit, wird aber im Laufe der Herbstsaison auch ein Thema werden. Zudem steht mit Petar Gluhakovic ein junger Außenveteidiger, der sich auf der rechten Seite wohler fühlt, im Kader. In der Innenverteidigung ist Richard Windbichler gesetzt. Der von der Admira gekommene Neuzugang zählt Jahr für Jahr zu den besten Zweikämpfern der Bundesliga und sollte den Veilchen vor allem in der Spieleröffnung neue Qualitäten verleihen. Daneben hat der unermüdliche Kämpfer Lukas Rotpuller die Nase knapp vor Patrizio Stronati. Vance Shikov steht noch im Kader, spielt aber keine Rolle mehr. Der Mazedonier muss sich auch hinter Marco Stark, der in der Vorsaison bei den Amateuren überzeugende Leistungen brachte, anstellen.

LAOLA1-Bewertung: Die defensive Reihe ist auf jeder Position mindestens doppelt besetzt, auch der zweite Anzug ist mehr als nur bundesliga-tauglich. Mit Windbichlers Qualitäten sollte der Spielaufbau leichter fallen als zuletzt. Martschinko muss beweisen, dass er den nächsten Entwicklungsschritt machen kann.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Olarenwaju Kayode (Maccabi Netanya) Markus Suttner (Ingolstadt)
Robert Almer (Hannover 96) James Holland (unbekannt)
Richard Windbichler (Admira Wacker) Sascha Horvath (Sturm Graz)
Ognjen Vukojevic (Dynamo Kiew) Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt)
Christoph Martschinko (Hoffenheim/Leihe) Christian Ramsebner (LASK)
Roi Kehat (Hapoel Shmona) Florian Mader (St. Pölten)
Ismael Tajouri (zurück von Altach) Daniel Royer (Midtjylland)
Martin Harrer (Altach)
Sebastian Wimmer (Wolfsburg II)
Manuel Ortlechner (eigene Amateure)
Peter Michorl (LASK)
Tino Casali (FAC/Kooperationsspieler)
Alexander Frank (FAC/Kooperationsspieler)
Bernhard Luxbacher (FAC/Kooperationsspieler)
Philipp Koblischek (Horn)

MITTELFELD:

Das Mittelfeld der Favoritner präsentiert sich mit neuen Gesichtern auf so mancher Position. Nach dem Abgang von James Holland wurde Ognjen Vukojevic für die Sechs geholt. Der Kroate ist mit 31 Jahren routiniert und hat sein Können im Nationalteam auch schon bei Großveranstaltungen unter Beweis gestellt. Vukojevic gilt als zweikampfstarker Abräumer, der die kreativen Momente aber gerne anderen überlässt. Die Alternativen auf seiner Position sind Tarkan Serbest, der Fink in der Vorbereitung überzeugt haben soll, und Mario Leitgeb, dessen erste Saison am Verteilerkreis in die Kategorie "zum Vergessen" gefallen ist. Zur Not kann auch Windbichler einspringen. Ein wenig davor, also quasi auf der Acht spielt Raphael Holzhauser, der sein großes Potenzial im Frühjahr nur in wenigen Fällen aufblitzen lassen konnte und nun mehr Verantwortung übernehmen muss. Serbest und der im Mittelfled praktisch auf allen Positionen einsetzbare de Paula sind weitere Möglichkeiten. Die zentrale Rolle hinter der Solospitze ist heiß umkämpft. Mit Alexander Grünwald und Neuzugang Roi Kehat gibt es zwei Spieler, die den Anspruch auf einen Stammplatz haben. Grünwalds Qualitäten sind nach vielen Jahren in der Liga bekannt, Kehat ist ein sehr dynamischer Spieler, der mit seinen Pässen für Überraschungsmomente sorgen und auch selbst Tore erzielen kann. Am linken Flügel wird zumindes zunächst Olarewaju Kayode spielen - der Nigerianer ist pfeilschnell, stört den Gegner im Spielaufbau gut, neigt aber dazu, die Zurschaustellung seiner technischen Fähigkeiten gerne zu übertreiben. Rückkehrer Ismael Tajouri und Marco Meilinger, die als inverse Flügel auch rechts spielen können, sind starke Alternativen. Rechts ist Alexander Gorgon gesetzt. Wenn topfit, hat der Wiener schon mehrmals bewiesen, ein Spieler zu sein, der den Unterschied ausmachen kann. Außerdem soll in dieser Saison Dominik Prokop herangeführt werden - der 18-Jährige ist ein ähnlicher Spielertyp wie der zu Sturm Graz abgewanderte Sascha Horvath, also klein, quirlig und trickreich. Marco Kvasina ist auf den offensiven Mittelfeldpositionen ebenfalls ein Thema.

LAOLA1-Bewertung: Wenn die Neuzugänge funktionieren, hat sich die Austria im Mittelfeld verstärkt. Vor allem das Trio Kayode, Kehat und Gorgon sollte für sehr viel Dynamik sorgen, fraglich ist, ob Vukojevic diesbezüglich mithalten kann. Auch die Alternativen sind mehr als ausreichend. Es ist damit zu rechnen, dass dieses Mittelfeld den Stürmern die Last des Toreschießens zu großen Teilen abnehmen kann.

ANGRIFF:

Der Angriff gleicht einer Wundertüte. Stürmer Nummer eins ist Philipp Zulechner. Der Wiener blieb in seinem ersten Halbjahr beim FAK vieles schuldig. Lediglich ein Treffer gelang ihm in zwölf Pflichtspielen. Die Konkurrenz, die er diesmal vorfindet, hält sich in überschaubaren Grenzen. Marko Kvasina war der violette Shootingstar der Vorsaison, hat aufgrund der U19-EM aber große Teile der Vorbereitung verpasst. Ronivaldo wurde im Winter geholt, konnte aufgrund einer Schambeinentzündung aber noch keine Minute für seinen neuen Klub spielen und wartet somit weiterhin auf seinen ersten Einsatz in der höchsten Spielklasse. Ein neuer Stürmer, voraussichtlich Kevin Friesenbichler, wird noch kommen. Alternativ können Gorgon und Kayode an vorderter Front spielen.

LAOLA1-Bewertung: Ein Mann, der für Tore garantiert, ist nicht zu finden. Zulechner könnte, muss es nach seinem starken Herbst 2013 für die Grödiger aber erst einmal beweisen. Kvasina ist noch nicht soweit, konstant für Tore zu sorgen. Und bei Ronivaldo weiß man nicht...

TRAINER:

Die Austria startet traditionell mit einem neuen Trainer in die Saison. Nachdem es zuletzt der unerfahrene Gerald Baumgartner war, ist es diesmal mit Thorsten Fink ein ganz anderes Kaliber, das diese schwere Aufgabe in Angriff nimmt. Der ehemalige Bayern-Profi war mit dem FC Basel (2x), Ingolstadt und den Red Bull Juniors Meister, hat zudem beim HSV und bei APOEL Nikosia wertvolle Erfahrungen gesammelt. Hinzu kommt, dass der 47-Jährige die Bundesliga von seiner Zeit bei RB Salzburg bestens kennt.

LAOLA1-Bewertung: Die Voraussetzungen, dass es Trainer die Veilchen aus der Krise führt, sind bei Fink so gut wie schon lange nicht mehr. Der Deutsche hat in seiner Karriere schon viel erlebt und sollte auch mit den schwierigen Verhältnissen in Wien-Favoriten zurechtkommen.


Anmerkung: Als Bewertungsgrundlage gibt es 1 bis 10 Bälle, wobei 10 das Maximum darstellt.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Nach dem Abgang von Kapitän Markus Suttner ist Christoph Martschinko die Nummer eins auf der Position des Linksverteidigers. Der Steirer kostet im Manager nur 8,5 Millionen Euro und könnte somit der billigste Stammspieler der Veilchen sein. Ein paar gute Spiele und er könnte schnell wesentlich teurer sein. Es lohnt sich also, gleich zu Beginn zuzuschlagen.

Hast du deinen Kader schon zusammengestellt? Hier geht's zum Bundesiga-Manager von LAOLA1!

FÜNF FRAGEN:

 

Hat die Austria mit Thorsten Fink endlich den richtigen Trainer gefunden?

Das hofft sie zumindest. Tatsächlich sprechen einige Dinge dafür, dass der Deutschen den Erfolg nach Wien-Favoriten zurückbringen kann. Fink hat – mit unterschiedlichem Erfolg – in Salzburg, Ingolstadt, Basel, Hamburg und Nikosia gearbeitet, weiß also, was es bedeutet, in einem unruhigen Umfeld tätig zu sein. Zudem tut es den Violetten sich gut, einen Mann von außen auf der Betreuerbank zu haben. Noch dazu einen, der seinen Willen auch durchzusetzen weiß. Und besser als Felix Magath passt er allemal…

Wie gut arbeitet Franz Wohlfahrt eigentlich?

Gar nicht so schlecht. Bei der Trainer-Bestellung musste der Sportdirektor zwar zunächst ein wenig Lehrgeld bezahlen und hin und wieder tauchen auch noch negative Schlagzeilen auf (Stichwort: Sebastian Wimmer, den er laut dessen Aussagen bei einem persönlichen Termin nicht erkannt haben soll), aber im Großen und Ganzen scheint das alles Hand und Fuß zu haben. Mit der Verpflichtung von Analyse-Experte Kai-Norman Schulz ist – ein wenig unbemerkt – ein wichtiger Modernisierungs-Schritt gemacht worden, mit Gerhard Hitzel wurde ein Chefscout installiert, die Personalie Andreas Ogris wurde vernünftig gelöst und auch die bisherigen Transfers sind vielversprechend. Wenn man davon ausgeht, dass der 51-Jährige im Frühjahr mit „Aufräumarbeiten“ beschäftigt war, ist seine Arbeit am Ende der Herbstsaison dann zum ersten Mal wirklich zu bewerten.

Wie viel Macht haben die Spieler noch?

Im herkömmlichen Sinne haben sie viel Macht, entscheiden ihre Leistungen letztendlich doch über Erfolg und Misserfolg des Vereins. Bei den Violetten wurde den Spielern zuletzt aber nachgesagt, auch abseits des Feldes zu viel Macht zu besitzen, über das Schicksal so manches ihres Trainers entschieden zu haben. Fakt ist, dass von der Meister-Mannschaft aus der Saison 2012/13 nur noch Alexander Gorgon, Alexander Grünwald, Lukas Rotpuller und Fabian Koch dabei sind. Die letzten beiden Kapitäne Markus Suttner und Manuel Ortlechner haben den Klub verlassen bzw. laufen künftig bei den Amateuren auf. Kurzum, die Austria-Truppe ist eine ganz normale Mannschaft, die weder Trainingsinhalte entscheidend bestimmt, noch Entlassungen des Trainers fordert.

Welche Chancen haben die jungen Talente?

Die Ausgangslage hat sich in diesem Sommer entscheidend verändert. Mit dem Floridsdorfer AC haben die Veilchen nun einen Kooperationsklub in der Ersten Liga. Tino Casali, Alexander Frank und Bernhard Luxbacher dürfen also sowohl bei den FAK-Profis, als auch in der zweiten Liga spielen. Gut möglich, dass in den kommenden Wochen, spätestens im Winter weitere folgen. In der ersten Mannschaft wird es für die jungen, wilden aber wieder schwierig. Goalie-Talent Osman Hadzikic hat mit Robert Almer die Nummer eins im ÖFB-Team vor der Nase, Petar Gluhakovic ist Außenverteidiger Nummer drei (links) bzw. vier (rechts). Die besten Chancen haben wohl Marko Kvasina (18) und Tarkan Serbest, der mit seinen 21 Jahren aber nicht mehr so richtig als Talent gelten darf.

Warum ist diese Saison besonders wichtig?

Dass es zwischen dem Klub und dem harten Kern der Fanszene in der vergangenen Saison ordentlich gekriselt hat, war im Stadion unüberseh- bzw. unüberhörbar. Mit einer Umstrukturierung der Fantribüne wollen die Klub-Offiziellen das Problem in den Griff bekommen und damit die Rahmenbedingungen für einen Support, der einem Hauptstadt-Klub würdig ist, sorgen. Ob die Fans da mitspielen, ist mehr als fraglich. Dabei wäre es gerade in der kommenden Saison immens wichtig, für Euphorie zu sorgen. Denn im kommenden Sommer übersiedelt die Austria ins Wiener Ernst-Happel-Stadion, um die Generali Arena groß umzubauen. In der Vorsaison betrug der Zuschauerschnitt 6.747 Fans pro Spiel – zum Vergleich: in der Meistersaison waren es noch 9.581. Sollte diese Zahl nicht signifikant gesteigert werden können, drohen im rund 50.000 Menschen fassenden Happel-Stadion de facto Geisterspiele.

DIE TIPPS DER LAOLA1-BUNDESLIGA-REDAKTION:

Hier findet ihr die Saison-Vorschauen aller Bundesliga-Klubs:

DAS LAOLA1-FAZIT:

Die Enttäuschungen der vergangenen beiden Jahre warn zu groß, als dass unter den Fans am Verteilerkreis eine richtige Aufbruchstimmung aufkommen würde. Doch die Chancen, dass sich alles zum Besseren wendet stehen tatsächlich so gut wie schon lange nicht mehr. Sportdirektor Wohlfahrt hat die Altlasten aus den letzten (untätigen) Parits-Monaten entsorgt und den notwendigen Schnitt gemacht. Nun müssen auf dem Feld Taten folgen. Eine dritte Saison ohne internationalen Startplatz kann sich die Austria, die in diesem Sommer mehr finanzielles Risiko genommen hat als zuletzt, einfach nicht leisten. Der Anspruch ist, zu den Top-3-Klubs des Landes zu gehören. Es spricht wenig dagegen, dass der FAK diesem Anspruch nicht gerecht wird. Wenngleich zu Beginn Gelduld gefragt sein wird.


Harald Prantl

Redakteur Prognose Austria
Peter Rietzler 3.
Peter Altmann 3.
Harald Prantl 3.
Martin Wechtl 4.
Alexander Karper 3.
Bernhard Kastler 4.
Andreas Terler 4.
Matthias Nemetz 4.
Jakob Faber 4.