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Saisonvorschau 2014: SV Ried

Saisonvorschau 2014: SV Ried

"Es ist grundsätzlich kein Misserfolg, wenn die SV Ried Sechster wird."

Manager Stefan Reiter brachte es im LAOLA1-Interview auf den Punkt.

Dennoch waren die Innviertler nach der vergangenen Saison unzufrieden.

Vor allem im Frühjahr wussten die Innviertler - auch bedingt durch herbes Verletzungspech - nicht zu überzeugen, rutschten in die untere Tabellenhälfte ab und verpassten auch noch das Cup-Halbfinale.

Mit einer 1:2-Heimniederlage gegen Zweitligist St. Pölten schauten die Oberösterreicher erstmals seit 2009 in der Vorschlussrunde zu.

Es war nicht der Hauptgrund, spielte aber auch mit, warum Michael Angerschmid nicht mehr als Trainer auf der Rieder Bank sitzt.

Der 40-Jährige konnte zwar fachlich punkten, nicht aber im Umgang mit seiner Mannschaft. Vielleicht kam dieser Posten noch zu früh.

Seine Ablöse hatte sich im Laufe des Frühjahrs auch deswegen abgezeichnet, weil Ried nach und nach auf den Zug des attraktiven Fußballs aufspringen wollte.

Reiter plante deswegen schon mit Adi Hütter, der aber dann das Privileg hatte, Double-Sieger Red Bull Salzburg übernehmen zu dürfen.

Weil Oliver Glasner, die Rieder Spieler-Legende, nicht mit Roger Schmidt nach Leverkusen ging, auf viel Geld verzichtete, weil er lieber selbst Chef sein wollte, ruhen nun die Rieder Hoffnungen auf seinen Schultern. Und an Motivation, es allen zu zeigen, mangelt es nicht.

Der 39-Jährige, der 2011 nach einer Kopfverletzung seine Karriere beendete, will wie in Salzburg spielen und meint im LAOLA1-Gespräch:

„Die Hauptaufgabe eines Trainers ist es, die Spieler für seine Ideen zu begeistern. Ich sehe es so: Der Lehrer, der den Stoff am besten vermitteln kann, ist erfolgreich, nicht der, der am meisten weiß."

Die Innviertler haben sich für ihre neue Spielidee dementsprechende Spieler geholt.

Vor allem Thomas Murg und Dieter Elsneg sollen mit ihrer Schnelligkeit und Dynamik nach vorne hin Druck machen.

"Wir wollen aktiv sein, das Tempo vorgeben oder zumindest mitbestimmen, das ist viel schöner, als wenn der Gegner diktiert", hat Glasner seine Vorstellungen.

Ob 4-2-3-1 oder oder 4-4-2 - das System, mit dem die Wikinger zunächst auflaufen, ist dem neuen Trainer nicht das Wichtigste.

"Das ist nur eine Grundordnung, es ist wichtig, was die Spieler daraus machen. Der Gemeinschaftsgedanke ist das Wichtigste."

Klar ist allerdings eines: „Wir werden in der Regel mit zwei Sechsern spielen und mit sehr viel Offensivpower auf den Außen.“

Eine Dreier- oder Fünferkette, wie bei der WM zu sehen war, ist indes nicht geplant, das wurde in der Ära Gludovatz regelmäßig praktiziert.

"Die Saison ist ein Erfolg, wenn für alle ersichtlich ist, welchen Fußball wir spielen", hofft Glasner, dass seine Handschrift erkennbar sein wird.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Denis Streker (Hoffenheim II) Rene Gartler (Sandhausen)
Didi Elsneg (Kapfenberg) Sandro Wieser (Aarau)
Reuf Durakovic (Dornbirn) Thomas Hinum (LASK)
Stefan Lainer (FC Liefering) Mario Reiter (St. Florian)
Thomas Murg (Austria) Jan Zwischenbrugger (Altach)
Thomas Fröschl (Wr. Neustadt) Ivan Lucic (FC Bayern II)
Kevin Metze (AKA Linz) Jan-Marc Riegler (Vertrag ausgelaufen)
Andreas Schicker (Ziel unbekannt)
Sandro (Ziel unbekannt)
Gerard Oliva (Ziel unbekannt)

TOR:

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Besetzung nur dahingehend geändert, als dass die Nummer 3, Ivan Lucic, zu den Bayern wechselte und mit Reuf Durakovic, dem Wunschkeeper von Tormann-Trainer Hubert Auer, ersetzt wurde. Kapitän Thomas Gebauer ist natürlich weiterhin die unumstrittene Nummer eins und wird von Lorenz Höbarth gefordert, vielleicht mehr als noch vergangene Saison. Diesen Druck wird der 31-Jährige aber gewiss standhalten. Der eingebürgerte Österreicher gehört zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft und landete vergangene Saison mit 69,2 Prozent gehaltener Schüsse auf Rang sechs.

LAOLA1-Bewertung: Es hat sich de facto nichts verändert, so kommt es ganz darauf an, wie Gebauer selbst drauf ist. Der Kapitän ist schon seit acht Jahren in Österreich, ist der längstdienende Rieder im Kader und bringt entsprechend Routine mit. Sollte sich Gebauer nicht verletzen, hat Ried hier kein Problem.

ABWEHR:

Auf allen Postionen sind die Rieder in der Verteidigung doppelt besetzt und verfügen dabei mit Oliver Kragl über einen der besten Linksverteidiger der Liga. Sein Backup ist Thomas Burghuber. Auf der anderen Seite hat Neuzugang Stefan Lainer, Sohn von Bundesliga-Legende Leo, die Nase gegenüber Julian Baumgartner vorne. Letzterer konnte sich aber bereits im Frühjahr in der Bundesliga beweisen. Auf den Innenpositionen scheinen Harald Pichler und Thomas Reifeltshammer gesetzt, Bernhard Janeczek ist mehr als nur ein Herausforderer und setzt die beiden unter Druck. Den Weg in den Profi-Kader hat Emrah Krizevac von den Amateuren geschafft, er ist ebenso Innenverteidiger. Jan-Marc Riegler kämpft sich im Raum Ried von seiner Schambeinentzündung zurück, hat aber aktuell keinen Vertrag.

LAOLA1-Bewertung: Die erste Garnitur ist gut bestückt, aber sollte sich wieder das Verletzungspech einstellen, wird es ähnlich wie im Frühjahr wieder problematisch für die Oberösterreicher. Vor allem im Zentrum sollte sich das Stammpersonal nicht verletzen. Eine alter Leier, aber so ist es eben in Ried, das sich finanziell - zurecht - auf keine Abenteuer einlässt. Ob das der Grund ist, warum Innenverteidiger Markus Palionis nicht verpflichtet wurde, ist eine andere Frage. Zu wünschen ist, dass Riegler bald wieder zurückkommt.

MITTELFELD:

Mit Thomas Murg und Dieter Elsneg wurde der Kader im offensiven Mittelfeld sicherlich verstärkt, dynamische Spieler für ein dynamisches Spiel. Murg wird sich mit Patrick Möschl auf der linken offensiven Seite matchen und muss den Anspruch haben, Stammspieler zu sein. Elsneg wird die zentrale Position hinter der Solospitze (hängend) einnehmen und rechts außen ist Clemens Walch das letzte Überbleibsel vom magischen Dreiecks des vergangenen Herbstes. Sein Ersatz heißt Gabriel Schneider. Glasner wird mit einer Doppelsechs spielen, ein Duo aus dem Trio Gernot Trauner, Marcel Ziegl und Denis Streker wird sich herauskristallisieren, Vladimir Grigoric ist hier ein Perspektivspieler wie Kevin Metze für die Linksaußen-Position.

LAOLA1-Bewertung: Wie in der Defensive kann sich auch in der Offensive die erste Garnitur durchaus sehen lassen. Es sind junge Wilde am Werk, alle haben auch schon ihre Qualitäten unter Beweis gestellt. Im Verbund können sie sicherlich reüssieren, doch wiederum ist die Dichte auch hier gering.

ANGRIFF:

Rene Gartler ist weg und einen adäquaten Ersatz gibt es nicht. Mit Thomas Fröschl kam ein Stürmer aus der Bundesliga, der Blondschopf ist aber nicht mit dem 30-Tore-Mann der vergangenen beiden Saisonen zu vergleichen. Sein Abgang tut den Innviertlern richtig weh. Mit dem Quartett aus Fröschl, Julius Perstaller, Toni Vastic und Jakob Kreuzer gehen die Innviertler in die Saison, Luca Mayr-Fälten wird herangeführt. Ob das qualitativ ausreichend ist, wird sich im Herbst zeigen. Andernfalls muss hier nachgerüstet werden. Sollte Vastic seine Qualitäten auf den Platz bringen, könnte es seine Durchbruchs-Saison werden.

LAOLA1-Bewertung: Die SV Ried muss hoffen, dass genug offensive Power von hinten kommt, denn nach den Abgängen von Robert Zulj (Winter) und Rene Gartler (Sommer) haben die Wikinger an Qualität definitiv gegenüber der Vorsaison verloren.

TRAINER:

Oliver Glasner ist zum ersten Mal Cheftrainer. Zuvor konnte der 39-Jährige als Co-Trainer bei Red Bull Salzburg überzeugen, Roger Schmidt wollte ihn nach Leverkusen mitnehmen, aber das Rieder Urgestein verzichtete auf viel Geld, um selbst Chef zu sein. Glasner wird dieselbe Philosophie, die er beim Meister mitumsetzen konnte, auch in Ried durchsetzen wollen. Sein Co-Trainer heißt Ewald Brenner und der steigt in die riesigen Fußstapfen von Gerhard Schweitzer. Achtung auf die Standards: Für die war Glasner schon - wie die Gegner-Analyse - in Salzburg zuständig, und die WM zeigte, wie wichtig sie auch sind.

LAOLA1-Bewertung: Oliver Glasner muss sich beweisen. Es kommt ihm zu Gute, dass er das Umfeld bestens kennt und selbiges auch ein ruhiges ist. So kann er seine Vorstellungen bestens umsetzen. Die große Frage ist: Ist Glasner auch ein Chef? Das wird die Zeit zeigen. Fachlich bringt er alles mit, aber das war auch bei seinem Freund Angerschmid der Fall.


Anmerkung: Als Bewertungsgrundlage gibt es 1 bis 10 Bälle, wobei 10 das Maximum darstellt.

SCHLÜSSELSPIELER:

Oliver Kragl: Der Deutsche fiel Manager Stefan Reiter vor einem Jahr zufällig bei einer Beobachtung eines anderen Spielers auf - und schlug letztlich wie eine Bombe ein. Der Linksfuß hatte nicht nur die meisten Einsatzminuten als Feldspieler, Kragl traf auch mit seinem linken Hammer gleich acht Mal. Er war damit der torgefährlichste Defensivspieler der vergangenen Saison. In dieser spielte der 24-Jährige, der für eine aggressive Spielweise steht, verschiedene Positionen, als Linksverteidiger soll er viel Druck über die außen machen.

 

Dieter Elsneg: Die SV Ried hat nach Robert Zulj mit Rene Gartler seine zweite große Offensivwaffe im Sommer verloren. Nur noch Clemens Walch ist vom magischen Dreieck des Herbstes hier. Doch es kommt vor allem auf Didi Elsneg an, dass die neue Philosophie der SV Ried einschlägt. Warum? Weil er sie bestens von Grödig kennt. Elsneg, der schon vor seinem Wechsel von Frosinone zu Kapfenberg 2010 ein Thema bei Ried war, kommt als hängende Spitze eine tragende Rolle in der Offensive zu - als Vorbereiter und Vollstrecker.

UNTER DRUCK:

Thomas Reifeltshammer: Natürlich hatte der Rotschopf vergangene Saison (und auch in der Vorbereitung) mit Verletzungpech zu kämpfen, doch ist auch klar, dass der 24-Jährige seither nicht an seine erste volle Bundesliga-Saison 2011/12, als er seinem heutigen Trainer Oliver Glasner als Abwehrchef folgte, anschließen konnte. Sein Vertrag wurde nun um zwei Jahre verlängert, ein Vertrauensbeweis, dennoch hat wohl auch Reifeltshammer höhere Ansprüche an sich.

 

Toni Vastic: Er ist noch ein junger Kicker, aber einer, der langsam aber sicher den nächsten Schritt machen sollte. Die Rieder zeigen sich hinsichtlich seiner Entwicklung optimistisch, nun kommt es ganz auf ihn an. Wohin geht der Weg des Stürmers? Was macht der 21-Jährige aus seinem Talent? Die vergangenen beiden Saisonen hatte der U21-Nationalspieler mit Rene Gartler einen noch übermächtigen Konkurrenten. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Vastic traf in bislang 34 Spielen für die SV Ried vier Mal. Er ganz alleine bestimmt, ob sich seine Quote verbessert.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Neuzugang Stefan Lainer vom FC Liefering hat Glasner schon in Salzburger Zeiten überzeugt und daran hat sich auch in der Vorbereitung nichts geändert. Als Rechtsverteidiger für 5,5 Millionen zu haben - oder wie wir sagen würden: Ein Schnäppchen.

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DAS LAOLA1-FAZIT:

Es startet eine neue Zeitrechnung bei der SV Ried: Neuer Trainer, neue Philosophie - und Gerhard Schweitzer ist erstmals seit 2008 nicht mehr im Trainer-Stab. Gut, dass Oliver Glasner sich nicht einleben musste, schließlich ist die SV Ried sein Verein schlechthin. Als Spieler wurde das Urgestein zur Rieder Legende, nun kann der 39-Jährige auch eine solche als Trainer werden. Das wäre auch im Interesse von Manager Stefan Reiter, der nach seinen letzten beiden Trainer-Bestellungen (Heinz Fuchsbichler, Michael Angerschmid) auf einen neuerlichen Volltreffer wie zuvor Paul Gludovatz hofft. Doch Achtung: Mit Rene Gartler ging der 30-Tore-Mann der vergangenen beiden Saisonen. Das ist nicht einfach zu kompensieren, zumal kein adäquater Ersatz geholt wurde. Löst die junge Ried-Elf im Verbund ihre Aufgaben, ist ein Platz in den Top 5 durchaus drin. Strauchelt man zu lange mit dem neuen System, könnte es für den unerfahrenen Trainer samt seiner jungen Truppe eine lange Saison werden.



Bernhard Kastler